Dieser Blogpost beschreibt die Abenteuer im Norden Islands.
Eine Fahrt durch das Hochland in den Norden der Vulkaninsel steht seit Anbeginn unseres Island Roadtrips auf dem Programm.
Dafür speziell haben wir auch ein 4×4 Mietauto unter unseren Popos.
Unser kleiner Dacia Duster soll uns nun an einem sonnigen Tag Mitte Juli auf einer unasphaltierten Straße gen Norden bringen. Das Versprechen von Mondlandschaft, Weite und Stille inklusive.
Quer durch Island mit 4×4 auf der F35
Wir starten im Süden in der Farmhouselodge, in der wir einige Tage übernachteten. Unser kleiner Dacia Duster hat sich schon gut bewährt, hin und wieder sind wir mal kleine Stückchen unasphaltiert gefahren. Heute jedoch wollen wir uns die F35 vornehmen, durch „zwei Gletscher“ durch und ab Richtung Myvatn.
Wir stehen extra pünktlich auf und packen unsere tausend Taschen und Beutelchen in den doch recht beschränkten Kofferraum des Mietwagens und düsen erst einmal ein ganzes Stückchen entlang der Ringstraße gen Westen, bevor wir Richtung Golden Circle in den Norden abbiegen und schließlich auf der F35 landen. Am Beginn der Strecke steht ein Schild, dass man dort nicht langfahren soll, wenn man kein 4×4 Allradantrieb hat.
Es ist blenden schönes Wetter und als wir das erste Mal an einer Stelle sind, wo in alle Himmelsrichtungen Mondlandschaft zu sehen ist, steigen wir für ein kurzes Fotoshooting aus.
Hier können wir uns wirklich vorstellen, dass die Mondlandung verfilmt wurde.
Eine wacklige Holzbrücke spielt ein bisschen mit unseren Nerven. Es ruckelt und rüttelt. Rechts und links der Brücke erstrecken sich türkisfarbene Seen.
Die Luft ist kristallklar und etwas kühl. Perfekt für eine Fahrt durchs Hochland.
Große und kleine Geröllbrocken liegen auf der unasphaltierten Straße herum, entweder überfahren wir sie mutig oder umrunden die größeren.
Wir biegen auf eine noch kleinere unasphaltierte Straße ins Kerlingafjöll ab. Dampfende Erde ruft uns zu diesem Abstecher.
Das Auto fährt ziemlich holperig und Jan meint, ob die Geröllbrocken nun anders sein… Ich denke kurz nach und spüre hinterher… Ich glaube wir haben nicht mehr genug Luft dem Reifen.
Reifenpanne im Hochland von Island
Er hält an, ich steige aus und… die Vermutung ist bestätigt, ein platter Vorderreifen.
Wir rollen noch ein paar Meter bis zu einer etwas gemütlichen Raststelle im Hochland, Picknicktisch und Wasserfall anbei. Genau richtig, damit unsere Große mit dem Campingkocher uns ein Menü zaubern kann.
Ich stelle mich der Herausforderung wechsle das erste Mal in meinem Leben einen Reifen.
Der Drehmomentschlüssel, Wagenheber und Ersatzrad sind schnell gefunden, auch wenn wir dafür den gesamten Kofferraum leer räumen müssen.
Das erste Mal
Ich knie mich auf den gerölligen Wege und zirkle den Wagenheber an die richtige Stelle. Kurbel das Auto hoch und löse die Muttern am Rad. Zufällige kommen noch andere Reisende des Wegs und bieten ihre Hilfe an, ich bin ganz erleichtert im Zweifelsfall jemanden fragen zu können.
Dennoch geht alles bis hier ganz einfach. Das Rad ist schnell entfernt, das neue dran gesteckt. Nun finde ich es etwas knifflig es gleichmäßig festzuschrauben. Nach einigem Probieren gelingt es und die hilfsbereiten anderen Touristen ermutigen mich ordentlich mit dem Fuß gegen den Schraubenschlüssel zu treten, damit die Muttern fest sitzen.
Hui, ein Campingmittagessen und ein Bad im eiskalten Gletscherfluss später sitzen wir wieder im Auto und fahren vorsichtig die letzten 100 Kilometer der F35. Ab und zu kontrollieren wir den Sitz des Rades, so ganz geheuer ist mir das nicht. Aber eigentlich sollte es ja halten. Die Landschaft ist an diesem Freitagnachmittag weiter spektakulär karg und wie auf einem anderen Planeten.
Moment mal Freitagnachmittag?
Eigentlich müßten wir ja auf direktem Wege in eine Werkstatt, um wieder ein ordentliches Rad zu bekommen.
Wir haben direkt an der Ringstraße ein kleines Airbnb gebucht (Link) und sprechen auch gleich mit dem Landlord über unser „Problem“, der winkt ab und befürchtet, dass ab Freitagabend alle Werkstätten im Wochenendmodus sind.
In dieser Landschaft, an diesem Ort bleibt uns nichts weiter, als gelassen zu bleiben.
Airbnb im Norden von Island
Wir beziehen unser geräumiges Einzimmer Apartment mit Doppelbett und Schlafcouch, die Bodentiefen Fenster sind nach hinten raus gerichtet und wir erblicken eine weite Wiese, hinten einen Fluss und sanfte Hügel. Ein kleines Paradies.
Dort stromere ich ein wenig herum, weil ich unbedingt den Fluss mal genauer beschauen will. Jan läßt die Drohne fliegen und Morten entdeckt einen Schrottplatz mit alten Schneemobilen und Traktoren. Was für ein Ort!
Am nächsten Morgen wollen wir jedoch schon weiter düsen. Der Norden Islands sieht anders aus. Wir fahren Berghänge entlang auf der Ringstraße Richtung Osten. Myvatn ist unser Ziel. Der große See im Norden ist für seine vielen Vogelarten bekannt. Außerdem erinnere ich mich an weite Lavafelder, die wir vor 10 Jahren beschauten (Link).
Mission Reifenreparatur am Samstag
Jan organisiert telefonisch, dass unser Reifen sogar am Wochenende am Myvatn repariert wird. Sehr beeindruckend. Die Herren in der Werkstatt kennen das wohl schon, dass Touristen alle Naselang mit Mietautos um die Ecke kommen, die einen platten Reifen haben.
Ich versuche mit einem netten Gespräch, den Preis etwas zu verhandeln. Das gelingt nicht, dennoch komme ich mit einem Eis aus der Werkstatt raus – ist ja fast wie eine Vergünstigung.
Das Myvatn Naturebath im Norden Islands
Eine von uns ersehnte Attraktion ist das Myvatn Naturebath. Es ist ganz ähnlich der blauen Lagune. Ein warmes draußen Schwimmbad mit milchig türkisem Wasser. Viele andere Gäste lümmeln an den Rändern der super warmen Schwimmbecken herum und trinken kühle Getränke. Wir tun es ihnen gleich und genießen diesen Wellnesnachmittag sehr. Eine Sauna neben dem Becken tut ihr übriges.
Wir sind tiefenentspannt, als wir am Abend hier wieder aufbrechen. Keine Spur mehr von platten Reifen, Reparaturstreß und Co.
Das Kidagil Guesthouse in Nordisland
Nach einer gemütlichen Fahrt kehren wir heute eine schöne Unterkunft wieder etwas abseits der Ringstraße ein, in das Kidagil Guesthouse. Es ist eine ehemalige Schule. Die zwei Chefs haben ihre Töchter an der Rezeption platziert und die erzählen uns, dass ihre Väter hier noch zur Schule gegangen sind. In dem Tal ist es richtig lauschig. Wir beziehen ein Vierbettzimmer in der großen Pension. Selber kochen können wir hier nicht richtig, deshalb machen wir ein Draußenabendbrot auf dem angeschlossenen Campingplatz. Ein Picknicktisch in der Abendsonne ist perfekt für unseren Campingkocher: Heute Gibt es Kartoffeln mit Blumenkohl. Wie gut solche einfachen Gerichte uns doch draußen in der Natur schmecken.
In der Rezeption finde ich eine kleine Ecke, die als Galerie und Shop für lokale Produkte dient. Wie gerne würde ich handgestrickte Mützen aus Islandwolle kaufen.
Auf dem Menü des angeschlossenen Restaurant stehen ebenfalls super lokale Gerichte, wie besondere Fische, die nur hier in den Flüssen gefangen werden.
Verabredung am Sonntag mit Arved Fuchs auf der Dagmar Aaen
Ich bin ziemlich aufgeregt, als wir am Sonntag rechtzeitig aufbrechen denn wir haben eine wichtige Verabredung mit Arved Fuchs auf seinem Segelschiff der Dagmar Aaen in Husavik.
Einige Interviewfragen habe ich zusammen mit Matthias von Skandinavien.live ausgedacht, damit wir einen Livestream mit Arved Fuchs produzieren können. Er ist für mich schon lange eine Leuchtturmfigur am Polarabenteurerhimmel. Mit viel Respekt verfolge ich schon lange seine Fahrten und seine aktuelle Ocean Change Tour, die sich um die warmen Meereströmungen im Nordatlantik dreht, Link zu seiner Webseite.
Als wir auf sein Schiff kommen, ist die Crew anwesend, jedoch ist die Zeit knapp, das Schiff soll heute noch auslaufen. Ich richte schnell Stativ und Handy ein und schon kann es mit den Fragen losgehen, die Aufregung verfliegt etwas und ich bin ganz begeistert von diesem Treffen.
Das Walmuseum in Husavik im Norden Islands
Jan geht es nicht gut und er versucht sich etwas im Auto zu entspannen während ich mit den Kids Husavik unsicher mache. Gleich am Hafen neben dem Segelschiff von Arved Fuchs finden wir das Walmuseum. Der Eintritt ist für Kinder frei. Das finden wir richtig gut, weil sie ja am meisten dazu lernen und über die Meere erfahren. Wir bewundern gewaltige Skelette und schauen uns die Geschichte von Walfang und damit auch die Geschichte Nordislands etwas genauer an.
Ein weiteres Interview im Jaja Dingdong Cafe mit Örly im Norden Islands
Für 12 Uhr hat Matthias ein weiteres Interview in Husavik arrangiert. Ich organisiere die virtuelle Begegnung zwischen ihm und Örly, der hier im Ort in vielen Projekten drin hängt unter anderem in der Filmproduktion „The story of fire saga“
Hier siehst du das ganze Interview
Schließlich machen wir uns dann auf, um ein fantastisches Ferienhaus bei Hlid Camping zu beziehen. Es hat einen eigenen Hotpot mit Blick über See und Lavalandschaft auf der Terrasse.
Oh wie gerne würde ich hier ein bisschen mehr Zeit verbringen als nur eine Nacht.
Der Dettifoss im Norden Islands
Jan und Morten Chillen dort schon mal ein wenig während Merle und ich mit Hummeln im Hintern noch den Dettifoss anschauen müssen.
Zunächste fahren wir nach Navi, dann folge ich aber einem Schild und ein nigalnagelneues Asphaltbad führt uns immer weiter in die Mondlandschaft Nordislands hinein.
Schließlich landen wir an einem gut ausgebauten Parkplatz mit einigen Fußwegen zu Aussichtspunkten zu einem der gewaltigsten Wasserfälle Europas. Der Dettifoss spuckt dutzende Regenbögen aus. Wir verstehen unser eigenes Wort nicht und versuchen wiederum einen Livestream zu machen.
Was uns auffällt, trotz einiger Touristen, die hier unterwegs sind, ist alles super gepflegt und sauber, nirgends liegt Müll, alle halten sich an die Wege. Hier haben die Menschen Respekt vor der Natur.
Ob solch ein respektvoller Umgang mit der Natur in Deutschland auch möglich wäre, ich bin mir nicht sicher.
Am Abend kochen wir lecker im großzügigen Ferienhaus bei Hlid Camping und hängen im Warmen Pool vor der Haustür ab. Was für ein gewaltiger Tag.
Hverir im Námafjell im Norden Islands
Die Dampfenden Felder Hverir besichtigen wir tags darauf. Ich erinnere mich genau, als Merle vor 10 Jahren mit ihren 3,5 Jahren die Nase rümpfte und im Auto sitzen bleibt, weil es ihr zu sehr stinkt. Tatsächlich blubbert es hier aus Dutzenden Schlammtöpfen und es stinkt nach verfaulten Eiern. Nicht grad die romantischste Szenerie, aber trotzdem sehr faszinierend. Jan versucht dort mal mit der Drohne die Landschaft auf die Speicherkarte zu bannen. Und ich fotografiere dieses Naturwunder mit meiner Kamera. Diese Hitze unter der Erde wird hier im Norden Islands auch in Wärmekraftwerken genutzt. Das haben die Isländer ziemlich gut raus.
Der Norden Islands ist wirklich einen Besuch wert, wenn man sich für die Naturschauspiele, heiße Erde, das Leben am Meer und große Wasserfälle begeistern kann
Im nächsten Blogpost erzählen wir dir, wie wir vom Myvatn in die Westfjorde fahren, das Museum für Zauberei und Hexerei besuchen, weitere heiße Quellen entdecken und ein paar Robben an der Küsten haben faulenzen sehen. Der Westen folgt also auf den Norden Islands.