In diesem Blogpost erzähle ich Dir endlich, warum ich mich im Mai in ein Shortsabbatical mit Kind nach Schweden verabschiede und wie es zu dieser Entscheidung kam. Außerdem berichte ich von unseren Vorbereitungen zum Shortsabbatical und den groben Plänen für diesen Monat Auszeit.
Brückentage und Co im Mai
Im März las ich den Artikel meiner Blogger Freundin Inka von Blickgewinkelt „Kurz-Sabbatical nehmen – Auszeit vom Job“ , in dem sie auch erwähnt, dass der Mai 2018 wohl ein prädestinierter Monat für normale Arbeitnehmer ist, möglichst viel freie Zeit mit wenigen Urlaubstagen zu ergattern, denn im Mai diesen Jahres gibt es so viele Feiertage und Brückentage wie sonst selten.
Seit September kursiert also das Shortsabbatical in meinem Kopf herum. Dabei bin ich doch gar keine normale Arbeitnehmerin, muss meine freie Zeit nicht irgendwo beantragen und auf Genehmigung hoffen. Ich bin seit fast zwanzig Jahren selbständig freiberuflich tätig. Hin und wieder hatte ich mal projektgebundene Teilzeitjobs oder Studentenjobs in den letzten Jahren.
Nie habe ich mich zu einem 40 Stunden Job hinreißen lassen und stattdessen das Einkommens-Auf-und-Ab ausgehalten und die Flexibilität und Unabhängigkeit genossen.
Das ist manchmal nicht einfach, wenn das Geld auf dem Konto langsam zuneige geht. Ich habe außer meiner Mini Vorsorge bei der Künstlersozialkasse keine Altersvorsorge und keine Immobilie.
Das macht mich manchmal nervös. Aber meistens nicht.
„Selber schuld“ oder „unverantwortlich“, sagt das Teufelchen. „Du machst es genau richtig“, sagt das Engelchen. Ich stehe auf verschiedenen kleinen Standbeinen, da ist es nicht so schlimm, wenn eines mal nicht so einen festen Untergrund hat. Aber keines ist so stark, dass es mich bis zum Ende ernähren wird oder gar ein großes Kapital anwachsen lässt. Aber fast alle meine Jobs machen Spaß, fordern mich heraus oder sind für einen guten Zweck. Dabei kann ich manchmal schwer trennen, was davon Leben und was davon Arbeit ist. Auch diese Nicht-Trennung mag ich meistens. Das führt aber dazu, dass ich mir bisher keine ausgesprochene Auszeit genehmigte.
Ich schielte trotzdem heimlich auf andere, die mit der Familie oder auch alleine ein Jahr um die Welt reisten und finde das sehr inspirierend und beneidenswert.
Auszeit im Norden – um jeden Preis?
Wir träumen immer mal wieder davon, einen Winter im Norden zu überwintern und uns auf einer einsamen Insel einschneien zu lassen. Aber was tun, wenn sich die Lebensmodelle und Sehnsüchte der Erwachsenen doch etwas unterscheiden.
Für meinen Partner hat sich in den letzten drei Jahren viel bewegt: persönlich, gesundheitlich, jobmäßig. Seine größte Sehnsucht ist es, einen steten, angemessen bezahlten Job zu machen, der ihm Zeit für Familie und Freizeit gibt und möglichst in unserer Stadt ist. Dies hatte und hat für ihn Priorität und ich möchte natürlich auch, dass er gesund und glücklich ist.
Trotz unserer Träumereien über eine gemeinsame Auszeit, ein Sabbatical, wie damals zu unserer ersten Elternzeit, geben wir dem steten Job und einem regelmäßigen Alltag hier in Potsdam den Vorrang.
Die Schule und ein Shortsabbatical mit Kind
Unsere Große besucht seit der ersten Klasse eine private Schule, die Internationale Schule hier in Potsdam. Bisher haben wir noch nicht sehr oft um eine kurze Freistellung gebeten. Aber bisher hat es immer reibungslos geklappt, als wir den Verantwortlichen unsere Reisepläne erläuterten und Argumente wie Sprache und Kultur und nicht zuletzt „Reisen bildet“ mit einbrachten.
Jedoch ist aber die Schulpflicht in der Hinsicht eine Hürde, die man bei der Planung eines Sabbaticals mit Kind nehmen muss. Außerdem hat unsere große jetzt in der fünften Klasse auch eine richtig gute Zeit mit ihren Freunden, hat Spaß beim Cellounterricht, Klettern und im Orchester – alles regelmäßige Aktivitäten, die ihr den Alltag versüßen und ihr wichtig sind.
Der Kleine kommt im Sommer zur Schule und hat all dies noch nicht. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, uns eine exklusive Auszeit zu gönnen. Schon im Frühling letzten Jahres habe ich auf einem gut einwöchigen Trip nach Schweden mit ihm festgestellt, wie schön es ist, auch mal mit einem Kind exklusiv unterwegs zu sein. Ich hatte sogar das Gefühl, dass ich meinen kleinen Sohn viel besser und anders kennenlerne als im Alltag. Ich habe viel mehr Zeit, mich auf seinen Rhythmus einzulassen, darüber nachzudenken, was gerade im Moment unsere Bedürfnisse sind.
Darauf freue ich mich wohl am meisten.
Meine Bloggerkollegin Lena Marie Hahn hat über ihre Vorbereitungen zu einem längeren Sabbatical hier ausführlich Tipps gegeben.
Unsere Pläne für das Shortsabbatical mit Kind
Seit dem Herbst also kursiert es in meinem Kopf, mit dem Kleinsten aus der nordicfamily eine Auszeit im Mai zu nehmen, da es sowieso viele Feiertage gibt, Kunden, Projekte und Arbeit eh nicht so flüssig läuft wie in anderen Monaten.
Seit Beginn der Planungsphase ist mir klar, dass ich nicht einfach nur umherreisen möchte, sondern bewusst Zeit in einer Gemeinschaft, mit Menschen oder in Gemeinschaftsprojekten verbringen möchte.
Work & Travel mit Kind – eine Möglichkeit des Shortsabbatical
Deshalb recherchierte ich schon früh, ob es möglich ist „Work & Travel“, „Workaway“oder „Woofing“ mit Kind zu machen. Tatsächlich fand ich auf den entsprechenden Plattformen immer wieder Gastgeber, die ausdrücklich schrieben: Familien willkommen. Prima, die Projektbeschreibungen und Tätigkeiten hörten sich auch alle spannend an.
Meine Überlegungen gingen dann auch immer dahin, was wohl Morten macht, wenn ich irgendwo im Garten arbeite, renoviere oder andere typische Arbeiten verrichte, die beim Woofing so gang und gebe sind. Spielt er irgendwo alleine? Ist er dabei und macht mit? Sind andere Kinder dort, mit denen er etwas zusammen machen kann?
Normalerweise arbeitet man bei seinen Gastgebern eine vereinbaret Anzahl von Stunden und erhält dafür Kost und Logis. Wenn ich mit Kind unterwegs bin, würde ich natürlich genauer schauen, passt die Unterkunft für uns und wie sind die Rahmenbedingungen.
Über mein Netzwerk hier in Potsdam und auch in Nordschweden hörte ich von dem kleinen Örtchen Näsåker, wo auch immer das berühmte Musikfestival Urkult stattfindet. Das Dorfleben ist mehr oder weniger ein großes Gemeinschaftsprojekt. Ebenso ist das in Vuollerim der Fall. Den Ort haben wir mal auf unserer Lapplandreise kennengelernt.
So streckte ich meine Fühler ziemlich weit nördlich aus. Hier ergab sich nicht wirklich etwas konkretes, was auch damit zu tun hatte, dass es im Mai wahrscheinlich noch ziemlich kalt ist und all die Unterkünfte in diesen Projekten, ob Bauwagen oder Jurte wahrscheinlich für eine Unternehmung mit Kind zu unkomfortabel sein könnten. So befürchteten mögliche Gastgeber.
Ein ganz normaler Facebook Morgen
An einem ganz normalen Facebook Morgen vor sechs Wochen machte es peng und da war unser Plan geschmiedet. Eine deutsche Auswandererfamilie in Schweden sucht Unterstützung bei ihrem Webauftritt und bietet einen Gastaufenthalt bei ihnen dafür an.
Mit Susan Ne bin ich schon länger auf Facebook befreundet, ich liebe ihre Texte und Bilder zum Thema Familie und zum berühmten Pfannkuchensonntag. Ich bin schon so oft in meinem Alltag vor dem Rechner einfach hängen geblieben und war für einen Moment berührt und inspiriert.
Die Familie Pfannkuchensonntag hat auch zwei Kinder und einen Hund und wir haben sogar dem Kleinsten aus der Familie Mortens Schneeanzug für eine Lapplandreise vermacht. Wir haben uns jedoch noch nie persönlich kennengelernt.
Nach ein paar Sätzen im Facebook Chat beschließen wir, kurzfristig zu telefonieren. Und es ist tatsächlich so, als würden wir uns schon lange persönlich kennen.
Dazu kommt, dass unsere Gastgeber im Süden Schwedens wohnen. So viele Fahrtage müssen wir also gar nicht einplanen, wenn wir in unser Shortsabbatical starten.
Von ihnen ist es dann auch nur ein Katzensprung zu den Westschären, die ich seit unserer Elternzeit vor zehn Jahren nicht wieder besucht habe, aber immer allen weiter empfehle, weil es so wunderbar wild und exotisch dort am Meer ist.
Auf dem Weg zur Pfannkuchenfamilie machen wir dann noch eine kleine Runde durch Småland, besuchen die Insel Visingö im Vänernsee, das Eco Retreat Lindeborgs und die kleine Farm Smedstorp und meine Freundin Tjåsa bei Norrköping. Vielleicht ist ja noch ein Abstecher in die Hauptstadt Schwedens drin, wo Tjåsa gerade die Icebar by Icehotel fertiggestellt hat.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass sich alles so fügt und auch zu Hause alles seinen Gang geht.
„Warum machst du das?“
ist eine häufige Frage, wenn ich von dem Plan erzähle. Keine Angst, ich bin weder total gestreßt, noch überarbeitet, noch gibt es Zerwürfnisse in unserem Familienleben.
Um mir und meinem Sohn eine exklusive Auszeit zu gönnen, bevor die Schule mit ihren festgelegten Ferienzeiten zuschlägt, ist die ganz einfachste Antwort. Weiterhin möchte ich mit Menschen im Norden zusammen sein und diese besondere Jahreszeit und Off Season genießen. Ich möchte mal wieder ausführlich mit unserem alten VW T4 unterwegs sein, ein paar Nächte auf der Schlafbank im VW Bus verbringen, um morgens an einem schwedischen See aufzuwachen, um das Lagerfeuer aus der noch heißen Glut wieder zu entzünden, um meinen ersten Kaffee dort zu kochen. Ich möchte meinem Sohn so lange vorlesen, bis wir beide keine Lust mehr haben, das Buch zu Ende ist oder einer eingeschlafen ist ohne auf die Uhr zu schauen.
Was sagen die Kollegen oder deine Kunden?
Ich hoffe, die meisten gönnen sich auch mal eine Auszeit und wollen nicht zu spontan irgend einen Auftrag bearbeitet haben. Zur Not kann ich von meinem Laptop das eine oder andere bearbeiten.
Außerdem habe ich einen ganz netten Auftraggeber, die Bergfreunde, für die ich auch von unterwegs arbeiten kann, wenn ich dann will.
Die Kolleginnen in meinem Atelier unterstützen mich und sagen, ich soll kein schlechtes Gewissen haben und das Shortsabbatical durchziehen.
Ich hoffe, ich stoße niemanden vor den Kopf mit meiner Abwesenheitsnachricht, dass ich nicht andauernd meine Emails checke.
Wenn mir dann der größte Auftrag aller Zeiten damit durch die Lappen geht, kann ich es nicht ändern und es sollte so sein.
„Da verwöhnst du den Kleinen aber ganz schön“
so meine Mutter. Das wäre fast ein Thema für einen extra Blogpost. Ich habe allerdings das Gefühl, dass ich am meisten mich damit verwöhne. Bin ich dann gar egoistisch? Reisende Eltern, die ihre Kinder überall mit hinnehmen… jaja…
Außerdem ist denn Verwöhnen was schlechtes?
Apropos mit hinnehmen, was wir so alles mit auf unser Shortsabbatical nehmen und wie wir ausgerüstet sind, beschreibe ich im nächsten Blogpost.
Wenn wir Lust haben, werden wir in den Instastories mal von uns sehen lassen. Also bleibe dran unter dem Hashtag #shortsabbatical
Schreibe uns gerne deine Tipps für eine kurze oder lange Auszeit mit Kind.
Liebe Geertje, du beschreibst das so schön, was zu deiner Entscheidung geführt hat, und ich kann es so absolut nachempfinden. Wir haben zwar noch ein Jahr mehr Zeit bis zur Einschulung, trotzdem hatte ich ganz ähnliche Gedanken vor meiner fünfwöchigen Mexikoreise mit meiner Kleenen. Ich habe auch vor, noch ein weiteres Shortsabbatical (schöne Bezeichnung!) mit ihr vor dem Schulstart zu machen und fühle mich gerade von deiner Idee, in ein Community Projekt zu gehen, sehr inspiriert.
Ich wünsche euch eine wunderbare Zeit!
Ihr macht das genau richtig 💚
Liebe Julia, herzlichen Dank für deine Worte. Viel Glück für eure weiteren Pläne. Bin gespannt, wohin es Euch dann treibt.
Liebe Grüße Geertje
Sehr gute Entscheidung, Geertje! Nur “schlechtes” Timing… dass ihr endlich mal in unsere Gegend kommt, wenn wir selbst auf sabbatical und nicht zuhause sind…
Viel Spaß euch Zweien und liebe Grüße von “down under”.
Hartmut