TAG 11: 18.9.2010 Kirkebaejarklaustur

In dem etwas schrapeligen, aber windgeschützten achteckigen Gebäude des Zeltplatzes kochten wir lecker Trekneat Rührei zum Frühstück – heute ist Bergfest. Nicht dass wir froh wären, daß schon die Hälfte unserer Islandzeit vorbei wäre, aber sehr erstaunt, weil wir schon so viele unterschiedliche und extreme Naturerlebnisse hatten.
Um 11.30Uhr ist mein Termin am Solheimarjökull, einer Gletscherzunge.
Auf dem Weg von Vik dorthin sahen wir uns noch die Reynisdrangar (für Merle „Drachenzähne“), Felsen, die im Meer stehen, genauer an. Dabei wurde aber vor gefährlichen Strömungen und Steinschlag von eckigen Basaltfelsen gewarnt. Das Meer hat hier schon eine gewaltige Kraft, wenn es so angeschäumt kommt – weiß auf schwarzem Sand. Dann aber flott die 35 km zum Treffpunkt gefahren. Dort wartete ich einen Moment mit zwei Holländern auf den schon bekannten roten Minibus von Arktische Abenteuer. Alli, der Guide, kam noch mit zwei Amerikanern angefahren und einigen Kisten an Ausrüstung. Bei all den arktischen Abenteuern braucht man anscheinen eine Menge Equipment. Wenn es kein Boot zum Whalewatching ist, oder Trockenanzüge, für deren anziehen man schon eine Stunde rechenen muss, dann aber Krampen für die Schuhe, einen Eispickel und einen Helm. Das ist schon ein Erlebnis für sich. Aber was ich immer wieder merke: ich fühle mich in der Natur so richtig wohl, weil ich so gut ausgestattet bin, ob ich auf dem Boot den Bugwellen und Regenschauern trotze oder im Schnee und Eis der Kälte, das ist einfach super, wenn man jedes Wetter genießen kann.
Die Gruppe von 5 Touristen machte sich zu Fuß zur Gletscherzunge auf. Jan und Merle überließ ich ihren Abenteuern: Pommes und Wasserfälle begucken.
Alli berichtete immer wieder zwischendurch über die Natur der Gletscher, daß sie wachsen und schmelzen, über tiefe Löcher das Wasser abfließt und die Stellen, unter Vulkanasche schneller schmelzen etc. Ich konnte mir gar nicht alles merken, aber fand es ein sehr spannendes Wissensgebiet und bekam wiedermal riesen Achtung vor der Natur. Er erklärte aber zunächst hauptsächlich, wie wir die Krampen an die Schuhe bekommen und wir wir uns am sichersten über den Gletscher bewegen. Und am wichtigsten, falls uns der Eispickel wegrutscht, aus der Hand fällt oder so, nicht gleich hinterherrennen. Logisch, sonst fällt man noch in eine Gletscherspalte, nur wegen dem Eispickel. So wanderten wir ein Stück, sahen von Zeit zu Zeit in ein tiefes Loch, in das Wasser plätscherte oder überquerten Fissuren, die sehr markant durch den schwarzen Ascherand ( Vulkanausbruch von 1980) sichtbar eine Struktur bildeten. Gegen Ende des Rundgangs sollten wir an eine Stelle gelangen, wo wir uns im Eisklettern probieren konnten, Mordor. Nun so gruselig war es nicht. Alli baute eine Stelle mit Haken und Sicherungsseil und wir konnten jeder versuchen eine 8 m hohe Wand emporzuklettern. Diesmal mit Hilfe von zwei Eisäxten und gesichert an einem Klettergurt. Nachdem ich der Meinung war, daß es jemand mal vormachen sollte, der es schon mal gemacht hat, nämlich die eine Amerikanerin, stattdessen, die Holländerin begann und vor dem Ziel aufgab, war ich die zweite. Ruhigen „Schrittes“ schlug ich die Äxte ins Eis und stieß meine Krampen von der Fußspitze ins Eis. Es war nicht ganz unanstrengend, aber mit einiger Konzentration konnte ich über die Kante oben schauen und wurde dann wieder per Seil runtergelassen, ein tolles Erlebnis. Das erinnerte mich an meine ersten Kletterversuche in der Sächsischen Schweiz, die damit endeten, daß ich aufgrund Kräftemangel den Sport nicht weiterbetrieb. Vielleicht würde das heute anders aussehen. Außerdem finde ich das auch recht meditativ. Nachdem man eine Weile auf dem Gletscher gelaufen ist, über sein Wesen erfahren hat, respektvoll wahrnimmt, daß er größer und stärker als jegliche Menschen ist und dann so eine Wand mit Konzentration und Respekt bezwingt, ist dies nichts anderes als Yoga. Endorphine wirbelten wieder herum und dann war es nur noch ein kurzer Gang über den Gletscher zurück zum Punkt, wo man festen Boden unter den Füßen hatte. Der Rest des Weges zum Parkplatz, ca 300m waren vor 20 Jahren noch mit Eis bedeckt. Der Gletscher zieht sich gerade sehr schnell zurück. Dort kamen dann auch Merle und Jan angefahren, die sich mit der Zeit bei ihrem „Imbiß“ etwas verschätzt hatten. Gemeinsam aber sahen wir uns dann nochmal den Skogafoss an, einen riesigen Wasserfall. Dort entschieden wir noch ca eine Stunde Auto zu fahren nach Kirkebaerklaustur zu einem Campingplatz, der in unserem Womoführer ganz nett beschrieben war. Zur Zeit liegen unsere Auswahlkriterien bei einem geschützten Raum auf dem Campinggelände. Was sehr sehr wertvoll ist, für abendliche Aktivitäten wie kochen und schreiben oder einfach nur sein – bei schlechtem Wetter. Es hat nämlich auf der Autofahrt angefangen zu regnen. Den ganzen Tag war es ansonsten nur recht bedeckt und ca 8 Grad in Mordor und drumherum . Jetzt gilt es noch eine Woche zu planen bis zu unserer nächsten Unterkunft in Myvatn, was wollen wir in den Ostfjorden sehen und im Norden? Reicht die Zeit für alles oder müssen wir uns einteilen?
Eigentlich wollte ich morgen mein Geburtstaggeschenk einlösen, einen Rundflug über dem größtem Gletscher Vatnajökull. Aber leider, das ist der Nachteil von Offseason, gibt es nur Flüge bis zum 15.9. das ist das magische Datum für viele Einrichtungen als Saisonende.
Nun nichts desto trotz wird als nächstes der Skaftafjell Nationalpark anvisiert.

Geertje

Geertje schreibt und fotografiert auf Reisen gerne, um diese intensiven Momente des Lebens festzuhalten. Sie möchte diese wunderbare Welt auch ihren Kindern zeigen und reist deshalb am liebsten als Familie in den Norden. Schön ist es, wenn Bilder und Texte auch andere Familien zum Reisen inspirieren.

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