Über das Klettern im Elbsandsteingebirge berichtet heute unsere Freundin Angelique, die uns an dem Tag begleitet.
Als ich erfahre, dass die vier sich endlich einmal in nicht so nördliche Gefilde begeben wollen, sondern nun die sächsische Schweiz erkunden, entschließe ich ( Angelique) spontan, sie zu besuchen. Also Schlafsack und Schuhe gepackt, Kette geölt, Route rausgesucht und los.
Die Anreise ins Elbsandsteingebirge von Dresden mit dem Motorrad
Von Dresden aus immer schön an der Elbe entlang..durch Pillnitz, Pirna, Wehlen, Rathen und in Bad Schandau dann links in die Kirnitzschtalstraße. Die Anreise mit dem Motorrad hätte nicht malerischer sein können. Die Sonne schickt ihre letzten Strahlen auf die Dächer von Bad Schandau und taucht alles in ein romantisches Licht.
In’s Kirnitzschtal eingetaucht, erwacht in mir der Wunsch , die Kurven voll auszukosten, die sich zwischen den hohen Felswänden so wunderbar entlangschlängeln. Schließlich wird mit dieser Strecke um Biker gebuhlt. Wer aber glaubt, es sei eine gute Gelegenheit, die Kurvenlage der Maschine zu testen, irrt. Die entgegenkommenden Autofahrer haben für diese Idee nicht unterschrieben und nehmen meistens nicht nur die eigene Spur in Anspruch.
So wird die Geschwindigkeit gedrosselt und ich genieße den Blick auf die von Frühlingsblühern übersäte Wiesen und den kleinen Fluß- die Kirnitzsch.
Am Lichtenhainer Wasserfall fahre ich fast vorbei, weil der so unscheinbar vor sich hin rauscht, aber bei der Kirnitzschtalbahn, die gemütlich durch das Tal zuckelt, bin ich dann etwas aufmerksamer.
Am Apartmenthaus „Zum Wildschütz“ angekommen, überrasche ich Geertje und Jan, die gerade mit dem Abendessen fertig sind, mit meiner Ankunft und sie spendieren mir, noch immer überrascht , aber freudig den Rest der Glut vom Grill und Halloumi.
Morgen ist also der Tag zum Klettern im Elbsandsteingebirge .. ich bin schon aufgeregt.
Seit vielen Monaten trainierte Merle in der Kletterhalle an verschiedenen Bahnen das Bergklettern. Geertje, die Mama, hat neulich auch mal nen Kletterschein gemacht, damit sie weiß, wie sie richtig sichert. Jetzt sind sie ganz heiß darauf, alles in der Praxis einmal anzuwenden. Dafür sind wir mit Bernd Großer von der Kletterschule Lilienstein verabredet.
Von den einzigartigen Felsen schwärmt die halbe Kletterwelt. Und von Berlin aus gesehen, ist es tatsächlich ein kurzer Weg in ein attraktives Klettergebiet.
Klettern im Elbsandsteingebirge mit der Kletterschule „Lilienstein“
Wir fahren nach Bad Schandau und überqueren dann den Fluss Richtung Kurort Gohrisch. Auf einem Wanderparkplatz zwischen den Bergen Papststein (452m) und dem Gohrisch (448m) treffen wir unseren Kletterlehrer. Bernd Grosser.
Sein Auto ist voller Kletterschuhe, Seile, Klettergurte und Karabiner.
Merle hat schon etwas vorfristig zum Geburtstag die richtige Ausrüstung zum Klettern geschenkt bekommen. Wir anderen werden gut ausgestattet. Mit Sack und Pack gehen wir zwanzig Minuten durch den Wald bergauf, bis sich vor uns die Felsformationen des Elbsandstein aufbauen.
Jan und mich bringt dieser kleine Aufstieg schon ins Schwitzen, während die anderen fröhlich schwatzen. Da sehen wir es endlich- unser‘ Spielterrain: Die Narrenkappe und der Zwerg.
Das A und O ist die Abseiltechnik
Bernd zeigt uns die Abseiltechnik mit einem Übungsabhang von ca. 2 Metern Tiefe. Das schwierigste für uns Große ist, dass wir dem Klettergurt voll und ganz vertrauen und uns so richtig reinhängen. Morten als kleinster Kletterer wurde von Bernd in einer Bergrettungstechnik abgeseilt.
Auf die Narrenkappe klettern
Dann beginnen wir unseren ersten richtigen Aufstieg an der Narrenkappe. Merle ist wie ein flinkes Wiesel vorausgestürmt, nachdem Bernd die Sicherung aufgebaut hat und oben auf uns wartete. Geertje und ich waren etwas zögerlicher und suchten vorsichtig mit den Händen die richtigen Griffe und Mulden, um uns festzuhalten. Aber nach etwas Zeit saßen wir schon auf dem Plateau der Narrenkappe.
Dann heißt es abseilen und die Übung von eben, wird nun umgesetzt. Also Füße gegen den Fels, Po richtig in den Gurt fallen lassen und mit den Händen Seil nachgeben, um der Erde näher zu kommen.
Unten angekommen, schaue ich Geertje dabei zu und erfreue mich an ihrer Behändigkeit und ihrer nagelneue Kletterhose, in der sie einfach sexy aussieht.
Beim zweiten Mal nehmen wir den selben Felsen auf der anderen Seite. Merle stürmt wie immer, als erste voraus, dann folgt Morton in einer Geschwindigkeit, als warte da oben eine Zuckerwattemaschine auf ihn.
Wir Erwachsenen bestaunen und feiern das und klettern dadurch beflügelt, selbst schon etwas flotter.
Oben angelangt haben wir etwas Zeit, um den Ausblick zu genießen, da die Sicherung nun auf der steil abfallenden Seite angebracht wird und als Morton für einen Moment die Konzentration verliert, holt ihn Bernd mit ein paar Worten wieder zurück.
Überhaupt hat er uns alle immer im Auge, wie wir da auf dem Felsen sitzen. Geertje mit ihrer Aufmerksamkeit, Merle mit ihrer Neugier, Morton mit seiner Verspieltheit und mich mit der Aufregung.
Jetzt dürfen wir die senkrecht abfallende Seite in die Tiefe herunter und während ich noch überlege, ob Merle wohl einmal eine furchtlose Entdeckerin wird, ist sie es bereits, indem sie sich als erste abseilt.
Dann sind Geertje und ich dran. Ich schaue Geertje lange hinterher und freu mich mit ihr, als sie den Boden erreicht hat und „Seil frei !“ ruft.
Mit einem Blick in Bernds Augen, beschließe ich, ihm und seiner Sicherung zu vertrauen und mache mich mit dem Gesicht zum Fels und der wunderbaren Landschaft im Rücken auf den Weg nach unten. Es ist schon ein ungewöhnliches Gefühl, sich über eine Kante nach hinten kippen zu lassen – und da ist es dann, das Bauchkribbeln und ich rufe auf der Hälfte des Weges „Danke!“weil ich so bewegt bin.
Unten angekommen, stärken wir uns mit mitgebrachten Broten und Möhrchen und Jan macht sich auf den Weg nach noch weiter oben, um uns von da aus mit Bildern zu beglücken. Er tut dies heldenhaft durch die schmalen Stiegen hinauf und steht dann ohne Sicherung bei starkem Wind an der Kante.
Auf den Zwerg klettern
Auf uns wartet noch der Zwerg, der seinem Namen in unseren Augen ganz und gar nicht gerecht wird. Steil ragt er aus den anderen Elbsandsteinen hervor und sieht nicht danach aus, als könne er von uns bestiegen werden.
Er verjüngt sich nach oben etwas und bietet an der Spitze gerade mal Platz für 3 Eichhörnchen. Zumindest sieht es von unten danach aus.
Doch Bernd weiß es besser und ist bereits am Fels. Er bringt die Sicherung an, wirft auch schon das Seil nach unten, an dem sich Merle sogleich mit beeindruckender Routine einklinkt.
Sie greift nach Löchern und Vorsprüngen, die ich nicht einmal sehe und entschuldigt sich nebenher inständig bei den Ameisen, die sie dabei erwischt.
Ich sehe die Spitze von hier unten nicht und so weiß ich nur anhand des Seils, dass sie angekommen ist. Ich versuche es nun genau so und merke auf der Hälfte, dass meine Finger zu sagen scheinen “20 kg weniger, wären besser zu halten“ und auch meine Zehenspitzen schmerzen. Wie gut, dass es da von oben ganz leicht am Seil zieht und von unten eine kleine Aufmunterung von Geertje gibt.
Als auch sie den Aufstieg gemeistert hat, schauen wir einander glücklich an, kuscheln uns ganz eng zusammen und genießen die atemberaubende Aussicht bis nach Dresden.
Hier und jetzt, bin ich ganz von Glück durchströmt, das mit den Freunden erleben zu können.
Natürlich tragen wir uns auch ins Gipfelbuch ein, wie schon auf der Narrenkappe, aber das hier fühlt sich doch deutlich mehr nach Gipfel an. Das macht man so nicht nur hier beim Klettern im Elbsandsteingebirge.
Beim Abseilen sackt mir das Herz in die Hose, als Geertjes Seil über einenVorsprung hinweg rutscht, aber sie sieht gleich darauf wieder ganz glücklich aus. Unten angekommen, befreie ich zitternd vor Aufregung als erstes meine Füße aus den Kletterschuhen, die sich ja bekanntermaßen immer etwas zu eng anfühlen und halte Ausschau nach Jan und Morten, die sich wieder zu uns gesellen.
Abschied vom Klettern im Elbsandsteingebirge
Zurück auf dem Parkplatz, verabschieden wir uns von unserem Kletterlehrer und machen ein kleines Picknick. Von mir aus könnte, der Tag auch hier zu ende sein. Ich würde mich noch ein paar Stunden darin sonnen, so unerwartet mit den beiden sportlichen Mädels mitgehalten zu haben, vielleicht würde ich mit Geertje in aller Ruhe einen Kaffe trinken und dem Vogelgezwitscher aus dem Wald lauschen, aber …wir haben zwei kleine Leute dabei, deren Füße jetzt gerade wieder unruhig scharren.
So machen wir und auf und haben noch genügend Zeit, um etwas zum Essen zu besorgen, denn in der Herberge „Zum Wildschütz“ ist Grillabend angesagt. Als wir ankommen haben die Wirte schon den Grill geheizt und Brot gebacken. Wir brauchen nur noch die Zutaten darauf legen.
Alle, außer uns nehmen im Gastraum Platz. Wir finden es draußen einfach viel schöner und ziehen uns eine Jacke mehr über. Zudem verwöhnen wir uns mit selbstgemachter Butter und Bärlauchpesto und erst als anfängt zu regnen, gehen wir endlich in Richtung Bett.
Vielen Dank für die Unterstützung der Reise durch die TMGS, die Destination Sachsen und für die Unterstützung beim Klettern im Elbsandsteingebirge danken wir Bern Großer mit der Kletterschule Lilienstein.
Hach, ich habe schon eine schöne Heimat. Wie oft waren wir als Kinder im Elbsandsteingebirge unterwegs. Seit dem leider gar nicht mehr. Ich muss also auch dringend mal hin und wieder ein paar Erinnerungen von damals auffrischen.
Aber nicht gleich beim Klettern. Respekt, dass das die Kinder auch schon so gut machen.
Liebe Grüße
Christina
Liebe Mrs Berry, auf jeden Fall ist es einen Ausflug wert, und man muss ja nicht gleich den Klettergurt anlegen. Wir haben so einige tolle Wanderungen entdeckt, die „ungefährlich“ waren, zB die Waldhusche udn der Gang zum hinteren Raubschloss – aber da wirst du sicherlich noch viel mehr tolle Ecken aus der Kindheit kennen. Liebe Grüße Geertje