Lappland mit Malou und Ilka im Januar 2014
Es ist noch noch dunkel als ich aus dem Bett springe und die vorbereiteten Handgriffe zu meiner Abreise von zu Hause mache. Merle ist wach traurig und braucht noch mal eine Kuscheleinheit. Wir werden zum Flughafen gebracht, wie luxeriös. Es ist mild, frühlingshaft und endlich ein bißchen hell als wir in Tegel sind. Unser Flugzeug bringt uns nach Stockholm.
Von airberlin erhalten wir die Information, dass unser Gepäck durchgecheckt werden kann, aber wir sollten uns nochmal erkundigen. Am Abflugterminal in Stockholm stoßen wir auf einen verstörten , nichts wissenden Mitarbeiter von SAS. Alos müssen wir wieder zurück und ja auf dem Gepäckband liegen noch unsere riesigen Taschen, die wir dann neu einchecken – zum Glück haben wir genügend Zeit.
In Stockholm läßt sich der Winter erahnen, ein wenig Schnee liegt hier. Der Tag ist gestaltet von Kaffee und halbschläfrigem Herumgesitze.
Im zweiten Flugzeug findet sich eine bunte Mischung aus Menschen. Einige gehören wahrscheinlich nach Lappland andere scheinen offensichtlich Touristen zu sein, ander sind undefinierbar, man hört verschiedene Sprachen.
Nach einer halben Stunde Flug schauen wir neugierig aus dem Fenster und sehen die zerklüftete verschneite Küstenlandschaft und dann die Fjell Landschaft nördlich des Polarkreises. Die Berge im Westen können wir nur mit Halsverrenkungen sehen und staunen über die Sonnenuntergangsfarben.
Als wir die Gangway runtergehen schlägt uns die trockene Kälte entgegen, die Temperaturanzeige am Airport Kiruna zeigt minus 25 Grad. Wir sind angekommen.
Ilkas Freundin will uns abholen und ist noch nicht zu sehen. Stattdessen erfahren wir am Telefon, dass Olle kommt, ein Taxifahrer – groß, ungefähr 60 Jahre.
Zehn Minuten später ruft ein schwedischer Mann Ilkas Namen – nicht sehr groß, aber es ist Olle, der uns 25 km von Kiruna Richtung Nikkaluokta fährt. Raureif bedeckte Bäume am Straßenrand, klarer Himmel.
Im gefühlten Nirgendwo erreichen wir ein kleines niedliches Häuschen am See, das Feuer im Ofen brennt, es gibt Kaffee und schwedische Kekse. Der Taxifahrer Olle wird eingeladen und wir sitzen gemütlich beisammen.
Es ist nachmittags und stockfinster, ich verliere das Zeitgefühl und bin überrascht als meine Kolleginnen noch einen Spaziergang machen wollen. Es ist ca minus 40 Grad, das erfuhren wir vom Taxifahrer, der auf dem Weg fast minütlich die Veränderung der Temperatur angab.
Auf die schnelle versuche ich die Wollschichten zusammenzustellen, die gegen die Kälte helfen könnten. Ich vergesse, die Gesichtsmaske. Und es stellt sich heraus, dass das ein empfindlicher Teil ist. Im Nu sehen wir aus, wie Eisprinzessinnen mit gefrorenen Wimpern.
Es zeigt sich kein Nordlicht, die Vorhersage läßt auch keine Hoffnung aufkommen. Ich bin sehr gespannt, wie es morgen bei Tageslicht aussehen wird.
Nächstes Highlight sind verschiednen Beerenliköre, die uns am Kamin wieder aufwärmen. Hjorton, Cranberry, Multonberry. Herrlich fruchtig und erwärmend.
Ilkas Freundin versteht es, uns zu verwöhnen, mit Insiderinfos zu versorgen und Verständnis für unser Ankommensbedürnis und Urelaubsreife aufzubringen. Alle von uns haben ihren Mann und zwei Kinder in Potsdam gelassen, was ein grosses Thema ist. Wer hat es wohl am schwierigsten, auf welche Art organisiert jeder Papa sich und die Kinder und und und.
Ilkas Freundin zaubert uns ein fantastisch authentisches Menü. Als Vorspeise gibt es allerlei Knäcke mit Fischsalat, geräuchertem Dorschrogen und Butter. Als Hauptgang ganze gedünstete Zwiebeln, Pellkartoffeln und Renskav. Herrlich – gut dass ich mich seit einigen Jahren nicht mehr als Vegetarier bezeichne, dennoch gerne vegetarisch esse.
Ich bin relativ früh müde und verkrieche mich auf den Schlafboden, der mit seiner Blümchentapete und dem Matratzenlager an Kinderzeiten erinnert. Im Halbschlaf höre ich noch, wie die anderen unten über den hellen Mond staunen. Eigentlich, Zeit sich auf zuraffen und draußen zu fotografieren. Aber evtl. geht der Mond ja morgen nochmal auf und ich bin ausgeschlafener als heute.
19.1.2014
Herrlich erholt, wache ich beim Morgengrauen auf, durch ein kleines Fester sehe ich am Horizont einen hellroten Schimmer. Es ist so gegen neun. Wir dürfen solange schlafen wie wir wollen – der Urlaubsteil der Dienstreise hat begonnen. Wir sitzen um den Frühstückstisch und essen warmen Getreidebrei mit Blaubeeren, Preisselbeeren, Hjortron. Danach noch ein bißchen Knäcke mit geräuchertem Dorschrogen und natürlich Kaviarcreme. Wir sitzen einige Zeit am Frühstückstisch bis ein gleissender Sonnenstrahl vom Seeufer in die Küche scheint und uns blendet und verzückt aufschrein läßt. Wir zücken unsere Kameras und freuen uns über das Spektakel. Der Schnee glitzert. Die Bäume sehen mit ihrem Raureif bizarr und wunderschön aus.
Es kribbelt in den Fingern und wir müssen einfach raus, im Schnee spielen und fotografieren. Wir schippen einen Weg zum See frei. Es ist anstrengend, weil es immernoch so kalt ist, aber die Begeisterung macht einen warm. Ich stiefel irgendwann eine Schneise bis zur ersten Scooterspur auf dem See, die wie eine Straße fungiert. Man sinkt nicht mehr ein. Wir spazieren ind er Sonne, die schon wieder so aussieht als wenn sie untergeht, wandert ein Stück über dem Horizont entlang. Ich mache viele Fotos, die Kamera sieht schon sehr frostig aus, ich hoffe, sie hält ein bißchen durch.
Wir wärmen uns nocheinmal kurz mit einem Tee auf und starten dann die Holzhol Expedition gen Westen.. Mit einem Schlitten und Rucksäcken pilgern wir zum Holzlagerplatz. Als wir dann noch motiviert sind und es noch nicht ganz dunkeln wandern wir weiter bis zu einem Pferdegehöft, auf dem es Islandpferde gibt.
Auf dem Weg dahin kreuzt ein Elchkind nebst Mama unseren Weg und die Straße. Meine Kamera hat kurz vorher schlapp gemacht, der Verschluß ist zu langsam und das halbe Bild schwarz. Wie schade, denn der Himmel hat fantastische Farben, im Norden ist er rosa und läuft dann über Magenta zum Lilablau zum Horizont. Ich bin ein bißchen benommen udn bekifft von der Shcönheit der Natur, von der Extremheit, der Temperaturen udn der Dankbarkeit, dass wir das hier gemeinsam erleben dürfen. Als wir auf dem Hof ankommen, sehen wir,w arum man hier gut Elche beobachten können – es gibt jede Menge Heu als Futter. Die Pferde werden gerade in den Stall gebracht und kommen angaloppiert. Im Stall leben ebenfalls zwei dicke anhängliche Ziegen. Gerade ist der Pferde Osteopath da und ie Wirtin hat leider nicht soviel Zeit für usn, trotzdem wärmen wir uns bei einem Kaffee und ich muss meine Füße warm kriegen, zwei paar dicke Socken in guten Stiefel haben nicht ihren Dienst getan. Ich vermute sie sind etwas feucht von dem Schnee, der bei der Wege-Grabe-Aktion in Stiefel gekommen ist. Ilkas Freundin vermutet, dass es evtl zu eng ist mit zwei Paaren an. Auf dem Rückweg trage ich nur ein Paar. Das hilft.
Es ist dunkel und gut , dass wir Reflektoren tragen und links auf der Straße gehen. Wir sammeln das Holz ein und transportieren es zum Haus.
Jetzt sitzen wir wieder vor dem Kamin, stöbern in schwedischen Büchern und Zeitschriften, geben uns den Geschichten und Informationen aus Lappland hin.