21.05. Hier in und um Lychen ist man raus aus dem Alltag, raus aus der Welt. Egal in welche Himmelsrichtung, die Distanz zur nächsten Autobahn kann fast nirgendwo in Deutschland größer sein, denke ich beim Frühstück. Wir lassen uns gerne darauf ein. Hier ist es ein bisschen wie in Skandinavien, wir sind näher an der Natur. Und die gilt es zu entdecken, z.B. mit Tretbooten und Kanus. Immerhin sind wir hier auf den Seen an der Grenze zu Mecklenburg, im dafür am besten geeigneten Gebiet Deutschlands.
Paddeln und treten auf den Seen um Lychen
Wir fahren zu Treibholz, dem ältesten Bootsverleiher am Ort. Hier wird man auch gleich daran erinnert, das Lychen ja genauer Flösserstadt Lychen heißt. Denn es fährt auch gleich ein riesiges Floß vor uns auf dem See vorbei. Am Sonntag soll diese Seefahrt sogar durch Alphörner ergänzt werden. Klingt lustig, ist aber so. Mal sehen, ob wir es schaffen, da mit zu fahren. Heute wollen wir erst einmal allein losziehen und leihen uns einen Kanadier, den wir über die Straße bringen, um über den Nesselpfuhl und über den Wurlfließ in den Wurlsee zu fahren. Da Merle sich den kleinen Finger beim
Fußballspielen (typisch!) gebrochen hat, und ich sowieso was am Handgelenk habe, müssen wir uns noch ein extra Tretboot anmieten. An den Beinen haben wir ja nichts. Und so fährt die Nordicfamily mit unterschiedlichen Gefährten über die idyllischen Gewässer. Tretbootfahren ist lauter, anstrengender und ineffizienter als ich dachte. Man tritt und tritt und kommt kaum vorwärts. Wie im ersten Gang den Berg hochfahren. Aber wir lassen uns die Laune nicht vermiesen und treffen die viel schnelleren Paddler Geertje und Morten auf dem Wurlsee wieder. Dass Motorboote hier verboten sind, ist großartig. Der See gehört den Paddlern und Anglern und Schwimmern. Es ist einfach mal wunderbar ruhig. Ein Fiepen und Tönen kann höchstens von Vögeln und Insekten stammen. Die könne wir unterwegs zahlreich bewundern. Die Kinder staunen über rote und blaue Libellen. Am Ufer entdecken wir Biberspuren, also Nagespuren an Bäumen am Ufer. So ein lebendiges Pelztier mal in natura zu sehen, wäre auch ein Erlebnis und hier gar nicht so unwahrscheinlich. Stattdessen erblicken wir aber einen brütenden Schwan in seinem Nest und umfahren ihn mit großem Abstand. Graureiher und ein Kormoran kreuzen unsere Route. Wir fahren auf die Halbinsel, auf der das Restaurant Lindenhof liegt. Eigentlich ist ja geschlossene Gesellschaft, weil heute da einen Hochzeit stattfindet, aber der Wirt versorgt uns trotzdem mit Eis. Nette Leute hier.
Frisch gestärkt fahren Merle und Geertje nochmal mit dem Kanadier los und baden auch gleich. In meinen Ohren tönt es: „Das war ist ja so schön klar und sauber – da kann man gar nicht anders.“ Während Morten das Tretboot so faszinierend findet, dass er mit mir kommen will. Treten kann er natürlich noch nicht. Beine zu kurz. Also bin ich es, der ihn zum Spielplatz eines Campingplatzes am anderen Ufer bringt, wo wir eine längere Pause machen und für Schaukeln und ins Wasserspringen nutzen. Auch hier wieder wenig los. Vorsaison. Ein toller Ort, um mal die Aussicht zu genießen. Von hier schauen die Alten dann in das Dunkelgrün der Uckermark und bemerken wie die Langsamkeit von ihnen Besitz ergreift. Müßiggang in einer wunderschönen Landschaft, in der Wasser und Wälder die bestimmenden Elemente sind.
Emus und Pfauen
Es ist zwar nur ein Wochenende, aber das hat schon was von Urlaub. Wir bleiben noch eine Weile bis wir dann aber doch noch aufbrechen. Wir wollen ja noch in den Exotik-Kunst-Garten, der uns empfohlen wurde. Wir fragen uns, was man sich darunter vorstellen soll. Kleiner Tip: Der Exotik-Kunst-Garten ist mit eine großen Hinweisbohle in Lychen mit 2,5 Kilometer Richtung Retzow ausgeschildert, aber wenn man am Ortsschild Retzow, das mit 3 Kilometer ausgeschildert wurde, vorbeikommt, denkt man evtl. –so wie wir- „Ups..jetzt sind wir vorbei gefahren..“ Wie wir nach einigem Hin- und Hergefahre feststellen müssen, wir sind nicht vorbei gefahren, das Ortsschild steht nur an einer neuen Stelle. Also einfach weiterfahren und irgendwann sieht man ein kleines, aber gut beschildertes Einfamilienhaus am Wegesrand, das den Eingang zum Exotik-Kunst-Garten bildet.
Der Exotik-Kunst-Garten ist eine Idee des Künstlerehepaars Nagel, die ihren, mit einer illustren Auswahl an Pflanzen ausgestatteten Garten irgendwann einfach nebst der Galerie des Künstlers, der Öffentlichkeit zugänglich machten. Und wenn das noch nicht Attraktion genug ist, gibt’s noch Emus, Pfauen und Meerschweinchen dazu. Einen Kaffee kann man auch bekommen und jede Menge Informationen im Rahmen eines gemütlichen Gespräches gibt’s auch noch dazu. Die Kinder fanden weniger an der Kunst als an den Tieren Interesse. Aber so ist das halt. Es bleibt: Eine interessante Mischung, die den Besuch lohnt.
Lecker Essen in Lychen
Die Kinder waren jetzt aber wirklich müde und hungrig. Uns wurde die Mühlenwirtschaft ans Herz gelegt. Regionales Essen und lecker. Geertje nimmt ein regionales Storchenbier und die Kinder freuen sich auf Kartoffelpuffer aus regionalen Kartoffeln und ich mich auf mein Schnitzel vom regionalen Schwein. So lassen wir den Tag in der Sonne vor der alten Wassermühle ausklingen.
Alles war äußerst lecker zubereitet. Sehr gute regionale Küche zu sensationellen Preisen.
Zurück in unserem Apartment fallen wir alle k.o. in unsere Betten. Außer Morten der meint, im Netz einschlafen zu müssen. Da es lückenlos eingespannt ist, ist das gefahrlos möglich. Aber bald krabbelt auch er zu Mama ins Bett.
Vielen Dank für die Unterstützung der Reise in die Uckermark durch den TMB.
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