Zum Paddeln auf der Ücker starten wir am Mittwochnachmittag vor Himmelfahrt.
Ich mache mich mit den Kindern auf den Weg Richtung Uckermark. Eine lange Tradition sollte fortgesetzt werden, denn mit einer Gruppe von Freunden gehen wir Himmelfahrt immer paddeln. Dieses Mal hatten wir uns die Ücker in der Uckermark vorgenommen. Die Ücker ist ein kleiner Fluss, der aus dem Oberucker See in Prenzlau entspringt. Sie fließt Richtung Norden Richtung Mecklenburg-Vorpommern und mündet im Stettiner Haff. Ich bin überrascht von der Idylle dieses Wochenendes.
Paddeln auf der Ücker im Frühling – die Anfahrt nach Prenzlau
Seit einigen Tagen ist es auch hier in Brandenburg sommerlich warm, obwohl es erst Ende Mai ist. Badeanzüge, Flip Flops und Wasserpistolen sind eingepackt. Daneben brauchen wir viel Futter, Zelt und Schlafsäcke. Das Auto sieht aus, als würden wir drei Wochen verreisen wollen. Dabei sind es nur vier Tage. Viele Menschen wollen in diesen Tagen Richtung Ostsee fahren, deshalb ist es auf den Straßen um Berlin herum sehr voll. Unser Navi zeigt ursprünglich etwa über 2 Stunden an, es werden jedoch dann 3 Stunden. Auf Google Maps hatten wir uns auf einen kleinen Biwackplatz in der Nähe von Prenzlau geeinigt. Die Koordinaten habe ich sorgfältig ausgewählt und verfolgt und das Navi führt mich sicher die Route entlang.
Ein Biwakplatz als Startpunkt für das Paddeln auf der Ücker
Nachdem wir die Stadt verlassen haben, fahren wir noch über ein paar Felder und kommen an einem schönen gemähten Biwakplatz an. Eine Brücke verbindet beide Ufer. Zwei junge Männer frage ich, ob sie womöglich zur großen Gruppe gehören. Denn nicht immer kennen wir alle Teilnehmer der Himmelfahrtspaddeltour. Jedoch stellt sich heraus, dass sie einen ruhigen Abend und eine ruhige Paddeltour vor haben und nur zu zweit unterwegs sind. Als ich erwähne, das hier demnächst zehn Autos und 34 Menschen eintreffen werden, überlegen Sie es sich gut und verschwinden auf den nächsten Zeltplatz. Das tut mir sehr leid aber besser als würden sie nachher eine böse Überraschung erleben. Denn 17 Kinder und 17 Erwachsene die einmal im Jahr aufeinander treffen können schon sehr aufgeregt laut und lustig werden.
Mit den Kindern schlendere ich das Ufer entlang und wir schauen uns die Umgebung an. Tatsächlich bieten sich hier zwei Zeltplätze an: einer rechts und einer links des Flusses. Auf der einen Seite befinden sich noch ein Feuerplatz und ein überdachter Picknicktisch. Unsere Große baut eifrig unser Zelt auf. Sie ist ganz versiert, da sie erst vor kurzem damit im Wildniscamp in der Wildnisschule war.
Nach einiger Zeit trifft auch die nächste Familie ein. Wir kennen uns vom letzten Jahr und begrüßen uns herzlich. Nach und nach wird es immer abendlicher wir bauen den Kocher auf und essen unsere erste Campingmahlzeit in der Natur Brandenburgs.
Dann gehen wir ins Bett, also in unsere Schlafsäcke. Nach und nach trudeln noch mehr Freunde ein, die letzten Hamburger kommen erst, als wir schon sanft schlummern und wir werden erst am Morgen alle richtig begrüßen können.
Eine Nacht im Zelt beim Paddeln auf der Ücker
Die Nacht in der Natur ist ruhig, das Flüsschen rauscht und wir schlafen wunderbar in unserem Zelt. Am nächsten Morgen frühstücken wir gemütlich im Morgensonnenlicht, ich genieße es jedes Mal, meinen Kaffee frisch aufzubrühen und draußen zu sitzen. Dann kommt der anstrengende Teil. Alles Gepäck wird aus den Autos heraus gezerrt, große Kisten Rucksäcke, Packsäcke und natürlich Wasserpistolen werden wasserdicht in den Booten verstaut. Manche Boote sehen aus wie reine Lastentiere. Nach und nach lassen wir die schweren Gefährte zu Wasser. Mit Schirmmützen und Sonnenschirm bewaffnet setzen wir uns in die Boote und paddeln langsam das schmale gewundene Flüsschen entlang. Hier bei Prenzlau ist es nur 5-10 m breit, hat einen schmalen Schilfstreifen und teilweise eine ganz schön starke Strömung. Ich bin erstaunt, denn wir müssen an manchen Stellen gar nicht paddeln, sondern nur lenken, weil die Strömung uns schon in die richtige Richtung transportiert.
Treiben lassen oder Paddeln auf der Ücker?
Hier sind nie alle zwölf Boote auf einmal zusammen. Manchmal treiben vor uns ein paar mit Kindern und Erwachsenen besetzte Kanadier umher, wenn wir zurückschauen, sehen wir auch ein oder zwei. So kann man sich auch manchmal vorstellen, ganz allein auf dem schmalen Flüsschen unterwegs zu sein. Es ist sehr warm. Die Sonne scheint und man muss sich in diesen Frühlingstagen schon gut vor ihr schützen. Wir beobachten kleine Vögel und sehen sogar eine Bisamratte am Uferrand und können uns gut vorstellen, hier noch weitere drei Tage mitten in der Natur zu verbringen.
Manchmal treiben wir nebeneinander, quatschen und teilen unsere Leckereien zwischen den Booten. Geschmackvolle Getränke, selbst gebackenen Kuchen, und natürlich viele Kekse und Süßigkeiten werden hin und her gereicht. Nach circa 12 km kommen wir an einen Biwak Platz, der wie für uns gemacht scheint. An einer kleinen Böschung ziehen wir die Boote aus dem Wasser und richten uns auf einem großen gemähten Wiesenstück häuslich ein. Zwölf Zelte wollen erst mal aufgebaut sein und das kleine Zeltdorf steht aber nach 1 Stunde und sieht aus, als würde es schon immer dort stehen. Eine gemütliche Lagerfeuerstelle auf Betonuntergrund bietet auch die Möglichkeit, etwas zu grillen. Aber zunächst streuen wir auf der Wiese umher es wird Fangen gespielt, mit Wasserpistolen umher geschossen und natürlich gibt es nach einem Jahr viel Gesprächsstoff zwischen den vielen Freunden. Gegen Abend werden die Campingkocher angeworfen und die ein oder andere Nudel gekocht oder und das ein oder andere Würstchen gegrillt.
Die
Kinder sind noch bis spät am Abend wach und ich bin geschafft, liege im
schattigen Zelt versuche noch ein Buch zu lesen und die Kinder draußen zu
beobachten. Meine Augen fallen schon schnell zu, bevor der Kleinste ins Zelt
kommt und auch ins Bett gebracht werden will.
Am nächsten Morgen bin ich schon früh wach, setze mich vors Zelt und zeichne die uckermärkische Landschaft. Nach und nach kriechen auch all die anderen der kleinen Zeltdorf Gemeinde aus ihren Zelten und beginnen, ihren Kaffee aufzubrühen. Es ist Himmelfahrt und an vielen anderen Orten Deutschlands würde man jetzt einigen Herrentags-Kolonnen begegnen, die trinken und mit geschmückten Fahrrädern die Landschaft erkunden. Nicht hier an den Ufern der Ücker. Darüber sind wir sehr froh, denn unsere kleine Gemeinschaft reicht uns vollkommen aus.
Jetzt heißt es wieder alle Zelte zusammen packen, alles wasserdicht in Säcke verstaue und die vollgepackten Boote zu Wasser lassen. Ein weiterer Tag auf dem schmalen Flüsschen Ücker breitet sich vor uns aus. Unter ein paar großen Bäumen am Ufer finde ich mit den Kids teilweise Schatten, auch ein großer Regenschirm dient uns mal als Sonnenschutz und mal als Segel, weil der Wind so schön aus dem Süden kommt. Die Strömung bringt uns wieder leicht voran. Die Große liest dabei gemütlich ein Buch, der Kleine lässt die Beine ins Wasser baumeln – solche Momente gibt es in unserem Alltag nicht oft. Das wortwörtliche Dahinplätschern von Zeit und Raum genieße ich umso mehr.
Ein Wehr – Abwechslung beim Paddeln auf der Ücker
Ein kleines Abenteuer stört unsere dahin plätschernde Idylle. Vor uns strudelt das Wasser und fließt eine große Stufe hinunter. Auf einem kleinen Abschnitt daneben wird aus der Stufe ein kleines Stück Wildwasser, was nicht so steil abfällt.
Fachblicke von unseren Mitpaddlern begutachten das Naturschauspiel und wir beraten, wie 12 Boote mit 34 Menschen über dieses kleine Hindernis hinwegkommen.
Ein mutiger Paddler mit gepacktem Boot und ohne Passagiere versucht sein Glück. Es scheint ganz einfach zu sein, wenn man nur ein bisschen lenkt und sich an der rechten Flussseite hält.
Trotzdem pocht mein Herz, als ich mit den Kids und unserem vollgepackten Boot, das Wildwasser überwinde. Wow, am Ende denke ich, dass es ja richtig Spaß macht.
Ich dokumentiere noch die anderen Abfahrten mit meiner Kamera. Dann setzt die kleine Reisegesellschaft ihre Fahrt fort.
Eine lange Picknickpause am Ufer der Ücker versüßt uns den Nachmittag. Ob Maggy Suppe auf dem Gaskocher oder Süßigkeiten, das Leben auf dem Wasser macht hungrig und die kleinen Raubtiere werden gefüttert.
Wasserwanderrastplatz in Pasewalk an der Ücker
Es ist nur noch ein kleines Stück zu unserem Rastplatz, ein kleiner Wasserwanderrastplatz in Pasewalk sollte uns Unterschlupf für die Nacht gewähren. Wir haben uns angemeldet, denn wir waren nicht sicher, ob so eine große Gruppe spontan Platz findet.
Auf dem super gepflegten Platz sind schon andere Paddler angekommen und auch nach uns trifft noch eine Gruppe ein. Alle finden ihren Platz, die Kinder erfreuen sich an Slackline, Gummihopse und Hängematten. Die Erwachsenen freuen sich über eine Dusche.
In fußläufiger Entfernung kann man hier sogar am Freitagabend noch einkaufen gehen. Ein Geburtstagskuchen samt Kerzen muss noch besorgt werden.
Am Samstagmorgen brechen wir auf, um eigentlich ganze 16 Kilometer zu paddeln. Doch weit vor unserem Ziel entdecken wir einen hervorragenden Lagerplatz zum Baden, Dösen und quatschen. Kurzerhand entscheidet die Paddelgruppe schon am frühen Nachmittag, dass wir heute nicht mehr weiter paddeln.
Prenzlau haben wir am Horizont noch im Blick, jedoch fühlen wir uns hier wie mitten in der Natur. Ein Wehr bietet uns die Möglichkeit, ein paar Mal mit den leer geräumten Booten die sprudelige Abfahrt mit viel Gekreische zu nehmen. Am Steg kann man außerdem prima baden.
Der Baderastplatz für den heißen Tag
Die Sonne brennt uns auf den Leib, nur wenige Zelte können hier unter Bäumen im Schatten stehen. Die Kleinen angeln und baden. Sonnenbrand vorprogrammiert. Meine Kids muss ich oft an ihre Schirmmützen erinnern, trotz Nachcremen tragen wir jedoch dann verbrannte Schultern und Rücken mit nach Hause.
Einige kleine Fische landen an den Haken der jungen Petrijünger. Die lassen die Tiere aber zum Glück wieder frei.
Paddeln auf der Ücker
Apropos frei, am frühen Abend gönne ich mir einen
Gruppen-frei Spaziergang. Nach einigen hundert Metern, die ich am Ufer entlang
spaziere merke ich, wie gut mir die Ruhe tut.
Es ist zwar schön, den Tag mit so vielen lieben Menschen zu verbringen, zu
lachen und zu sprechen, aber es fordert von mir auch viel Konzentration….
jetzt fühle ich wieder diese Verbindung zur Natur, die ich vor über zwei Wochen
im Frauen Wildniscamp so intensiv gespürt hatte. Am Waldrand entdecke ich in
300 Metern Entfernung eine knorrige Eiche, die interessiert mich und so
spaziere ich durch das wadenhohe Gras auf den Waldrand zu.
In meinem Hinterkopf habe ich noch den Satz, als ich mich
aus dem Camp verabschiedete, „und wenn du einen Tierschädel findest, bring ihn
gerne mit als Geburtstagsgeschenk“. Als dann ein Lauf von einem Rotwild vor mir
liegt, kann ja der Rest nicht weit sein. Tatsächlich entdecke ich Schädel und
Wirbelsäule. Mit einem Taschentuch greife ich mutig den knöchernen Schädel und
nehme ihn mit. Ganz stolz über meinen Fund.
Trotzdem gehe ich noch zu der gesichteten Eiche, zeichne Sie, sitze dabei auf
ein paar Mauerresten auf einer Lichtung.
Hier muss wohl mal ein Haus gestanden haben. Der warme
Abendsonnenschein leuchtet die Eiche ganz goldig an. Ein würziger Duft steigt
mir in die Nase. Zwischen meinen Füßen entdecke ich wilden Thymian. Ein weiterer
Schatz, den ich zum Abendbrot mit ins Camp nehme.
Ich stromere durch den lichten Laubwald, sehe auf einer weiteren Lichtung mit
aufgepflügter Erde eine Menge Tierspuren und kann mir die wildesten Geschichten
ausdenken. Karneval der Tiere kommt mir in den Sinn.
Als ich zurück im Camp bin, ist schon Abendzeit. Bald wird ein Lagerfeuer entfacht. Unsere Große erklärt sich zum Spielleiter für „Werwolf“ bereit.
Alle sind bis spät in die Nacht noch auf und genießen den letzten Abend vom Kurzurlaub, denn morgen geht es nach einer kurzen Tour wieder nach Hause.
Am Sonntag haben wir noch ein paar Kilometer vor uns bis zu einem Wehr. Dort
holt der Bootsverleiher von Solaris Prenzlau die 12 Boote ab und bietet den
Autofahrern einen Transfer zu den Autos an.
Die gesamte Autologistik kostet dann doch etwas Zeit.
Wir sind ca. 40 Autominuten nördlich von Prenzlau, wo unsere Fahrzeuge stehen. Wir werden also dorthin gefahren. Ich fahre dann mit unserem Bulli wieder zurück an den Anlandeplatz, um Kinder und Gepäck einzuladen und erst dann treten wir den Nachhauseweg nach Potsdam an.
Auch alle anderen Berliner und Brandenburger kommen jetzt
anscheinend aus dem Norden, die Autobahnen sind brechend voll und wir fahren
von einem Stau in den anderen. Dem Kleinsten ist schlecht und wir brauchen ewig
bis nach Hause.
Wie schade, denn die Tage in der Natur waren eine tolle Erholung.
Fazit Paddeln auf der Ücker
Für ein paar Tage ungetrübten Paddelspaß können wir die Ücker als Reiseziel für Familien empfehlen. Es ist wenig anstrengend, denn die Strömung bringt einen gut vorwärts. Man überquert keine Seen, noch ist der Fluss sehr breit, eher im Gegenteil. Die kleinen Windungen des schmalen Flusses ermöglichen es in den Dschungel der Uckermark abzutauchen und sich alleine zu fühlen.
Einige Biwak Plätze am Ufer sind perfekt zum Übernachten, wenn man möchte kann man auch offizielle Zeltplätze wie den Wasserwanderrastplatz in Pasewalk anlaufen. Das einzig schwierige könnten die Wehre sein. Nur die wir gesehen haben konnten man gut mit gepacktem Boot überwinden. An einer Stelle in Pasewalk mussten wir umtragen. Das ist etwas mühselig, wenn man das ganze Gepäck ausladen muss, leider hatte auch niemand von uns einen Bootswagen dabei. Das schreiben wir uns für die nächste Paddeltour auf.
Falls man nicht zu solchen Feiertagen unterwegs ist, sollte auch der Weg aus der Hauptstadt und anderen Ecken Brandenburgs gut machbar sein. Paddelstrecken sind von 6 bis 19 Kilometern gut möglich. Von Prenzlau kann man bequem vom Zeltplatz Solaris starten und auch dort ein Boot leihen.
Paddeln auf der Ücker mit Kindern war für uns überraschend schön und naturnah.