Nach fast einer Woche Skischule und, verschiedenen Wetterlagen und unterschiedlichen Skipisten ist heute der finale Tag zum Skifahren auf dem Åre Skutan angebrochen.
Da nichts weiter auf dem Programm steht, wollen wir endlich neben dem familienfreundlichen Skigebiet Björnen das richtig große Åre Skigebiet erkunden.
Mein Skitag Wecker klingelt um 7:45, damit wir gegen neun das Haus zum Åre Skutan verlassen können, so wie in den letzten Tagen. Heute kleben wir jedoch schon früher an unserem Apartmentfenster und laufen aufgeregt vor die Tür. Die Berge unter uns sind in Nebel und Wolken gehüllt. Wir sind quasi mit der Morgensonne darüber.
Die Apartmenthäuser Sädeln liegen direkt am Skihang und wir schauen über den Are Sjön, den riesigen See, der von Bergen umringt ist.
Im Trockenschrank wärmen schon unsere Skiklamotten auf bzw. werden noch etwas trockener. Alle Familienmitglieder sind mehr oder weniger mit dem Frühstück fertig und pellen sich in ihre sieben Sachen. Normalerweise ist das ein schönes Zwiebelschichtsystem, heute jedoch ist fast alles zu warm, denn es sind deutliche Plusgrade. Trotzdem kann man nicht ohne Jacke oder Handschuhe aus dem Haus.
Ersatzhandschuhe , sowie alle weitere Ausrüstung, die wir eventuell benötigen könnten, landen in unserem Mietwagen, der oberhalb des Hauses auf einem Gemeinschaftsparkplatz steht. Wenn ich in den Kofferraum schaue, fällt mir nur das Wort Materialschlacht ein.
Lift 22 – auf den höchsten Berg
Alle sitzen im Auto und Jan fährt uns sicher in den Ort Åre, wo wir die Liftanlage 22 finden.
Es ist jetzt schon gegen halb zehn auf allen Parkplätzen sehr voll. Trotzdem gelingt es uns einen zu finden. Samstag sind eben auch alle Einheimischen unterwegs zum Skifahren.
Die Gondel 22 soll uns auf den Åre Skutan, den höchsten Berg hier oben bringen. Auf dem Zwischenplateau haben wir eine ganz besondere Verabredung.
Das Igloo Åre und die Vaffelkata
Mit Hakan und Katarina essen wir eine gemütliche traditionelle Waffel mit Schlagsahne und Moltebeerenmarmelade. Die gemütliche Holzhütte ist täglich sehr beliebt. Besonders wenn bei den Skifahrern der Mittagshunger ausbricht. Zu schwedischem Fika gehört natürlich auch jede Menge Kaffee. Das Pärchen erzählt, dass sie seit fast zehn Jahren hier oben ein kleines Business haben, winters wie sommers. Die Waffeln sind über die Grenzen Åres bekannt.
Übernachten im Igloo gleich am Åre Skutan
Bei Katarina und Hakan kann man aber auch eine ganz besondere Wildnisnacht in einem Iglu erleben. Sie erzählen, dass sie Jahr für Jahr mit den Temperaturen kämpfen aber dennoch immer bis zu sieben Iglus und einem großen Gemeinschaftsiglu oder auch Kirche bauen.
Die hügelige Anlage ist in die Berge eingebettet und wenn man aus den kleinen Hobbithütten aus Schnee tritt, überwältigt einen die Berglandschaft des Mittelgebirges hier zwischen Schweden und Norwegen. Heute ist weite Sicht und wir können fast 120 Kilometer weit bis zu einem markanten Berg sehen. Der Schneefall ist dem kleinen Igludorf wohlgesonnen, denn der Wind weht den Schnee immer schön hierher, so dass es mitten im Winter mehr als drei Meter sind.
Meine Künstlerkollegin Anna Öhlund hat auch in diesem Jahr wieder das große Iglu gestaltet. Arktic Jungle ist das Thema und es schlängelt sich eine riesige Eidechse an einer Wand lang, und an einer anderen sind Farne und, Käfer und überdimensional Schmetterlinge als Relief gestaltet. Ich liebe diese Formensprache und mag die Idee, hier in der Kälte einen Dschungel zu gestalten.
In den nächsten Wochen wird Anna auch noch die Schlafiglus mit ihrer Kunst ausstatten.
Heiraten im Åre Igloo
In dem großen Iglu finden ca. 30 Hochzeiten pro Jahr statt. Hakan selbst traut die Paare, die sich aber auch einen konfessionell gebundene Pastor bestellen können.
Für alle Gäste, frisch verheiratet oder nicht, stehen abends warme Jacuzzis zur Verfügung. Was für eine Vorstellung in dem warmen Sprudelbad zu sitzen und in den Sternenhimmel oder gar in die Nordlichter zu schauen.
Die sanitären Einrichtungen sind einfach, ein Plumsklo in einem Holzverschlag muss in so einem Wildniscamp ausreichen. Geschlafen wird auf einer guten Kombination aus Schneebett, Isomatte, Matratze und Rentierfell umhüllt von einem warmen Schlafsack. Für Temperaturen um die Null Grad ist dieser fast zu warm, verrät Hakan. Neben uns in der Vaffelkatan sitzen Gäste aus Malaysia und wir erlauschen, dass sie heute Nacht wie Babies geschlafen hätten und auf keinen Fall gefroren haben.
Viele der Gäste bekommen einen Besuch hier oben im Igloo Åre als Geschenkgutschein und wissen zunächst gar nicht, was sie erwartet. Was für eine schöne Überraschung muss das sein, wenn man hier oben nächtigen darf.
Mit Morten war ich schon einmal für eine Übernachtung während der Outdoor Academy Kids hier oben.
Die Abfahrt vom Åre Skutan in das Skigebiet Björnen
Nun müssen wir uns von der gemütlichen Vaffelkatan losreissen. Besonders Moren drängt, weil er unbedingt Skifahren möchte. Das Wetter ist perfekt hier über den Wolken. Sonnig und Warm. Das finden viele Leute. Deshalb ist es nicht gerade leer und für die nächste Gondel müssen wir sogar etwas anstehen. Das waren wir in der letzten Woche nicht gewöhnt.
Jan ist ohne Skier unterwegs und möchte nur die schöne Aussicht genießen. Das geht auch, denn mit der Gondel kann man auch wieder ins Tal runter fahren.
Tolle Aussicht vom Åre Skutan auch ohne Skier genießen
Die Skigebiete Duved, Åre Skutan und Björnen sind über Pisten und Lifte miteinander verbunden. Ich versuchte schon mal herauszufinden, ob es mir und den Kindern gelingen würde, so zu unserer Hütte oder ins Skigebiet Björnen zu gelangen. Voller Tatendrang gehen wir das Projekt an. Ganz ober auf dem Åre Skutan genießen wir jedoch die Aussicht. Alle Gebäude und Liftanlagen sehen krass vereist aus, wie aus einem Arktiscomic umhüllt eine bubblig weiße Schicht jeden Baukörper. Faszinierende Strukturen , die die Natur hier geschaffen hat.
Nach ein paar RundumFotos finden wir die richzige Piste, die wir gen Osten nehmen, um uns unserem Ziel zu nähern. Da es gestern und heute so warm war , aber nachts überfroren ist, sind die Pisten sehr eisig und für uns erst einmal ungewohnt.
Die Kids schlagen sich gut, ich bin mit meinem Snowboard auf den vereisten Pisten zunächst etwas unsicher, aber wir kommen gut voran. Oft zischen andere Skifahrer gekonnt an uns vorbei, die sind ganz schön flott. Merle ist heute nach einer Woche Snowboardfahren wieder auf Skiern unterwegs und die roten Pisten von hier oben sind ungewohnt.
Deshalb ist sie eher vorsichtig. Mortens Skischule hat echt etwas gebracht, selbstbewußt und sicher meistert er die roten Pisten. Nach gut der Hälfte der Strecke ist er aber auch fix und fertig von der Anstrengung. Zum Glück ist das letzte Stück nach Sadeln ein langer blauer Ziehweg. Den genießen wir. Wir kurven gemütlich den Weg entlang bis wir unsere Wohngegend Sadeln erkennen und spontan zu unserer Hütte einbiegen.
Hier hat Jan schon Mittag gekocht. Das kommt nach einer guten Stunde anstrengendem Schneesport genau richtig. Wir freuen uns riesig darauf.
Andererseits sitzt uns die Zeit im Nacken. Merle und ich zählen die Stunden, die wir im Schnee noch verbringen. Ich schaffe es gleich nach der mittäglichen Stärkung wieder loszuziehen. Ich darf nochmal eine Langlaufrunde ganz alleine drehen – juhu!!!
Langlaufrunde in Åre
Das Wetter ist weiter mild, es weht kein Lüftchen. Das trug natürlich auch dazu bei, dass jetzt leider die schneebehangenen Äste der Nadelbäume nur noch grün aussehen, etwas von dem Zauber ist verloren. Dennoch ist es auf den Langlaufloipen der XC Arena hier in Åre sehr idyllisch. Einige Freizeitsportler sind hier unterwegs, aber die meiste Zeit sehe ich vor mir oder hinter mir auf der 7,5 Kilometer Runde niemanden.
Den Åre Skutan habe ich fest im Blick. Hin und wieder höre ich einen Vogel in den Baumwipfeln, bleibe stehen und lausche. Oder ich schaue in den weichen Schnee, wo sich einige Tierspuren abzeichnen und überlege, wer sonst noch hier mit mir unterwegs ist.
Der Himmel zeigt sich nochmal in seinen schönsten Farben. Das Sonnenuntergangsgold bis Pink hängt zwischen einigen Wolken herum und ich kann mich gar nicht satt sehen.
Auf den glatten Strecken probiere ich einige Techniken aus, die ich gestern in der Langlaufstunde mit Jonas gelernt habe. Zu gerne möchte ich skaten können. Das ist diese Langlauftechnik, mit dem ich etwas zügiger voran käme. Die längeren Skistöcke, die ich von Jan gemopst habe, sind dafür auch ganz gut geeignet.
Nach anderthalb Stunden bin ich mit meiner Familie an der Skiausleihe in Björnen verabredet. Unsere gesamte Materialausleihe muss wieder zurück. Das sind mittlweile echt viele Sachen: 3 Paar Abfahrtski, 4 Paar Langlaufski, 2 Snowboards, viele Skistöcker und Helme und Schuhe zu allen Geräten.
Die Lifte machen bei Einbruch der Dunkelheit gegen 16.30 Uhr zu, die Skiausleihe schon um 16 Uhr.
Für mich war es ein gelungener letzter Skitag. Unsere Große fand es auf den vereisten Pisten etwas anstrengend, Jan fand es ein bisschen zu voll auf den Pisten an diesem Samstag. Morten war ganz schön fertig, der hat aber auch mit seinen kurzen Beinen ganz schön was geschafft heute. Alle Achtung.
Schon seit Tagen freue ich mich, einmal in das Lundhags Outlet in Järpen zu fahren und eventuell ein paar Sachen zu shoppen. Im Internet fand ich heraus, dass es bis 17 Uhr heute auf hat. Leider stehen wir kurz nach vier schon vor verschlossenen Ladentüren. Der schwedische Hersteller hat interessante Outdoorklamotten und die Langlaufschlittschuhe, die ich von weitem bewundere. Bei uns gibt es ja nie so schön zugefrorene Seen, auf denen man mal lange Strecken zurücklegen kann. Die Wanderschuhe von Lundhags werden direkt hier in Järpen produziert.
Gemütliches Apartment im Skigebiet Åre
Aber was nützt es. Leider müssen wir wieder enttäuscht von dannen ziehen und machen es uns stattdessen in unserem Skiapartment in Sadeln gemütlich. Sauna an, Kladdkaka in den Ofen und ein heißer Tee vor dem Kamin – herrlich.
Nach dem Snowboardfahren und danach der Langlaufrunde können meine müden Knochen das echt gut gebrauchen, ich fühle mich wunderbar durch bewegt und bin ein weiteres Mal dankbar, dass ich trotz Draht im Fußgelenk diese herrlichen Sportarten machen kann.
Jan kocht noch was Leckeres aus allen Resten der vergangenen Woche und natürlich müssen wir packen, weil es morgen früh wieder von Östersund mit dem Direktflieger nach Berlin geht.
Die Woche hier in Östersund / Åre war schön abenteuerlich.
Ich weiß jetzt schon, dass ich den Schnee rund um den Åre Skutan vermissen werde.