Die Festung Königstein ist wohl eines der Monumente und historischen Bauwerke, an denen man, wenn man in der sächsischen Schweiz unterwegs ist, einfach nicht vorbei kommt. Riesengroß thront die Anlage über der Elbe und macht einen schon von weitem neugierig.
Bei unserem Kletterausflug gestern sahen auch wir die Festung Königstein schon aus der Ferne, aber wenn man dann davorsteht, kann man nur staunen über diese gigantischen Mauern, neben denen die meisten Burgen aussehen wie Einfamilienhäuser.
Wir sind verabredet zu einer Führung „Festung Kompakt“ genannt, weil sie nur Familienfreundliche 60 min. dauert. Doch wir kommen unpünktlich. Das ist erwähnenswert, weil das so gar nicht unsere Art ist. Aber wir haben –ortsunkundig- schlicht nicht einkalkuliert, dass wir von dem Moment an wo wir mit dem Auto unser Ziel erreicht haben, nämlich das Parkhaus an der Festung. Noch lange nicht auf der Festung sind.
Warum wir zu spät kamen
Am Fusse der Festung gibt es ein Parkhaus, das die einzige Möglichkeit zum Parken darstellt. Zu Fuss braucht man dann noch etwa 10 mit Kinder sogar 15 min bis zur Festung. Für ein paar Euro kann man auch kleine „Bahnen“ den Weg nach oben nehmen. Diese fahren alle etwa 10 min und brauchen vielleicht 5 min. für den einigermaßen steilen Weg.
Am Ende des Weges ist man aber noch nicht auf der Festung, sondern unterhalb derselben und steht, wie die Preußen und einige andere vor den 60 Meter hohen Mauern, zu deren Fuße ein Kassenhäuschen zu finden ist. Wer nach Schlange stehen dann zu Fuss auf die Festung weiter gehen möchte, sieht sich einem besonders steilen Anstieg bevor. Feinde sollten es nicht zu leicht haben, wie es scheint. Einfach ist es jedoch mit einem der beiden Fahrstühle. Wir nehmen den verglasten Panorama-Aufzug. Sehr schön.
Die Festungsanlage ist auf ihrem Plateau riesig. So brauchen wir auch dann nochmal ein paar Minuten um uns mit Herrn Albrecht in der Information zu treffen. Alles in allem sind wir trotz der „pünktlichen“ Ankunft mit dem Auto inzwischen gute 20 Minuten zu spät. Und das auch nur, weil vor der Kasse nicht so viele Leute standen.
Zum Glück ist Herr Albrecht mit hinreichend Geduld gesegnet und wartet auf uns. Wir genießen an diesem Punkt tatsächlich den Bloggerbonus. Andernfalls wäre die Führung kürzer ausgefallen, nehm ich an.
Führung auf der Festung Königstein
Bei der Führung erfahren wir erstmal Grundlegendes. Es ist keine Burg, sondern eine Festung. Bitte nicht verwechseln. Wir man im vorangegangenen Absätzen lesen kann, hab ich dieser Erkenntnis schon Rechnung getragen. Es gibt zahlreiche Details die den Unterschied ausmachen. Der Offensichtlichste: Die Festung ist größer. Weniger offensichtlich. Sie ist jünger als die meisten Burgen. So sind Burgen meist zwischen 800 und 1000 Jahre alt, die Festung jedoch datiert ins 16te Jahrhundert. Fürst August der Starke war hier für die meisten Bauten und Innovationen zuständig. Aber bevor ich in Fakten abschweife, die bei einer Führung ohnehin plastischer rüberkommen und in Wikipedia nachgelesen werden können, seien hier nur mal die Highlights in Stichpunkten erwähnt.
Herr Albrecht zeigte uns an einem riesigen Nachbau aus Weinflaschen, wie groß das damals größte jemals gebaute Weinfass gewesen sein muss. Lustige Idee zu Veranschaulichung. Die Menge an Wein darin war so groß, das der Rebensaft gar nicht schnell genug verbraucht werden konnte, bevor er zu Essig wurde und so gar nicht mehr schmeckte. Aber wenn der Herr Fürst eine Idee hat, dann wird sie auch durchgezogen. Das Originalfass existiert leider nicht mehr.
Wir besuchten dann noch den Brunnen. Klingt vielleicht nicht spannend, aber wenn man davor steht bzw. runter guckt ist das ein echtes Highlight. Der Brunnen ist riesig und über 150 m tief. Zur Veranschaulichung giesst ein Mitarbeiter ein Kanne Wasser in die Tiefe. Es dauert deutlich über 10 Sekunden bis das Wasser den (beleuchteten) Brunnenboden erreicht. Dank dicker Glasplatten können sich alle Zuschauer über den Brunnenrand lehnen ohne Gefahr zu laufen abzustürzen. Wir sind fasziniert.
Dann besuchen wir noch Kellergewölbe und erfahren viel über das tägliche Leben auf der Festung, über die Vorratshaltung, das Leben der einfachen Leute (und auch, wo sie aufs Klo gingen), wo das Bier aufbewahrt wurde und warum die Türen dafür breiter gemeißelt wurden und vieles mehr.
Es ist toll, mit einem solchen Guide wie Herrn Albrecht unterwegs zu sein, der ein wahres Füllhorn an Wissen über uns auskippt. Auch die Kinder hören fasziniert zu. Trotzdem bestätigt auch er, was wir in einer Stunde auf der Festung Königstein schaffen, kratzt nur an der Oberfläche.
Wir verabschieden uns dankbar und etwas erschöpft von der Menge an Informationen und setzten uns erstmal in das kleine Restaurant am Marktplatz. Es ist im Gegensatz zu gestern, kalt und windig und der Kamin am Eingang empfängt uns freundlich. Wir stellen uns -wie hier offensichtlich überall üblich- für Speis und Trank an und essen dann leckere deutsche Küche zu sehr vernünftigen, familienfreundlichen Preisen.
Im Museum des Festung Köngistein
Da das Wetter draußen nach unserem lukulischen Mahl immer noch nicht zu einem gemütlichen Spaziergang über die Festung einlädt, gehen wir ins örtliche Museum. Das ist noch recht neu bzw. überarbeitet und erfreut die Kinder nicht nur mit spannenden Ausstellungstücken. Nein, als erstes können sie sich selbst in Kleidung aus der Zeit des Kurfürsten werfen und sich so in die Zeit von damals einfinden. Niedlich sehen sie aus.
Die Ausstellung bietet weit mehr als die „Klassiker“ wie Rüstungen, Lanzen und Musketen hinter Glas. Es gibt darüber hinaus viele interaktive Angebote zum Ausprobieren und erleben. Von einigen bekommen wir die Kinder kaum weg. Projektionen und ein Audioguide gehören selbstverständlich auch dazu. Ich fand die fantastischen Gemälde aus der Zeit und die detaillierten Modelle spannend, denn sie vermittelten einen sehr anschaulichen Eindruck vom Leben der damaligen Zeit bzw. wie es so aussah.
Der Weg von der Festung Königstein
Es ist inzwischen früher Nachmittag. Vollgesogen mit Einrücken und Informationen machen wir uns auf den Heimweg. Diesmal gehen wir zu Fuß runter und sind frohe die steilen Wege nur bergab gehen zu müssen. Die Festung verdient ihren Namen. Auf dem Weg durch das Tor sehen wir nochmal die Einlässe von unten die uns Herr Albrecht von Oben zeigte und die es ermöglichte Feinden die soweit vorgedrungen waren noch mal ordentlich mit Steinen und siedendem Öl bei zu kommen. Hinweis: Das wurde nie nötig. Soweit kam einfach keiner.
Vor der Festung angekommen nehmen, wir alle die „Bahn“ runter zum Parkhaus und sind nun wirklich reif für das Bioeis, das es dort gibt.
Es war ein spannender Tag, den wir zurück in Hinterhermsdorf im Apartmenthaus„Wildschütz“ gemütlich ausklingen lassen. Ein Besuch der Festung (wer kann auch gerne nicht in der Hauptsaison) ist wirklich etwas für die ganze Familie. Ein Tag reicht da fast nicht aus. Bei schönem Wetter sowieso nicht.
Vielen Dank für die Unterstützung der Reise durch die TMGS, die Destination Sachsen.
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