Seit sieben Uhr morgens hört man draußen große Maschinen Schnee umherräumen – ich ahne es, es hat mächtig geschneit. Der Wecker steht auf acht, weil ich mit Merle um neun losstarten will, um Equipment auszuleihen und dann pünktlich an der Skischule zu sein. Sie ist ganz motiviert und will sofort schon fast noch im Laden ihre Skier anziehen, ich kann sie grad noch überreden, vor die Tür zu gehen. Stolz stiefelten sie mit roten Stiefeln und weißem Helm hinaus und wird nach der ersten Hangabfahrt nickend vom Skischulchef zu den red bandidos gesteckt – also sechs bis siebenjährige, die nicht mehr blutige Anfänger sind.
Eine kleine Gruppe von fünf Kindern, davon 3 deutschen wird von einem dänischen Skilehrer unterrichtet. Die Kinder haben richtig Spass.
Alles ist sehr übersichtlich am Hang, es sind nicht viele Menschen unterwegs und aufgrund des Schneegestöbers sind auch nicht alle Pisten geöffnet. Mein Board bekommt auch erstmal noch für den Auftritt in Norwegen eine neue Wachsschicht und steht mir grad nicht zur Verfügung.
So nehme ich meine Kamera und gehe auf Entdeckungsreise und versuche Merle hier und da abzulichten, wie sie die Piste runterpest. Eine kleine Herausforderung, die Kamera auch vor dem ganzen Schnee zu schützen.
Gegen elf waren wir mit den Männern verabredet, die aber noch auf ihrer Tour sind, einen Weihnachtsbaum und andere Kleinigkeiten zu kaufen.
Die Mädchen bauen einen Schneemann oder ist jeder Schneemann jetzt immer gleich eine Schneeskulptur? Und treten dann auch den Mittagsheimweg an – es sind Luftlinie 50 m zu unserem Apartment. Wir wohnen sooo dicht an der Piste, so dass man immer mal schnell rein kann, wenn einem danach ist. Da kommen uns Jan und Morten auch schon entgegen – sie haben auch Abenteuer erlebt, Schneekette auf halben Weg kaputt gegangen und keinen Tannenbaum gekauft. Dafür hat Jan schon seine Skier ausgeliehen. Morten hat tapfer alles mitgemacht. Mittagszeit zu Hause. Für Morten und Mama. Jan und Merle gehen los und suchen im Wald einen kleinen süßen Tannenbaum und bleiben dabei bis zur Hüfte im Schnee stecken. Dank unseren guten neuen Werkzeugen von Fiskars, die eigentlich für den Versuch, Schneeskulpturen zu bearbeiten, mitgenommen wurden, war es aber eine schnelle Aktion und Merle hat wirklich ein kleines schönes Exemplar gefunden, was dann auch im Apartment mit Lichterkette und Schmuck versehen wurde.
Einen weiteren Nachmittagstermin wollten wir uns nicht entgehen lassen. Nisse, ein Helfer vom Weihnachtsmann ist im Thon Hotel zu Gast. Mit Schlitten begeben wir uns auf den Fussweg dorthin. Es ist aber ganz merkwürdiges nebliges Regen(!)wetter und die Straße total überfroren. Wir kommen jedoch rechtzeitig in einem grossen Saal im Thon Hotel an und merken sofort, dies ist eine „richtige“ Weihnachtsfeier, alle sind herausgeputzt, nur wir sind in unseren Skiklamotten da. Trotzdem reihen wir uns fröhlich in den Kreis, der um den Tannenbaum tanzt und norwegische Weihnachtslieder singt. Morten wird es langsam mulmig und er hängt und klammert nur an mir herum wie ein kleines Äffchen.
Und er hatte so eine Ahnung, nach einer guten halben Stunde tanzen betritt Nisse die Bühne mit allerlei akrobatischen Kunststückchen mit dutzenden von Päckchen, die Kinder helfen ihm, die Päckchen zu balacieren, zu stapeln und erhalten dafür eine kleine Geschenketüte. Trotz Witzigkeit und Slapstick Komik sind die meisten Kinder ergriffen , wenn sie zu ihm gebeten werden. Morten zerrt mich nach einer Weile regelrecht zu ihm und will unbedingt auch einmal helfen und ein Geschenk absahnen, es gelingt!
Über die eisigen Wege schlittern wir zurück und Jan erzählt , er hätte eine rote Rentiernase gesehen und ob vielleicht zu Hause Geschenke liegen.. Merle ist kaum aufzuhalten. Während vieler ihrer Altersgenossen, die Existenz eines Weihnachtsmannes bezweifeln, will sie sich wohl damit nicht auseinandersetzen und nimmt alles wohlwollend an, Stories, Geschenke und das verwischte Bild vom Rentier neben dem Haus.
Berge von Egschenken werden ausgepackt, Morten ist glücklich mit zwei Matchis und einem elektrischen Krabbelkäfer, Merle mit einer heiß ersehnten multikitsch-Elektrokugel mit Uhr, Radio und Wahrsagerei. Ich hatte ja meine Geschenke schon ind er Vorweihnachtszeit eingestrichen und konnte nochmal einen ausgedruckten Überblick von bisher nicht veröffentlichten Handy Fotos geniessen.
Als gestresste Eltern war Jan von meinem Geschenk: Wir machen mal ein Wochenende, was wir sonst nie machen würden – irritiert. Hatte danach jedoch eine Idee – wir machen nichts!!! Die Realisierung stelle ich mir schwer vor.
Gebratenes Hähnchen und Backkartoffeln sind unser schlichtes Mahl für Heilig Abend und die Aufregung der Kinder hält an, so dass erst gegen zehn die jüngste Generation schläft.
Morgen früh kann ich endlich aufs Boaaaaaaaaaaaaaaaaaard.
Die Reise fand mit freundlicher Unterstützung von Colorline, Visitnorway und dem Skiresort Skeikampen statt