Und schon ist die erste Woche rum. Wir haben so viel erlebt, dass das recht abtrakt wirkt, so zeitlich.
Heute begann der Tag gemütlich im warmen. Nachts war die Temperatur bis auf minus 4 Grad gefallen, aber heute begrüßte uns die Sonne und ein Sturm den man in Deutschland auf dem Titel aller Tageszeitungen finden würde. Es wäre die Rede von Millionenschäden und abgedeckten Dächern. Hier ist es einfach nur Wetter und der Sturm kann ungestört ununterbrochen den ganzen Tag toben mit Windstärke 8 und in Böhen gerne mehr.
Wir fuhren trotzdem los Richtung Geysir. Übrigens ist es DER Geysir der allen anderen Wasserspritzern auf der Welt den Namen Geysir gab. Es ist eine der Touristenattraktionen Islands, aber warum auch immer, es war recht leer. Vielleicht weil man die 300 Meter von der Strasse zum eigentlichen Objekt der Begierde im 45 Gradwinkel gegen den Wind laufen musste? Schön für uns. Als wir ankamen hatter er wohl schon eine Weile nicht „gespuckt“ und so lief ein älterer Herr genau in dem Moment über die Stelle des Weges, wo das ganze versprühte Wasser des Geysirs hingeweht wurde als dieser ausbrach. Nicht nur das der Arme von einem Moment auf den anderen Nass war bis auf die Knochen, auch seine Familie rollte sich fast vom Hügel vor Lachen.
Jetzt hieß es warten auf den nächsten Ausbruch. Der eigentliche Geysir, ging irgendwann um 1963 nach einem Erbeben ausser Dienst, aber der kleine neben an, namens Stokkur arbeitet weiter im 5-8 min. Takt. Und so klein ist ein 30 Meter Fontäne nun auch wieder nicht. Es war echt beindruckend. Foto, Foto… Merles Spass an dem Geysir wurde nur durch den Wind etwas getrübt. Übrigens ist es gar nicht leicht, einen solchen Ausbruch zu fotografieren. Man steht auf jeden Fall beim ersten Mal zu nah dran um mehr als eine Wasserwand zu fotografieren beim zweiten mal hat man ihn dann ganz drauf, wenn man es schafft, das Bild schnellgenug scharf zustellen und den Auslöser zu drucken. Richtig schwierig wird es, wenn man alle Phasen des Ausbruch mitnehmen will. Denn die Wasserkugel (mangels eines besseren Wortes), die sich kurz vorher auf 3-4 Meter aufbläht ist mindest genauso beeindruckend, wie die Fontäne selbst. Kurz: Geduld mitbringen.
Nach 4-5 Ausbrüchen mussten wir aber mit Merle aus dem Wind und gingen ins Geysir Center um uns aufzu wärmen und uns das Kamerastativ stehlen zu lassen. Ok, Papa hat es für 10 min. aus den Augen gelassen um mit Merle zum Auto zugehen in dem Geertje schon saß um den letzten Eintrag in diesen Blog über das Hotel-W-Lan upzuloaden, aber trotzdem…die Welt ist schlecht. Vorallem an so Touristenorten. So Off-Season kann man wohl nicht sein, an einer Hauptattraktion Island. War kein teures Model, aber da der nächste Fotoladen sehr sehr weit weg ist, ist es besonders blöd. Arme Geertje.
Um das Touristenprogramm auch gleich voll zu machen ging es weiter zum Wasserreichsten isländischen Wasserfall, Gulfoss. Auch hier stellte sich die Kombination aus Sturm und viel Wasser als Herausvorderung an die Fotografen heraus. Zum einen formte die Gischt fantastische Bilder über die Hügel aussen herum inklusive Regenbogen und allem, zum anderen sprühte sie auch das Objektiv nass. Jetzt hoffen wir, daß irgend eines der Bilder was geworden ist. Merle war, dank dickem Overall entspannt, trotz Nässe und Wind sass sie mit der Mama auf einem Felsen zwischen den Wasserfällen und schien es -zumindest im Windschatten der Mutter- zugeniesen. Nur die Treppen zurück zum Auto verweigerte sie. Aber Mama hatte erbarmen…
Jetzt hatten wir tüchtig das Tourismus-Muss-Programm abgehackt und fuhren zurück Richtung Häuschen. Und kamen dabei über eine Superenge Minibrücke über einen raftingtauglichen Fluss. Wir hatten diese schon auf der Hinfahrt gesehen, aber Geertje wollte zu diesem Zeitpunkt nicht glauben, dass es sich bei dieser Strasse bzw. Brücke um ein Teil der Strasse 30 handeln könnte. So kanns gehen, in Island sind alle Strassen, die nicht die 1 sind potentiell abenteuerlicher.
Zurück in Reykholt kamen wir zu meinem Lieblingsladen. Beim ersten Besuch hatte ich noch gefragt „Wo ist denn hier im Ort der Einkaufladen.“ Antwort „Hier.“ Und die Bank „Auch hier.“ Und die Tank…“ “Auch HIER!“. Toll was man alles auf 30qm Unterbringen kann. Ich musste an einen Buchtitel denken, den ich letztens irgenwo gelesen hatte. Was wir nicht haben, brauchen sie nicht. Der Laden ist entsprechend sortiert. Alles was das Herz begehrt. Zangen neben Zahnbürsten und Kosmetika, Belletristik neben den Erfrischungsgetränken und Nutella. Also es stimmt. Man findet hier wirklich alles, was man braucht.
Zurück zu Hause wurde das Zeltdach gelüftet. Geertje turnte dazu mal wieder auf dem Auto rum. Siehe Fotos. Und Merle rannte weiter zu den Kindern des Bauernhofes um mit ihnen rumzutollen. Toll. Dann gabs einen kleinen Film auf dem Computer, zum Aufwärmen und dann lecker Köttbolar mit Spagetti zum Abendessen.
Morgen mehr.
Nach dem obligatorischen Hot Pot Bad, währenddessen wir schon einige Streifen am Himmel als Nordlichter deuteten, ergab ein letzter Kontrollblick aus der Hüttentür: totales Aurora Borealis Kino. Der ganze Himmel war voller grünlicher Streifen und Foremen, die ineinanderflossen, wieder verschwanden und sich neu bildeten. Ein Tanz der Lichter. So etwas hatten wir beide noch nicht gesehen. Im Schlafanzug und Mütze versuchte ich ohne Stativ verschiedenste Fotos zu schießen und probierte unterschiedliche Belichtungskombinationen aus und verrenkte mich an der Dachkante, auf dem Terrassengeländer und solchen Abstellmöglichkeiten, weil ich ja kein Stativ mehr hatte. Jetzt wäre es wirklich so wertvoll gewesen. Wir konnten gar nicht in Ruhe zu Bett gehen, da wir das Gefühl hatten, ein paar tolle Lichter zu versäumen.