Angekommen. Das heißt am zweiten Tag auf der Insel Sao Miguel ist die Zeitumstellung von 3 Stunden überwunden. Eigentlich sind es zu den Azoren nur 2 Stunden Unetrschied, da wir aber an dem Wochenende mit der Zeitumstellung zur Winterzeit in Deutschland gestartet sind, haben wir 3 Stunden zu überbrücken. Wir sitzen hier um 11.30 Uhr mittags und zu Hause ist es ‚alte Zeit’ 14.30 Uhr (Wenn man Sommerzeit nimmt.-Anm. J.)
So nun aber zum Beginn der Reise.
Sonntag 28.10.
Nachdem wir beim Hausfest bei den Nachbarn, die Nacht hätten durchtanzen können (Aber nicht haben!-Anm. Jan) starten wir um 6 Uhr morgens mit dem Auto zum S- Bahnhof Griebnitzsee. Wir fahren mit dem Auto, weil wir der Mengen an Reisetaschen nicht so richtig Herr werden. Es ist um die Null Grad kalt.
Ab hier Jan: Unsere S-Bahn zum Hbf. fährt um 6.17 Uhr, wer es ganz genau wissen will und noch genauer schlagen wir um 6.13 Uhr am S-Bahnhof auf. Schultern da zum ersten mal die Sachen, was erfreulicherweise geht, dank Geertjes Vorplanung, und los gehts.
Die Oma bekommt in der S-Bahn eine BeruhigungsSMS, dass wir doch die S-Bahn früher genommen haben, sie freut sich. Erfreulich ereignislos erreichen wir den Bahnhof und können mit jeder Menge Zeit (40 min) verarbeiten, das ausgerechent unser ICE gestrichen wurde und als Ersatz ein IC eingesetzt wird. Der Schaffner versichert uns, dass der Fahrplan mit max. 15 min. Verzögerung bis Frankfurt gehalten wird. Meine Laune ist trotzdem schlecht. Die Bahn ist einfach kein Dienstleitungsunternehmen. Immerhin, könnte man sagen, haben sie einen Ersatzzug gestellt. Könnte man, wenn man Weichspüler gefrühstückt hat. Hatte ich nicht. Würde man diese Nachsicht einem anderen Dienstleister entgegenbringen. Nein. Was macht die Autovermietung, wenn der reservierte Golf weg ist? Upgrade. Was macht die Fluggesellschaft, wenn ein Flug ausfällt. VIP – Lounge, Upgrade, Hotelgutschein. Was macht die Bahn. Schickt einen stinkenden versifften IC ins Rennen. Ohne Vorhänge, damit man mehr von der Sonne hat und ohne Boardrestaurant. Wenigstens einen Entschudigungskaffee? Fehlanzeige. Ich und die Bahn werden wohl auch diesmal nicht Freunde. (Der Vollständigkeithalber: Es geht auch anders. Positivbeispiel: Interconnex. Die haben das mit dem Wort Dienstleister verstanden! Fährt leider noch nicht überall, denn wenn, könnte die Deutsche Bahn den Laden zu machen.).
Zurück zur Chronologie der Ereignisse.
Merle findet in der Bahn ein Mädchen zum gemeinsam Malen und spielen und wir sehen sie die meiste Zeit der Fahrt nicht. Papa bringt Morten zum einschlafen und versucht die meiste Zeit zu verhindern, dass ihm die Sonne ins Gesicht knallt (s.o.). So erreichen wir Frankfurt einigermassen pünktlich und haben sogar noch Zeit einen Snack zu essen.
Als dann der ICE (was für eine riesiger Unterschied zum siff-IC, wirklich!) ankommt, steigen wir ein und…etwa eine Minute vor Abfahrt frag ich Geertje, wo denn unsere Techniktasche sei, während ich mit einem Blick registriere, dass sie nicht bei Geertje ist und mit einem zweiten Blick sie durch das Wagonfenster allein auf dem Bahnhof stehen sehe. Schockmoment. Geertje hechtet raus und mit Tasche wieder rein. Frankfurt am Main, die Frisur hält und der Puls ist auf 180. Aber ist ja nichts passiert. Erhöht aber unsere Aufmerksamkeit zukünftig deutlich.
Wer denkt der Bahnhof Frankfurt Flughafen, wäre in der Nähe vom Frankfurter Flughafen, denkt wahrscheinlich, dass der Flughafen BER (ja, der der irgendwann vielleicht doch eröffnet wird) in der Nähe von Berlin sei. Jedenfalls müssen wir noch mit einem Bus , der nach 10 min. Kommt zu einem anderen Terminal fahren, und dass wir mit einem Bus zu einem anderen Terminalfahren müssen auch erstmal vorher rausfinden. So dauert es vom Ausstieg aus dem Zug bis zum Schalter von SATA nochmal 40 min.
TIP: Umstiegszeit bzw. Wegezeit am Flughafen Frankfurt einplanen. Wer wie wir Tegel und Schönefeld gewohnt ist, denkt an sowas nicht zwangsläufig.
Aber es war ja genug Zeit. So standen wir am SATA Schalter und während wir warteten, kam meine Cousine Nicky, die am Flughafen arbeitet (Cathay Pacific) vorbei, begrüßte uns wartet mit uns. Die SATA Mitarbeiter waren sehr freundlich und berücksichten besonders, dass wir mit Baby unterwegs waren. Wir bekammen Plätze in der ersten Reihe und später beim Boarding durften wir und alle anderen Familien mit Kindern auch als erste Einsteigen. Also insgesamt sehr Kinderfreundlich. Unseren Buggy konnten wir bis zum Boarding behalten und kaum angekommen stand er unten an der Gangway bereit.
Der Flug selber war lang. Vier ein halb Stunden. Gut, dass der Flug nicht ganz ausgebucht war, hatten wir die ersten beiden Sitzreihen für uns. Luxus. Aber irgendwie ist das doch nach so einem Tag anstrengend mit einem Baby, das rumkrabbeln will und schon den ganzen Tag gesessen hat. Wir wechselten uns also ab und Geertje lief mit ihm im Manduca auch mal den Gang auf und ab, in der Hoffung er schliefe ein. Falsch gehofft. Merle schlug sich dank iPod sehr gut und freute sich am Start, der kleinen Welt unter ihr und der kleinen Welt vor ihr im iPod. Dazu wurden die Dinger erfunden. Es zog und zog sich, und als dann die Dämmerung anbrach, sahen wir endlich wieder Land. Sao Miguel. Mir war es etwas unheimlich, als das Flugzeug Kurven entlang der Küste flog und man scheinbar das Meer ganz nah sah. Die Landung, die folgte, lässt den nicht allzugewagten Schluss zu, dass die Landebahn in Ponta Delgada nicht besonders lang ist. Landen und voll in die Eisen gehen. Es wurde dem Piloten applaudiert. Hab ich schon lang nicht mehr erlebt. Fand es aber ok, da ich auch froh war, gelandet zu sein. Kleiner Gedanke am Rande: Wann wurde zuletzt einem Zugführer applaudiert, weil er ordentlich im Bahnhof den Zug zum stehen brachte. Die Welt ist ungerecht?!.
Und als wenn der Tag nicht schon ereignisreich genug gewesen wäre, galt es jetzt noch eine Auto abzuholen. Die Autovermietung Autatlantis war unübersehbar in der Schalterhalle. Zwei nette Mitarbeiterinnen hätten die vor ihnen befindliche Schlange bestimmt schnell abarbeiten können, wäre dann nicht zwei ältere Herren gewesen, die, wie ich auch ohne portugiesisch Kenntnisse aus den Zeichungen und Gesten schliessen konnte, offensichtlich in einen kleinen Unfall verwickelt waren. Der Unfallhergang, laut Zeichnung hat jemand beim Ausparken nicht aufgepasst, wurde in gebührend epischer Breite, mit viel Drama der armen Mitarbeiterin zum besten gegeben, als wenn die da irgendetwas machen könnte. Geduldig blieb sie aber und ich auch. Wir bekamen unseren Renault Clio neueren Baujahres in rot, wie sich Merle es zufällig gewünscht hatte, packten ihn so voll, dass die Kofferraumabdeckung, im Verleih bleiben musste und fuhren raus in die Nacht. Ortzeit, etwa 18.30 Uhr. Am Tag zuvor wäre es zu Hause noch 21:30 gewesen. (Nochmal: zwei Stunden Zeitunterschied plus Zeitumstellung eine Stunde macht drei Stunden zu Samstag) Die Kinder schliefen und wir versuchten mit einer Wegbeschreibung eben diesen zu finden. Die neue Schnellstrasse (1 Jahr alt) ist echt vorbildlich. Min. 5 Schilder pro Kilometer und jede Menge Pfeile. So rollten wir auf perfektem Asphalt dahin. TIP: Sao Miguel ist hügelig, so dass ein Mangel an PS recht schnell auffällt. Man muss schon Schwung holen, damit man noch mit 50 km/h übern Berg kommt. Glücklicherweise war die Wegbeschreibung von Tradicampo so gut, dass wir trotz der kleinen Strassen am Ende der Strecke (45 min.) unseren Weg zum Haus auf Anhieb fanden. Das ist selten. Vorort wartet schon Ricardo P. hatte den Ofen eingeheizt, Brot und Früchte bereitgestellt und auch sonst das Haus auf gemütlich geschaltet. Das war wirklich großartig in so ein Nest zu fallen nach so einem laaaangen Tag. Während mich Ricardo P. mit Infos zu Sao Miguel überschüttete, eine Karte mit lauter Kringel (muss man gewesen sein, muss man gesehen haben) vollmalte und das ganze mit einem Fotoband garnierte, schlief Merle auf der Couch ein und versuchte Geertje einen etwas überdrehten Morten in die Heia zu bringen. Das glückte nur mäßig. Irgendwann war dann auch Ricardo P. gegangen. So dankbar wir für den tollen Empfang waren, waren wir auch froh, nun endlich alle ins Bett gehen zu können. Merle muss noch ausgekleidet werden und war dann auch durch den Wind. Morten musste beruhigt und gestillt werden. Und ich hatte ziemlich Kopfschmerzen bekommen auf den letzten Metern.
Völlig am Ende fielen wir alle in die Federn.
Danke an tradicampo & SATA, die portugiesische Fluggesellschaft