Paddeln auf der unteren Havel mit Kindern – inkl. Video

Paddeln auf der unteren Havel ist eine schöne Herbstaktivität unweit unserer Heimatstadt Potsdam.

Was für eine verrückte Idee, in den Herbstferien so früh aufzustehen, nur um den Sonnenaufgang zu sehen? Ich hoffe auf gute Fotos und krieche aus dem Zelt. Der junge Ideengeber für das morgendliche Abenteuer aus dem Nachbarzelt hat schon die Boote präpariert und im Halbdunkel in das Wasser der Stremme geschoben.

Paddeln auf der unteren Havel

Wir befinden uns mit Freunden an einem Seitenarm der Havel mitten in Brandenburg.

Ich habe meine Kamera im Anschlag und meine Daunenjacke übergezogen, denn es ist empfindlich kalt.
Eigentlich lasse ich mich ja gerne auf solche Abenteuer ein, aber alleine ohne diese Jugendliche Anfangsenergie hätte ich es wahrscheinlich nicht gemacht.

Sonnenaufgang beim Paddeln auf der unteren Havel

Paddeln auf der unteren Havel

Wir paddeln ein Stück die Stremme entlang bis auf eine Erweiterung. Der Bützer ist ein See, den man den Großteil des Jahres nicht befahren darf, weil es so viele schützenswerte Tiere gibt, die hier nisten und wohnen. Jetzt im Herbst ist es wieder erlaubt, hier auf den See zu paddeln.

Mittlerweile ist ein heller Streifen am östlichen Horizont zu sehen und die Sonne scheint tatsächlich aufzugehen. Die allermeisten Vögel, die hier übernachtet haben, geben schon schnatterige Geräusche von sich, einige erheben sich mit großem Getöse in die Lüfte als wir eintreffen.

In unseren Indianerkanus sehen wir ein bisschen aus wie in einem Western Film vor dem oranger werdenden Himmel mit Schäfchenwolken.

Tatsächlich zeigt plötzlich mein Paddelbegleiter auf eine Stelle im Wasser, wo es merkwürdig raschelt. Ich kneife meine Augen zusammen und versuche zu fokussieren. Da sitzt tatsächlich ein Biber und knuspert an irgendwelchen Ästen herum. Sein lederner Schwanz liegt glänzend auf Seerosenblättern. Es ist leider noch zu dunkel, um wirklich gute Fotos zu schießen, aber allein die Begegnung ist sehr beeindruckend.

Wir paddeln wieder zurück zu unserem Biwakplatz an der Stremme. Dort haben Merle und Morten schon das Lagerfeuer von gestern Abend wieder entfacht. Und ich kann gleich bei Ankunft meine dampfende Kaffeetasse in Empfang nehmen. Der kleinste stochert versonnen in der Glut und die Große deckt für uns schon mal den Frühstückstisch, sie hat gestern im Naturparkzentrum Quittengelee gekauft. Das gibt es jetzt mit ein paar Waffeln und kernigem Brot.

Die zwei Zelte stehen in der Morgensonne am Ufer, inzwischen ist es richtig hell geworden und wir planen unseren Tag mit dem Paddeln auf der unteren Havel.

Bevor es richtig losgeht, muss das ganze Geraffel wieder abgebaut werden und in wasserdichte Packsäcke verstaut werden. Die Kanus nebst Tonnen und Packsäcken haben wir bei dem kleinen Unternehmen „Das Havel Kanu“ geliehen. Ebenso bekamen wir hier zu Beginn des verlängerten Wochenendes ein paar gute Tipps für die Route. Der Transfer zum Ausgangspunkt und das Abholen vom Endpunkt ist hier mit inkludiert. Richtig guter Service wie wir finden.

Auf der unteren Havel rund um Mögelin

Heute fahren wir auf einigen kleinen Seitenarmen der unteren Havel rund um Mögelin. Die Sonne scheint und die Luft duftet nach Herbst. Die Kanus sind randvoll beladen. Natürlich haben wir Zelt, Isomatten, Schlafsäcke und Campingkocher dabei, aber auch so einige Leckereien, die unseren Ausflug versüßen. Fernglas und Kamera fehlen auch nicht.

Wir haben es nicht eilig und können uns manchmal ganz gelassen den Fluss entlang treiben lassen. Dabei sind wir so still, dass wir viele Vögel beobachten können. Ein Kormoran thront majestätisch auf einem abgestorbenen Baum und eine Schwanenfamilie zieht friedlich an uns vorüber.

Wusstest du eigentlich, dass die abgestorbenen Bäume vom Kot der Kormorane erkrankt sind und so langsam verfallen. Hier ist nicht die Umweltverschmutzung im herkömmlichen Sinne Schuld.

Am allerschönsten sind die ganz engen und verschlungenen Kilometer der unteren Havel. Kaum ein Boot passt auf den Fluss, rechts und links ist dichtes Schilf oder der eine oder andere knorrige Baum zu bewundern.

Um die Runde rund zu machen und wieder in Milow anzulanden, müssen wir ein paar Kilometer entgegen der Strömung paddeln. Das merken wir deutlich, denn auch die Kids müssen jetzt kräftig die Paddel schwingen.

Eine Pause vom Paddeln auf der unteren Havel im Naturparkzentrum

Paddeln auf der unteren Havel - Naturparkzentrum

Im Naturparkzentrum haben wir am Vortag gehört, dass die Havel ungefähr 300 Kilometer lang ist und pro Kilometer soll es ungefähr einen Biber zu sehen geben. Sie sind allerdings sehr scheue Tiere, die man nicht oft zu Gesicht bekommt.
In der Ausstellung des Naturparkzentrum wurden ebenso sehr bildlich die Bewirtschaftung und Renaturierung der Havel beschrieben. In einem Zelt konnten wir uns gemütlich auf eine Kissenlandschaft platzieren und an die Decken schauen, von der uns tausende Sterne anlachten. Im Havelland ist es nämlich besonders dunkel und im Sternenpark Havelland sind jährlich viele Touristen unterwegs, um den Sternenhimmel zu bewundern. Hier gibt es nämlich sehr wenig Lichtverschmutzung.

Sterne im Havelland - Sternenpark

Biwakplatz Bahnitz

Ein weiterer Biwakplatz den wir auf unserer Paddeltour erkunden befindet sich in Bahnitz. Auch hier finden wir einen super gepflegten Platz vor. Als wir die Boote aus dem Wasser gezogen haben, stürmen die Kids los und entdecken sogleich den Kneipp Barfußpfad, der hier angelegt ist. Schnell sind Schuhe und Socken ausgezogen und die nackten Fußsohlen erspüren Steine, Kienäppel und Bambusrohre, schließlich baden sie in eiskaltem Wasser. Eine wunderbare Abwechslung auf dieser Tour. Eine Tafel beschreibt genau, wie gesund diese Kneipp Therapie ist und wer sie erfunden hat.

Exotische Tiere an der Havel

Und gleich hinter dem Barfußpfade laufen einige exotische Tiere umher. Eine Straußenfarm am Ufer der Havel. Ich finde auch gleich eine schöne lange Straußenfeder und wedel stolz damit in der Luft umher. Ein nettes Souvenir von dieser Tour.

Auch hier sind die Zelte schnell aufgebaut und etwas Holz fürs Lagerfeuer zusammengetragen. Eine große Metallschale am Biwackplatz lädt gerade dazu ein, das wärmende Feuer zu entfachen. Ich zaubere ein paar Marshmellows aus der Essenskiste und alle sind glücklich.

Paddeln auf der unteren Havel - Sterne

Es ist bald stockduster und wir sitzen am Feuer und erzählen bis wir alle ziemlich müde geworden sind. Dann legt der Jüngste aber den Kopf in den Nacken und schaut gen Himmel: „Da der große Wagen“ und alle sind verblüfft von den vielen Sternen, die hier am Himmel zu entdecken sind. Es ist wirklich ganz anders als in der Stadt.

Eingemummelt in unsere Schlafsäcke träumen wir vom Sternenzelt, den Bibern und natürlich den exotischen Vögeln am Ufer der Havel.

Natur - Paddeln auf der unteren Havel

Paddelsonntag

Nicht die Kirchenglocken sondern, die goldene Herbstsonne weckt uns am Sonntagmorgen: Der Nebel verzieht sich langsam von den Uferwiesen der unteren Havel. Eine Schwanenfamilie schwimmt lautlos vorbei und das Wasser des kleinen Flusses liegt fast spiegelglatt vor uns. Meine Hände umklammern eine dampfende Kaffeetasse und ich bin so gelassen wie sonst selten.

Der Kaffee duftet und ich weiß diesen Momenten sehr zu schätzen. Es ist ja fast wie im tiefsten Skandinavien, aber so dicht vor unserer Haustür in Brandenburg.

Paddeln auf der unteren Havel Biwakplatz

Am heutigen Tag paddeln wir noch einige wenige Kilometer und beschließen dann den Wochenendausflug in Milow, wo wir die Boot wieder abgeben.

Paddeln auf der unteren Havel im Milower Land

Aber das machen wir nicht, bevor wir nicht noch im Milower Hof eingekehrt sind. Hier kann man übrigens auch schön in einer Pension wohnen, wenn man auf so einer Kanu Tour nicht zelten möchte.  In der warmen Gaststube bestellen wir Schnitzel mit Pommes und warme Süppchen. Die Kinder sprechen noch lange von den eindrücklichen Tierbegegnungen und der ursprünglichen Natur.

Ich klicker meine Fotos auf der Kamera durch und kann es fast gar nicht glauben, dass uns noch ein so sonniges Herbstwochenende beschert wurde.

Fast zu schade, dass es nun schon wieder zu Ende sein soll. Wir hätten gut noch eine Weile auf dem kleinen verschlungenen Fluss, der unteren Havel umher paddeln können, wenn nicht der Alltag dazwischen käme.

Aber hier in der GEgend kann man ja vielerorts Paddeln, zB. im Spreewald.

Paddeln auf der unteren Havel

Vielen Dank für die Unterstützumg der Tour durch Tourismus Marketing Brandenburg und den guten Service durch „Das Havel Kanu“.

Geertje

Geertje schreibt und fotografiert auf Reisen gerne, um diese intensiven Momente des Lebens festzuhalten. Sie möchte diese wunderbare Welt auch ihren Kindern zeigen und reist deshalb am liebsten als Familie in den Norden. Schön ist es, wenn Bilder und Texte auch andere Familien zum Reisen inspirieren.

2 Kommentare:

  1. So tolle Bilder, Geertje! Da hat sich das frühe Aufstrehen echt gelohnt!
    Liebe Grüße
    Angela

  2. Liebe Angela, vielen Dank. Ja kaum zu glauben, dass man solche magischen Momente hier in Brandenburg erleben kann. Ich bin auch sehr dankbar dafür und kann sowohl das frühe Aufstehen, als auch das paddeln im wilden Brandenburg empfehlen. Herzliche GRüße Geertje

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