Heute geht es zum Snowsculpting in Breckenridge!
Es ist Sonntag in Denver, Colorado USA. Nach einem deftigen Frühstück beim Mexikaner fahren meine Teamkollegin und ich zum Flughafen in Denver. Hier treffen wir auf auf zwei kanadische Künstlerinnen, die ich den vergangenen Jahren in Winnipeg und auf anderen Symposien kennengelernt habe.
Wir sind das deutsche Team beim internationalen Chamionship im Snowsculpting.
Kurze Vorstellungsrunde und ein Kaffee auf einer sonnigen Terrasse am Flughafen. Irgendwie scheint es , als reisten wir in die Sommerferien. Unsere Taschen sind für Bikini Gepäck allerdings zu groß. Von Deutschland habe ich 23 Kilogramm Gepäck mitgebracht, wovon die Hälfte Werkzeug für unsere Arbeit mit Schnee und Eis ist.
In den vergangenen Jahren sind immer mehr Spezialwerkzeuge oder selbstgemachte Werkzeuge dazu gekommen.
Die Freude ist groß und Angelique scheint super in unser Frauenteam zu passen. Sie hat als einzige noch keine Erfahrung mit dem kalten Material und stellt sich der Herausforderung. In den letzten Tagen in Denver haben wir uns akklimatisiert.
Denver liegt ca eine Meile hoch, also 1500 Meter. Der Ort, in dem wir die nächsten Tage arbeiten, liegt über 3300 Meter hoch, das sind 9600 Fuß.
Das letzte Mal war ich längere Zeit mit Anfang zwanzig auf solchen Berggipfeln im Himalaja unterwegs und wurde dort zum Glück von der Höhenkrankheit verschont. Aber seitdem ist ja viel passiert und jünger geworden bin ich auch nicht. Zur Vorbereitung haben wir schon in den Tagen zuvor immer viel getrunken, ich habe zusätzlich Ginko Biloba Kapseln genommen.
Anfahrt zum Snowsculpting in Breckenridge
Carole, Jodine, Angelique und ich nehmen einen nachmittäglichen Shuttlebus vom Flughafen in Denver zum bekannten Skiort Breckenridge inmitten der Rocky Mountains. Von Denver aus sieht man schon die gewaltige Bergkette, die ganz plötzlich aus der flachen Landschaft emporschießt. Man sagt hier: Frontrange.
Jetzt nähern wir uns der Frontrange immer mehr mit einem Kleinbus. Bald sind die Gipfel schneebedeckt und uns bleiben die Münder offen stehen vor Staunen.
Ankunft zum Snowsculpting in Breckenridge
Im Halbdunkel kommen wir in Breckenridge an und checken in ein Ferienapartment ein. Zugegebener Maßen bin ich noch etwas gejetlaggt und auch schon am frühen Abend sehr müde.
Unsere Hosts haben uns alles mögliche ins Apartment mitgebracht, einen riesen Haufen mit Snacks und Früchten wie auch Sonnencreme, Lippenbalsam und Hauutcreme. Die Luft hier oben ist st so trocken, dass die Haut schnell irritiert ist.
Das Apartment hat zwei Etagen, drei Bäder und5 bis 6 Betten. Wir finden alle bequem Platz und richten uns zwischen Ledercouch und Kamin gemütlich ein.
Ein abendlicher Spaziergang zur Baustelle sollte uns schon mal die Größe der Schneekuben näherbringen, die wir zum Snowsculpting in Breckenridge zur Verfügung haben.
Morgen am Montagvormittag geht es los mit der Arbeit.
Ich hole nochmal vor dem Zubettgehen das Modell und die Zeichnungen heraus. Wir schauen alle nochmal drauf und besprechen die ersten Arbeitsschritte.
Am kommenden Morgen, bin ich aufgrund des Jetlags schon sehr früh wach. Ich mache ein Feuerchen im Kamin und beginne eine vitalisierende Yogareihe. Ein richtig guter Start in den Tag. Als dann alle anderen auch wach sind, treffen wir uns zu einer Frühstückrunde am gewaltigen Esstisch in der Wohnküche. In Amerika ist alles etwas größer, das haben wir schon bemerkt.
Alle internationalen Snow sculpting Teams sind um 10 Uhr in ein Restaurant in Breckenridge Downtown geladen. Wir schlendern durch bunte Holzhäuschen und schnuppern schon einmal an den Schneeblöcken. Die großen 3x3x4 Meter großen Schneeblöcke sind verführerisch weiß.
Im Restaurant treffen wir die anderen Teams. Wir sind 16 Teams aus aller Welt und einige Leute kenne ich sogar von früheren Snowsculpting Contests und Symposien. Großes Hallo.
Snowsculpting mit netten Hosts in Breckenridge
Hier treffen wir auch Lisa, das erste Mal. Jedes Team hat ein Hostpärchen. In unserem Fall sind das die überaus sympthischen Bill und Lisa, die hier schon lange wohnen. Sie kümmern sich um vieles Organisatorische und unser leibliches wohl und überhaupt sind sie immer da, wenn wir sie brauchen.
Um 11 Uhr trabt die internationale Künstlerschar zum Parkplatz mit den 16 gepressten Schneeblöcken. Eine kleine Eröffnungsrede von den Organisatoren und schließlich ein Kanonenschuß. Der eröffnet den Schneeskulpturen Wettbewerb, den es jetzt schon 30 Jahre lang gibt.
An den weißen Blöcken sind die Länderfahnen angebracht, wir finden die Deutsche Fahnen alsgleich und freuen uns über die exponierte Lage gleich am Eingang des Geländes.
Wir ziehen unseren Rollkoffer mit Werkzeugen an unsern Arbeitsplatz und bauen das Gerüst auf. Ganz schön hoch diese Dinger, bei vielen anderen Veranstaltungen sind sie nur 3 Meter hoch. Trotzdem krabbeln wir schon einmal für ein Startfoto nach oben.
Mein persönliches Lieblingswerkzeug, die Schlagschnur oder Snapline kommt meistens ganz am Anfang zum Einsatz, damit markieren wir die wichtigsten Maße am Block nach dem wir die Ausrichtung der Skulptur entschieden haben.
So wie jetzt hat nämlich die Sonne die frischen Schneekuben tagsüber von einer Seite beschienen, die dann nachts wieder gefroren ist. Es gibt also im Süden einen Eispanzer. Nicht besonders gut geeignet für Details.
Die blauen Linien verteilen sich schnell über den Kubus und wir können beginnen, ihn aufzuschneiden. Mit einer langen Schneesäge sägen wir abwechselnd an der blauen Linie entlang. Die jeweils anderen schippen den Schnee vorsichtig mit großen Schneemeisseln heraus .
Höhenkrankheit beim Snowsculpting in den Rocky Mountains
Nach einem Tag Arbeit ist noch nicht viel zu sehen außer zwei „Gräben“ die von ober den Kubus teilen. Angelique erwischt es zuerst mit den ersten Symptomen der Höhenkrankheit, Unwohlsein und Zittern markieren einen iedrigen Sauerstoffgehalt im Blut. Nette Helfer der Veranstaltung wissen aber gleich, was zu tun ist. Sauerstoff gehalt messen und dann ab an ein Sauerstoffgerät und ein bisschen inhalieren. Vor allem aber nicht den Körper mit weiterer Arbeit strapazieren, besser ausruhen.
Welcome Reception beim ISSC im Nordic Center
Deshalb ist sie auch abends bei der Welcome Reception Des ISSC im Nordic Center nicht dabei.
Wir anderen tummeln uns mit den anderen Teams in dem riesigen Blockhaus am Rande der Stadt.Dieses Haus ist normalerweise Dreh.- und Angelpunkt für die MEnshcen die Skilanglauf betreiben. Man Skier ausleihen und gleich von hier starten.
Heute Abend jedoch freuen wir uns, alle Team genauer kennenzulernen. Da einige Teams nicht zum ersten Mal hier sind, wissen sie, was sie erwartet. Viele machen in der Vorstellungsrunde eine richtige kleine Show, Sie tanzen oder singen Lieder in ihrer Landessprache. Spontan entscheide ich, unsere Vorstellungsrunde auf Deutsch zu machen. Mit großen Mündern schauen mich alle an und Carole übersetzt danach, was ich gesagt habe. Vielleicht war das ja etwas unterhaltsam.
Am Dienstag arbeiten wir viele Stunden an unserem Block. Entscheiden uns, jetzt auch weiter mit der Ropesaw, einer Seilsäge, den Block weiter zu durchtrennen und die Motive an den Außenseiten anzuzeichnen. Ich bin für die Bergkette in der Mitte verantwortlich und habe etwas Probleme, die Räumlichkeit herzustellen. Ich bin meinen erfahrenen Kameradinnen sehr dankbar, dass sie da gleich Input und Vorschläge haben.
Ein kleines Aha Erlebnis am Block. Mit Säen und Meißeln schaffe ich es schlielich, eine abstrakt anmutende Bergkette in die Skultur zu schnitzen.
Künstler werden in Breckenridge verwöhnt
Unser Schaffensort ist ein großer Parkplatz am Riverwalk Center in Breckenridge. Das Gebäude selbst ist ein Veranstaltungsort mit Bühne und Backstagebereich, wie einigen Büros. Im Backstagebereich können wir uns immer aufwärmen und essen auch zu Mittag.
Wir werden echt verwöhnt. Das amerikanische Essen ist gar nicht so ungesund, wie es vermutet habe. Es gibt immer viele tolle frische Sachen. Aber natürlich auch Energieriegel und Kuchen für die schwer körperlich arbeitenden Künstlerinnen.
Ehrlich gesagt, schlägt aber auch die Müdigkeit schnell mal zu, wenn man im Warmen sitzt. Die Künstlerkollegen beklagen sich gegenseitig, die Hände schmerzen und die Schultern sind verspannt vom Schnee schippen. Auf dem Rückweg vom Mittagessen schlendern wir über den große Platz und staunen, wie viel man schon von den eigentlichen Skulpturen erkennen kann.
Wir fühlen uns ein bisschen zurück geworfen in der Zeit.
Rahmenprogramm bei den Hosts in Breckenridge
Am Dienstag Abend sind wir bei Bill und Lisa zum Essen eingeladen. Sie wohnen in einem großen Einfamilienhaus am Rande des Ortes. Ihr 16 jähriger Sohn macht gerade ein Austausch Schuljahr in Österreich und ist deshalb nicht zu Hause. Hier werden wie wieder mit Köstlichkeiten verwöhnt und unterhalten uns richtig gut, vor allem lachen wir viel.
An den folgenden zwei Arbeitstagen klotzen wir richtig ran. Mit Sägen , Meißeln, Schippen und Raspeln rücken wir dem Block zuleibe und freuen uns immer mehr darüber, was so in ihm steckt. Nach einem guten Frühstück in unserem Condo sind wir um 9 am Block und arbeiten bis mindestens 18 Uhr mit einer kleinen Mittagspause durch.
Mir geht es oft so, wenn ich mit einer gestalterischen Aufgabe gerade nicht mehr weiterkommen, schiebe ich ein bisschen Schnee, den wir herausgearbeitet haben. Allerdings gibt es auch auf dem Wettbewerb viele Volunteers, freiwillige, die das für uns übernehmen.
Countdown am Ende des International Championship im Snowsculpting
Die letzten Stunden sind geprägt von Nervosität und Teamgeist. Wir Frauen sind uns einig, dass wir zu unserer Zufriedenheit fertig werden wollen. Dafür sind wir auch bereit bis in die Nacht hinein zu arbeiten. Ich glaube, dass ich dass beim Schneeskulpturenbau noch nicht gemacht habe. Jetzt jedoch scheint es notwendig, weil wir erstens noch viel Schnee zwischen den Scheiben entfernen müssen und die Details der Motive herausarbeiten wollen.
Viele der anderen Teams sind auch noch am Schaffen. Manchmal gehen wir eine nächtliche Runde über den Platz, hier udn da wird ein Schnäpschen ausgeschenkt und unsere Hosts versorgen uns mit Sauerstoff und Leckereien als Energiespender. Auch andere Breckenridge Bürger kommen neugierig, staunend und hilfsbereit vorbei. Sie sind sehr dankbar, für das , was wir hier für ihren Ort erschaffen.
Endspurt beim Snowsculpting in Breckenridge
Auch schon am vorletzten Tag bemerkten wir, dass tagsüber die Besucherströme nicht abrissen und lautes „Ah“ und „Oh“ motiviert uns noch mehr, unsere Skulptur „Mutter Erde“ fertig zu stellen.
Vier ein halb Tage sind für so einen großen Koloss an Schnee nicht gerade viel. Jedoch sind wir auch vier Leute, die viel schaffen können.
Am letzten Arbeitstag gehen wir um 1 Uhr von der Baustelle in unser Apartment, sehr müde und geschafft. Trotzdem bleibt noch einiges zu tun und wir beschließen, um 6 Uhr wieder an der Skulptur zu sein.
Dazu quälen wir uns noch im Dunkeln aus den Betten und stehen im Morgengrauen am Arbeitsplatz mit Schaufeln und allerlei Sandpapier bewaffnet. An den Details könnte ich ewig rumfummeln, aber irgendwann muss man die Skulptur für fertig erklären, denn um 9 Uhr ist Zapfenstreich.
Juryrundgang beim Snowsculpting in Breckenridge
Tatsächlich haben wir in den letzten Stunden noch viele Feinheiten herausgearbeitet und Ecken und Kanten abgeschliffen. Wir sind hundemüde und zufrieden und glücklich, dass wir so eine schöne „Mutter Erde“ hergestellt haben.
In der Vormittagssonne warten wir geduldig auf den Rundgang der Jury, damit wir noch den Hintergrund unserer Skulptur erläutern können. Wir sind dankbar für das Interesse der Jury und hoffen, dass wir das Thema gut rüber gebracht haben.
Danach gehen wir hungrig und erleichtert in River Walk Center zum anberaumten Brunch, wo uns viele müde und glückliche Gesichter entgegen schauen.
Ich bin so müde, dass ich trotz herrlichstem Wintersonnenschein in unserem gemütlichen Apartment einige Stunden schlafen kann.
Am Nachmittag sind wir frisch und erscheinen nochmals am Riverwalk Center zur Preisverleihung des ISSC. Dazu liegen alle Fahnen der beteiligten Teams parat und wir flanieren mit Länderschild und Fahnen über den Platz und auf die Bühne im River Walk Center. Der Saal ist voll mit interessierten Gästen und den 16 Teams des Championships im Snowsculpting.
Alle Teams werden bedacht, die Jury verliest die Beurteilung der Siegerskulpturen. Großes Gejubel. Alle Beteiligten freuen sich miteinander. Team Mexico gewinnt den ersten Preis. Alle jubeln, umarmen sich und gratuliert wird in allen möglichen Sprachen.
Herrlich, dass es keinen Neid und keine Missgunst unter den Kollegen gibt.
Ich empfinde diese Veranstaltungen auch nicht als wirkliche Wettbewerbe, sondern als eine gemeinsame Erfahrung und ein Austausch, wie es in einem Symposium der Fall ist.
Skifahren in Breckenridge zur Belohnung
Am Samstag haben wir frei und sind in Breckenridge zum Skifahren eingeladen. Keiner von uns Frauen ist sonderlich scharf auf Alpin Skifahren, deshalb entscheiden wir uns für eine Langlauf Runde.
Das heißt hier Nordic Ski und die Skier dürfen wir beim Nordic Center ausleihen. Bill, unser Host, begleitet uns und zeigt uns die wunderschöne Landschaft, durch die die Loipen gespurt sind.
Obwohl Angelique noch nie auf Langläufern stand, ist sie gut bei der Sache und so gleiten wir zu viert, einige Kilometer durch lichten Wald, in dem prunkvolle Villen versteckt liegen.
Die Sonne strahlt vom Himmel und wir müssen vorsichtig sein, uns keinen Sonnenbrand zu holen.
Wir genehmigen uns eine kleine Teepause in einer Blockhütte am Wegesrand. Hier schieben wir sogar ein paar Holzstücke in den Ofen und genießen die muckelige Atmosphäre in der Hütte. Müsliriegel, Tee und anregende Gespräche erfüllen diese Stunden.
Wir sind dankbar und glücklich, die Rockies so kennen zu lernen und so umsorgt zu werden durch die Veranstalter und unsere Hosts.
Finales Abendessen bei International Championships im Snowsculpting in Breckenridge
Bill und Lisa begleiten uns auch in das Restaurant, wo für alle Teams vorzügliches Essen serviert wird.
Alle Teams tauschen rege ihre Kontakte aus. Vielleicht sieht man sich auf dem einen oder anderen Event auf der Nordhalbkugel mal wieder. Ich mag diese internationale Community von gleichgesinnten Künstlerinnen und Künstlern und fühle mich sehr verbunden, egal wie weit wir voneinander entfernt sind. Schön ist es, sich hier und da oder in den sozialen Medien weiter zu begegnen und die gegenseitigen inspirierenden Arbeiten mit Schnee und Eis zu verfolgen. Mein Herz wird trotz der Kälte dabei immer sehr warm.
Vielen Dank an alle Freunde und Kollegen, die diese Arbeit mit unterstützt haben, besonders an die wundervollen Frauen: Angelique Walter, Jodine Leigh und Carole Dagenais.
Vielen Dank an Lisa und Bill für die persönliche Unterstützung und die liebevolle Betreuung vor Ort.
Danke den Organisatoren des International Championship im Snowsculpting, der Stadt Breckenridge #Gobreck und Visit Colorado, dass wir die Destination auf diese Weise kennenlernen durften.
Danke an das Deutsche Generalkonsulat in Los Angeles für die Unterstützung des Austausches in Sachen Kunst und Kultur.
Hier geht es zur offiziellen Homepage des ISSC.
Beim Snowsculpting in Breckenridge habe ich Inspiration und Energie gesammelt, um jetzt den grauen Winter in zu Hause zu überstehen.