Skifahren in Kiruna
Es scheint ein ganz normaler Tag zu sein. Wir überlegen, welche Aktivitäten wir heute bei Tageslicht machen könnten und starten mit einem Frühstück und schauen auf den rötlichen Schimmer von Sonnenlicht am Horizont hinter den Bergen. Wir entscheiden uns, mal den Skihang von Kiruna zu erkunden. Auf einem Hügel am Stadtrand sieht man immer ein paar beleuchtete Pisten, die von der Kommune betrieben werden. deshalb sind wir gleich positiv überrascht, dass eine Tageskarte für den Lift und die Skiausleihe preiswerter sind als normaler Weise. Leider gibt es kein Snowboard mehr in meiner Größe zum Ausleihen. Nach zehnjähriger Skiabstinenz tue ich aber Merle den Gefallen und stelle ich auf zwei Bretter. Die erste Abfahrt auf dem Kinderhügel nachdem ein endlos langsamer Tellerlift mich 200m weit gezogen hat, fühlt sich noch etwas komisch an, breitbeinig, wackelig. Dann ist alles ganz normaler als hätte es keine zehn Snowboardjahre dazwischen gegeben. Ich pese mit Merle um die Wette und entscheide mich dann, die Geschwindigkeit zugunsten der Eleganz zu reduzieren. Merle hat sich gefreut, dass wir zufällig eine Bekannte, ein Mädchen in ihrem Alter, treffen , mit der sie um die Wette fahren kann.
Nach Vier Stunden Skifahren mit einer kurzen Pause in der Värmestuga sind wir bereit für den Silvester Abend.
In unserem gemütlichen Häuschen bereiten wir Ren Skav, kleingeschnittenes Rentierfleisch zu und fahren dann gut gesättigt nach Jukkasjärvi zum Icehotel. Die erste Erinnerung daran, dass hier null Promille zugelassen sind, gibt es auf dem Weg, nämlich eine Polizeikontrolle mit spontan pusten. Aber da Jan sowieso nie Alkohol trinkt, war das auch kein Problem.
Silvester am Icehotel
Wir stürmen mitten in die Vorbereitungen, das Team für die Neujahrsshow schminkt sich gerade und ist einigermaßen nervös, aber gut gelaunt. Es gibt hier einen Ort, Oktagarden, der für die Künstler reserviert ist und immer ein pulsierender warmer Ort ist. Mehrere Kinder versuchen aufgedreht ihre Müdigkeit zu überspielen, Morten ist vorne mit dabei und Merle möchte sich am liebsten auch verkleiden, wenigstens bekommt sie ein bisschen Eisprinzessinnen Schminke ab. kurz nach 11 Uhr beginnt die Parade der Schauspieler vor der Rezeption. Es ist ein bisschen wie das Theater der Maschinen. Ein Großer Bagger hat Jens mit dem Schlagzeug auf seiner Gabel und führt die Prozession an. Es dürfen Selfies mit dem König geschossen werden, der in seinem Pelzmantel und mit Geweihkrone ganz herrschaftlich daherkommt.
Man versammelt sich schließlich vor der Bühne aus Eis und Schnee. Mittelpunkt ist ein Thron aus Eis, der mit Fellen belegt ist. Diener fegen mit Straßenbesen den Schnee zur Seite. Ca . 600-800 Menschen versammeln sich, um das Schauspiel zu bestaunen. vereinzelt gehen im Dorf und auf dem Fluss schon Silvesterknaller los. Ansonsten ist es sternenklar und Musik schallt aus großen Lautsprechern.
Der König von 2014 wird abgelöst durch einen jüngeren. „The return of the king“heißt die diesjährige Inszenierung. Ich verschaffe mir auf einer Anhöhe eine gute Position zum Fotografieren und behalte Morten im Auge, der sich neben der Bühne mit anderen kleinen Jungs platziert hat. Er verfolgt mit Spannung, was dort vor sich geht. Besonders faszinieren die kleinen Jungs die großen Maschinen und man sieht sie mit offenen Mündern auf die Bühne starren.
Als dann noch das junge Königspaar, zwei Kinder, auf der Baggerschaufel herangerollt werden, sind die Jungs außer sich.
Der kleine König wird gekrönt und schon ist es Null Uhr und der alte König nimmt einen Vorschlaghammer und zertrümmert die 14 aus Eis. Er benötig ein paar Schläge, um die 1, 50 Meter hohe Skulptur aus Eis zu zertrümmern.
Alle werden auf die Bühne und den Thron eingeladen, es läuft ABBA Musik und jeder darf eine Papierlaterne anzünden und steigen lassen. So gleiten hunderte weiße Papierlaternen über den Torne und fliegen Richtung Osten davon. Hier wünscht man sich „Gott nytt år“ – ein gutes neues Jahr. Wir versuchen alle Bekannten nochmal kurz zu umarmen und fahren dann ab in unser Häuschen.
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