Glückliche Kühe und ein Bad in der Ostsee

Ein bißchen versuchen wir in der Jugendherberge auszuschlafen, aber es rappelt schon von kleinen Kinderfüssen auf dem Gang. Nachts hat der Regen ganz schön dolle an die Fenster getrommelt und ich bin gespannt, wie die Lage draußen ist, wenn ich das Rollo hochziehe.  Im Moment regnet es gerade nicht und unsere Outdoorpläne für heute scheinen realisierbar.

Samstag 5.9.2015 Porvoo

In der Gemeinschaftsküche der Jugendherberge sitzen wir mit einer finnischen Familie um den großen Holztisch zum Frühstück. Die besten Tipps bekommt man doch von Einheimischen. Morgen ist Designmarkt Helsinki auf dem Programm! Während wir gemütlich sitzen und Kaffee schlürfen, bricht draußen ein Unwetter los, es blitzt, donnert und regnet. Alle Familien haben  unterschiedliche Aktivitäten für heute Vormittag. Wir wollen auf die Farm Bosgård, dreizehn Kilometer von hier entfernt. Als es einigermaßen aufhört, steigen wir bewaffnet mit Regensachen in unser Sixt Mietauto und fahren schnell die kurze Strecke.

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Glückliche Kühe auf der Farm Bosgård

Auf dem Hof angekommen, stellen wir fest, dass in der Nebensaison der Laden erst um 11 Uhr öffnet. Trotzdem können wir schon Platz nehmen und die Prospekte und Informationen über die Charolais Kühe studieren. Es gibt mehrere Nature trails in verschiedenen Längen, die von der Farm aus starten. Jedoch fängt es wieder an zu regnen und wir können uns nicht vorstellen, die Wege entlang zu wandern während wir wahrscheinlich vollkommen durchnässen werden. Aber in einer kleinen Wetterpause führt uns der Chef selbst über das Hofgelände. Hier wird ausschließlich und sehr gründlich Bio produziert, die besondere französische Kuhzucht grast auf den Weiden besonders gesund, das Fleisch ist besonders teuer, aber die gesamte Produktion erhält die besondere Kulturlandschaft hier. Und damit ist wirklich Landschaft gemeint, besondere Weiden und eine Artenvielfalt prägt diese Gegend in der Nähe von Porvoo. Auf der Farm dürfen wir noch in ein altes Gutshaus hinein. Es stammt aus dem Mittelalter, wurde aber nach Zerstörung vor einhundert Jahren neu aufgebaut. Wundervolle Kachelöfen, alte Möbel und Grafiken machen die Atmosphäre hier ganz authentisch.

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Wir laufen zurück zum Deli, ein kleines Cafe und Laden für die Bioprodukte, die hier hergestellt werden. Ein Bienenkasten ist im Fenster zu sehen und wir können zu sehen, wie fleißig Honig produziert wird. Aber wir selber wollen jetzt das richtige Organic Fleisch probieren. Merle bekommt einen riesigen Kinderburger, ich esse einen Probierteller mit Salat, Salami und Lachs. Merles Burger wird über den Vorplatz gebracht, da draußen der spezielle Räuchergrill steht. Eine wahre Freude für Grillfans.: Holzbeheizung an der einen Seite, dann Grill und BBQ und an der hintersten Ecke die Räucherkammer. Ich kann nicht beurteilen, ob das Fleisch, was dort rauskommt, gut ist. Merle verschlingt alles.

In einem Naturetrail Quiz sind noch viele knifflige Fragen zu beantworten, wir versuchen es anhand des englischen Heftchens und wagen uns dann aber doch noch auf den ganz kurzen Trail. Trotz Regen am Ende konnten wir noch ein paar Aufgaben lösen und wissen jetzt, was an dieser Landschaft so besonderes ist.

Angeln auf der finnischen Ostsee

In der Nachbargemeinde sind wir am Nachmittag für einen Angelausflug verabredet. In Rönnäs befindet sich eine kleine Ferienhausanlage direkt am Meer. Ein Häuschen ist für den Abend für die ganze Gruppe reserviert. Wir schlüpfen flink in riesige Overalls, damit uns beim Angeln vom Boot nicht zu kalt wird. Wie Marsmenschen stapfen wir zum Steg. Zusammen mit Familie Weihs haben wir dabei viel zu lachen – aber Hauptsache wir frieren nicht. Unser Käptn und Angelguide läßt alle PS aufs Wasser und wir düsen Richtung offenes Meer, natürlich schlängeln wir uns dafür durch dutzende Schäreninseln. Auf einigen sind einsame Häuser. So eine Insel wird wohl immer Sehnsuchtsort bleiben.  Einmal wie Robinson leben.
Irgendwann nachdem all unsere Frisuren vom Fahrtwind im A… sind, halten wir an und werfen die Angeln in alle Richtungen hinaus. Nix beisst, alle fangen nur Salat, die Algen , die hier wachsen. Dabei benutzen wir doch wieder so schön bunte glibbrige Gummifische als Köder, darauf müssen die Hechte doch einfach stehen. Trotz Sonar Beweis, dass hier Fische sind, haben wir kein Jagdglück, auch nicht an einer zweiten Stelle und kehren nach zwei Stunden wieder um.

Sauna – nackig oder nicht?

In dem Häuschen am Ufer gibt es ein leckeres Buffet. Unter anderem leckeres süßliches Schweinefleisch, das aussieht wie zerrupft. Dieser Ort ist besonders für Firmenzusammenkünfte und Konferenzen geeignet, aber auch kleinere Ferienhäuser werden im Sommer von Familien frequentiert. Es ist unglaublich ruhig. Am Strand liegen Paddel- und Ruderboote bereit, Wikingerschach und Boule werden gespielt. Die Sauna ist warm und zwei Hot Tubs auf der Terrasse dampfen vor sich hin. Das nutzen wir gleich aus. In so einer gemischten Gesellschaft trägt man hier Badeklamotten auch in der Sauna. In privaten  Kreisen geht man natürlich ohne Badebekleidung in die Sauna.

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Ich animiere die großen Kids, ins kalte Ostseewasser zu springen, davon können sie dann gar nicht mehr genug kriegen. Als ich schon wieder angezogen am Steg stehe, springen sie immernoch.

Bald färbt sich der Himmel rosa und orange und wir merken an unserer Müdigkeit und dem Licht, dass es ein langer Tag war. Es wird auch empfindlich kühler und auf dem Rückweg im Dunkeln hängt Nebel tief über den Wiesen.

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Gegen zehn sind wir zurück im Hostel. Viele Kinder sind noch wach und spielen im Gemeinschaftsbereich, zum Glück denke ich, ist um 23 Uhr offizielle Nachtruhe…. Ist es auch. Merle wundert sich, dass wir morgen schon wieder fahren. Sie fragte, was denn morgen so auf dem Programm steht. Ich befürchte, wir könnten noch ein paar Tage länger hier im Süden Finnlands verbringen.

Papa

Jan Marquardt ist als Papa von Merle und Morten gut ausgelastet. Hat aber doch noch Zeit sich als Videograf, Blogger und Journalist mit all den spannenden Themen zu beschäftigen, die ihn an neue virtuelle und reale Orte führen. Das ein oder andere Foto hat er auch schon zum Blog beigesteuert. Und viele Texte von unterwegs versehentlich als Geertje Jacob eingeloggt veröffentlicht, daher steht in den Texten meist noch ein extra Hinweis auf seine Autorenschaft. Falls nötig :)

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