Snowsculpting beim Festival du Voyageur in Winnipeg Kanada

Das Abenteuer #gosnow2017 geht weiter und wir reisen zum Festival du Voyageur nach Winnipeg zum Symposium für Schneeskulpturen. An die Zeitumstellung Kanada Deutschland haben wir uns nach ein paar Tagen in Edmonton gewöhnt. Hier erschufen Thomas Braun und ich eine Skulptur mit dem Namen „Organic space“ aus einem gepressten Kubus aus Schnee.

Reise von Edmonton nach Winnipeg zum Festival du Voyageur

Jetzt ist es schon Abend und wir fliegen in einer kleinen Propellermaschine wieder 3 Stunden nach Osten. Winnipeg ist in der Provinz Manitoba  12 Autostunden von den Rocky Mountains entfernt in Zentralkanada. Hier findet seit vielen Jahren das Festival du Voyageur statt, welches auch Gastgeber für Schneekünstler aus der ganzen Welt ist. Gary Tessier ist seit über 25 Jahren künstlerischer Leiter für das Symposium. Auch hier bewarb ich mich mit einer Idee und wurde tatsächlich mit meinem Team für einen der begehrten Plätze eingeladen. Urspünglich brachte uns Friederike im letzten Jahr auf die Idee, uns hier zu bewerben, da dieses Symposium alles andere als ein Wettbewerb ist und weiterhin hier die Verschmelzung von Kunst, Musik und Kultur so lebendig ist.

Wir sind gespannt, sitzen eingequetscht in den engen Sitzen des kleinen Flugzeugs und versuchen noch an dem Entwurf zu feilen. Eben erfuhr ich noch die richtigen Maße des Ausgangskubus. Es werden ca. 3,50mx3,50×3,0m sein.

In Winnipeg ist es schon dunkel als wir landen und ein netter Volunteer des Festivals bringt uns in das Hotel Fairmont. Ich würde mal sagen, in eines der besten Hotels der Stadt. Die Straßen sind noch belebt, die Häuserschluchten beleuchtet. Ich habe mich noch extra um einen Badeanzug bemüht, da meiner zu Hause geblieben ist. Hier gibt es Fitness, Sauna und Pool im 20. Geschoss des Hotel, ganz oben also. Statt Wellness zu machen, besuchen wir noch einen Pub, essen zünftig amerikanische Chili Burger und trinken kanadisches Bier.

Die Portionen sind riesig. Im Hotelfoyer wollte man uns natürlich in die Hotel Bar lotsen, wo alles einen Zacken teurer gewesen wäre und die Umgebung etwas feiner. Wir sind froh, den Pub mit den unzähligen Displays an den Wänden, auf denen Sport läuft, gefunden zu haben. Auch das tut mal gut und muss sein.

Der Start des Schneeskulpturen Symposiums beim Festival du Voyageur

Das Symposium startet erst am Dienstagabend. Wir können also gemütlich ausschlafen und den Tag über noch die Stadt entdecken. Darauf haben wir richtig Lust. Thomas möchte natürlich in Musikläden und ich einfach herumstromern, fotografieren und Kaffee trinken. Am Ende landen wir noch in einem spektakulären Museum mit einer herausragenden Architektur. Dem Besuch des Museum of Human Rights widme ich einen folgenden Artikel.

Abends werden wir von Fahrern im Hotelfoyer abgeholt. Sie bringen uns in den französischen Stadtteil Saint Boniface, in der Nähe des Festivalgeländes, wo dies seit 1970 stattfindet, finden wir uns zur Eröffnung des Symposiums im Le Musée de Saint-Boniface Museum ein.

Alle Teams essen , trinken und quatschen auf Englisch und Französisch oder auch wieder auf Deutsch. Man kommt sich schnell nah und jedes Team bekommt bei persönlicher Vorstellung und Präsentation der Skulptur Idee ein Willkommenspaket mit Schlüsselband und Eintrittskarte fürs Festival, wie Programmablauf, Anstecker und vor allem das diesjährige T-Shirt. Es scheint ein begehrtes Sammlerobjekt zu sein.
Am späten Abend reisen alle Teams wieder ins Hotel und ruhe sich für die bevorstehende Arbeitsphase aus

Snowsculpting in Winnipeg beim Festival du Voyageur Tag 1

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Kurz vor Acht, wie eben ein normaler Arbeitstag beginnt, werden wir vom Fahrer nach Saint Boniface gefahren. Dort gibt es in einem kleinen Klubgebäude leckeres kanadisches Frühstück. Da waren schon mal herzhafte Dinge dabei. Aber beim Arbeiten mit Eis und Schnee muss man gut genährt sein.

Gegen neun gehen wir auf das Festivalgelände. Hier stehen 8 prächtige Kuben, die größer sind, als die in Edmonton. Sie haben 3,50 Meter Seitenlänge und sind ungefähr 3 Meter hoch. Zum Glück hilft uns Carole, die eine erfahrene Schneekünstlerin ist und in Winnipeg wohnt. Carole spricht sogar ein wenig Deutsch und wir sind ein super Team.
Ich habe mir da etwas ganz schön schwieriges ausgedacht und bekomme immer wieder Knoten in den Knopf, wenn ich an den Verlauf der Kanten denke. Aufgrund der Lage des Kubus zum Eingang entscheiden wir, den Entwurf zu spiegeln. Ich zeichne mir in meinem Skizzenbuch einen Ast ab, um es endlich klar zu kriegen. Schließlich beginnen wir mit Zollstock und dickem Edding markante Punkte auf der Schneeoberfläche abzutragen. Thomas beginnt von oben unwichtige Schneeteile abzustechen. Ein paar größere Ecken trennen wir auch mit einem Stacheldraht ab. Den besorgt Carole bei einem anderen Team.  Wie man im Film vielleicht sieht, ist es immer ein Großereignis, wenn solche großen Schneemassen abgetrennt werden. Ein Geräusch, was man auch nicht alle Tage hört.

Zum Mittag stiefeln wir wieder in den Klub. Wenn man erst mal im Warmen gesessen hat, kommt man schlecht wieder hoch. Aber es geht nachmittags weiter mit einer kleinen Kaffeepause im Caravan. Um uns herum wuseln Tontechniker, Veranstaltungstechniker und Organisatoren des Festival du Voyageur herum. Schließlich soll am Freitagabend die Eröffnung stattfinden.

Der künstlerische Leiter Gary Tessier bittet mich, zu halb sieben zu einem Radiosender zum Interview zu fahren. Ich werde ganz schön nervös. Ein Interview auf Englisch, was live ausgestrahlt wird – ohgottogott. Vor Ort erfahre ich, dass es dazu auch noch Facebook live geben soll. Also setze ich meine Skibrille auf, schnappe mir ein paar Werkzeuge und versuche damit ein bisschen was her zumachen.

Alles ist gut gegangen. 6 Minuten sind dann doch schnell herum.
Raymond ist mein treuer Fahrer. Er erzählt, dass er Schneekuben in Churchill an der Hudson Bay baut – ein Mini kleiner Ort. Dort mal Schneeskulpturen zu machen, wäre ja wohl ein Traum.

Auf persönlichen Wunsch, fährt er mich noch in einem Alkoholladen vorbei. Es ist hier genauso wie in Skandinavien, dass man in Supermärkten keinen Alkohol bekommen kann.

Ich werde wunderbar beraten und trage 4 Dosen lokales Bier ins Fairmont Hotel, wo Thomas fast schon schläft. Wir schauen Comedy und trinken das Bier weg – wie entspannend.

Am zweiten Tag Snowsculpting in Winnipeg

20170215-IMG_3420Es geht weiter im Text, ähm an der Skulptur. Der Kringel, wir nennen jetzt mal den „Organic space“ so, ist langsam gut zu erkennen. Das Wetter ist sonnig warm etwas über null Grad. Um uns herum schälen sich langsam die anderen Formen auch heraus. In der kleinen Buchte, im Caravan versammeln sich hin und wieder die Mannschaften und klönen ein bisschen.
Wenn es draußen windig und kalt wäre, ist das ein wahrer Rückzugsort. Jetzt ist es nur Koffeinquelle und ja, ein Stuhl zum Hinsetzen ist manchmal auch nicht schlecht.

 

 

 

 

20170215-IMG_3427Vor lauter ausführlichen Mahlzeiten am Tage habe ich das Gefühl man kommt gar nicht zum Arbeiten. Aber zugegebener Maßen kommen wir auch gut voran auch dank der Hilfe von Carole aus Winnipeg.

Heute Abend ist die legendäre Party  bei Roger im Atelier angekündigt. Wieder bringen uns Fahrer zum Ort des Geschehens. Man steht zwischen Öl und Acrylbildern trinkt Alkohol. Einige Instrumente stehen in ihren Koffern. Als der künstlerische Leiter Gary mit Thomas kurz losfährt und dann mit einer Violine wiederkommt, ist das Eis gebrochen. Es beginnt ein ungezügeltes Musizieren zwischen Violine, Gitarre, Guitarlele, Mandoline und Shake Eiern. Es wird sogar in dem engen Raum getanzt. Wie verbindend die Sprache der Musik sein kann, es ist einfach herrlich und wunderschön mit anzusehen. Ich versuche alles so gut wie möglich zu dokumentieren. Auch das ist in dem engen Raum nicht so einfach. Eventuell kann das Video ein paar Eindrücke wiedergeben.

Erst gegen halb drei landen wir im Hotelbett.

 


 

Tag 3 beim Symposium für Snowsculpting in Winnipeg beim Festival du Voyageur

Trotz Party fängt der Tag mit einem acht Uhr Frühstück an und hat den gleichen Arbeitsverlauf wie die vorherigen Tage. Es wird deutlich wärmer und am Abend soll die offizielle Eröffnung des Festival du Voyageur stattfinden. Tagsüber werden hunderte von Schulkindern über das Gelände getrieben. Am liebsten wollen sie überall anfassen und mit Matschschnee werfen. Zum Glück haben wir heute eine kleine Absperrung mit weißem Band um unseren Arbeitsplatz. Zugegebenermaßen stellt auch die Einsturzgefahr der Skulpturen bei diesen Temperaturen eine Gefahr für alle da. Ich arbeite teilweise mit einem Helm , den ich vom Briten Olli geborgt habe.

Nach dem Abendbrot geht es diesmal wieder auf das Festivalgelände. Alles ist farbig beleuchtet. Das übertüncht vieles. Selbst die großen Pfützen auf dem Platz mit den Schneeskulpturen gucken sich weg. Wir sollen noch ein wenig daran arbeiten, so dass das Publikum einen „guten“ Eindruck von unserer Arbeit bekommt. Aus Lautsprechern schallt Musik und eine Rede.  Dann ein Feuerwerk über dem Gelände.  Perfektes Geglimmer über unserem „Kringel“, der noch ganz ist.

Trockenen Fußes schafft es niemand mehr über das Gelände. Wir lassen uns gegen neun oder zehn ins Hotel fahren.

Heute Abend findet im Hotel ein Hospitality Abend statt. Wir skippen den und ich gehe lieber in Sauna und Pool und treffe die Künstlerkollegen. Ein sehr heiterer Abend im 20. Stock des Fairmont Hotel. Dazu entspannend.

Tag 4 Snowsculpting oder auch nicht mehr beim Festival du Voyageur in Winnipeg

Mit Carole verabreden wir uns zu um neun. Es kann ja wirklich nicht mehr viel zu tun sein an unserer Skulptur. Fürs Frühstück haben wir heute Voucher bekommen, die wir in einem der Festzelte einlösen können.

Als wir parken und langsam das Gelände bei strahlendem Sonnenschein vom Hintereingang her betreten schwant uns schon einiges. Die Pfützen haben sich ausgeweitet. Zwei Drittel der Skulpturen sind kollabiert und nicht mehr wirklich zu erkennen.
Puh, tief durchatmen und mal ganz dicht rangehen.  Ich habe gleich eine Idee, wie man mit den Resten die Gestalt etwas verwandeln kann, dass es trotzdem noch schön aussehen kann. Wir probieren es, einen „Arm“ auslaufen zu lassen.
Dabei haue ich ein paar Mal kräftig mit der Schaufel auf einen Abschnitt, dass scheint gleich die gesamte Skulptur zum Vibrieren zu bringen und ein anderer großer Bogen bricht ab. Schade, dass man in dem entscheidenden Moment nicht immer gerade hinguckt.

Der Schreck artet in eine kirchernde Schneeballschlacht aus. Carole und ich bewerfen uns mit nassen Schneebällen und kreischen lauthals über den Platz.

jetzt ist wirklich nichts mehr zu retten.

Iceclimbing in Winnipeg

Auf dem Weg zum Festivalgelände habe ich schon immer auf den künstlichen Eisberg geschielt. Heute hat er geöffnet und es sind Leute vom „Alpenverein“, der hier wohl anders heißt, vor Ort. Ich gehe ganz aufgeregt zu den sichernden Leuten und bin fest entschlossen, das Eisklettern hier zu probieren. Ich habe es schon einmal in Island versucht. Was auch echt Spaß gemacht hat.

Ruck zuck habe ich meine Ausrüstung geliehen, den Klettergurt angelegt und Krampen an den geborgten Kletterschuhen. Auch hier tropft es vom Eisberg und Rinnsale laufen herunter.

Paul, ein Profi vom Verein, sichert mich an der ersten von drei Seiten. Auf Englisch klingen die motivierenden Worte „Good Work“ etc. nur wie Schall und Rauch. Es ist echt anstrengend, die Eisäxte immer wieder aufs Neue in die Wand zu hauen. Die wundervollen Farben zwischen den Eiszapfen und in der Eiswand machen mich schier verrückt und süchtig, immer weiter diese Wand hoch zu klettern.  Irgendwann bei dreiviertel der Strecke finde ich einfach keinen Halt mehr mit den Füßen und auch die Kraft in den Armen versagt. Ich gebe Paul das Signal, dass er mich runter lässt. Langsam gleite ich an der Eiswand hinunter und bin ein bisschen ärgerlich über mich selbst, dass ich es nicht noch ein bisschen weiter probiert habe. Mittlerweile sind unten die Künstlerkollegen eingetroffen. Wir wollen nach dem Klettern noch etwas unternehmen. Sie warten , machen Bemerkungen und dokumentieren zum Glück das Spektakel. Ich versuche es an einer anderen Seite, die viel schwieriger ist, nach einer kleinen Verschnaufpause. Auch die dritte Seite ist tricky, es gibt einen Überhang. Da kriege ich es einfach nicht hin, die Füße weiter zu setzen.

Zwi Stunden ungewohnter Sport. Am folgenden Tag machte sich Muskelkater breit. Aber eine Erfahrung, die ich nicht missen will. Diese Anlage ist die einzige künstliche Kletteranlage an einem Eisfels mitten in einer Stadt in Ost Kanada.

Roadtrip um Winnipeg herum

Geschafft und mit nassen Skihosen lasse ich mich auf die enge Rückbank von Walts Pickup sinken. Thomas, Damon, Walter und ich brechen zu einem kleinen Ausflug auf, von dem eigentlich das Video alles erzählt. Ein erster Halt beim Starbucks, dann in einem Park mit Skulpturen von Leo Mol und in der „Natur“ Kanadas. Zugegebener Maßen sehen wir keine Schneebedeckten Gipfel und wilden Tiere. Lernen stattdessen etwas über den Unterschied zwischen kanadischer Pappel und unserer Birke. Es ist herrlich, ohne Zeit und Raum unterwegs zu sein, die kleine Gitarre immer mit an Bord und die Kamera im Anschlag. Wir alle fühlen uns so verbunden und wollen keine Minute missen. Das geht den weiteren Abend so bis spät in die Nacht, als im Hotel noch musiziert wird und bis in die frühen Morgenstunden erzählt.

Musik ist doch ebenfalls eine sehr verbindende Sprache. Ich bin sehr dankbar, dass Thomas und die Guitarlele immer dabei waren.

 

 

 

Wir danken allen Künstlern und Verantwortlichen beim Festival du Voyageur für eine perfekte Arbeitsatmosphäre, für inspirierende Gespräche und gute Musik.  Gerne kommen wir wieder nach Winnipeg.
Mein ganz persönlicher Dank gilt Thomas, dass er sich auf die anstrengenden und abenteuerlichen Tage in Kanada eingelassen hat.

 

Vielen Dank an das Deutsche Generalkonsulat in Toronto, wie auch an die Destination Canada für die Unterstützung der Reise. Danke an unsere Ausrüster Blakläder, Buff, Woolpower, Baffin Footwear für warme und gute Arbeitskleidung.

 

 

Papa

Jan Marquardt ist als Papa von Merle und Morten gut ausgelastet. Hat aber doch noch Zeit sich als Videograf, Blogger und Journalist mit all den spannenden Themen zu beschäftigen, die ihn an neue virtuelle und reale Orte führen. Das ein oder andere Foto hat er auch schon zum Blog beigesteuert. Und viele Texte von unterwegs versehentlich als Geertje Jacob eingeloggt veröffentlicht, daher steht in den Texten meist noch ein extra Hinweis auf seine Autorenschaft. Falls nötig :)

2 Kommentare:

  1. Ein sehr guter Artikel ueber unser Festival du Voyageur. Nur Schade dass ihr gerade eine „heatwave“ in Winnipeg erlebt habt. In manchen Jahren hatten wir sogar bis zu -25C. Dass waehre vielleicht zu kalt fuer euch gewesen.

    Noch eine kleine correction. Manitoba ist kein Bundestaat sondern eine Provinz Kanada’s und Winnipeg befindet sich nicht in Ost Kanada sondern genau in der Mitte von Kanada. Auch sind wir mehr als nur ein paar Autostunden enfernt von den Rockies. Von Banff nach Winnipeg sind es ueber 14 Autostunden.

    Ihr solltet Mal Urlaub in Manitoba im Sommer machen. Hir gibt es wirlich sehr vieles zum erkunden. Sorry fuer meine Fehler aber bin schon seit 1966 in Winnipeg und habe viel von der Deutschen Rechtschreibung vergessen.

  2. Lieber Udo, herzlichen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und die Richtigstellungen…. wird sofort korrigiert. Zur Hitzewelle oder Klimawandel: so ist das Leben als Künstlerin, die zum Teil mit ephemeren Materialien umgeht…..die Vergänglichkeit plant man eigentlich immer ein. Gruß Geertje

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