Weil der Winter hier in Deutschland schon seit einigen Wochen vorüber ist, geht es zum Arktistraining nach Norwegen. Die Straßen sind grau und der Frühling lässt auf sich warten.
Jedoch plane ich schon seit einiger Zeit mit dem Verein Iceploration ein Arktistraining in der norwegischen Hardangervidda, der größten Hochebene Europas.
Arktistraining in Norwegen – Warum gerade dort?
Sie bietet ganz ähnliche Bedingungen wie die Landschafts- und Wetterlagen auf dem inländischen Grönlandeis.
Ein Team aus 3 erfahrenen Grönlandüberquerern und drei Studenten wird im Sommer auf einer historischen Route das Inlandeis überqueren. Dabei werden wissenschaftliche Messungen vorgenommen, die die Schneehöhe sehr genau bestimmen und Rückschlüsse auf die Klimaveränderung zulassen.
Mit einem weiteren Wissenschaftler werde ich die Gruppe im Westen empfangen und mit ihm einige Tage auf dem Inlandeis verbringen, um Gletscherbewegungen zu messen.
Deshalb bin ich auch Teil der 9 köpfigen Trainingsgruppe, die sich Mitte März in der Hardangervidda mit Pulka, Schlafsack und Zelt durch Schnee und Eis bewegt.
Aufbruch aus Potsdam zum Aktistraining nach Norwegen
Mit den Gedanken noch halb in Kanada und bei inspirierenden Gesprächen auf der weltgrößten Reisemesse der ITB starte ich mit einer Megatasche am Freitagabend zu Wilfried.
Dort packen weitere Crewmitglieder sein Auto. Der Platz ist bis auf den letzten Kubikzentimeter ausgenutzt. Ich staune nicht schlecht, als ich das Ausrüstungstetris im Kofferraum sehe. Aber ein Arktistraining in Norwegen bedarf einiger „Kleinigkeiten“.
Schnell ist klar, ein Personentransport ist hier kaum noch möglich. So gestalte ich den Transfer nach Schildow, wo Lutz, erfahrener Skitourengeher und Trainigsteilnehmer mit seinem 7 sitzigen T4 auf uns wartet.
Mit der jungen Studentin Luisa sind wir die einzigen Frauen in der Mannschaft. Sie fühlt sich ausgeruht genug und fährt tapfer den VW Bus durch die regnerische Nacht. Stunde um Stunde fahren wir Richtung Norden, sammeln noch einen weiteren Teilnehmer auf halber Strecke ein. Ganz schön zerknautscht kommen wir dann schließlich im Morgengrauen an der nördlichsten Spitze Jütlands an. Di erste Etappe zum Arktistraining in Norwegen wäre geschafft.
Als Familie waren wir hier schon öfter, als wir von Island mit dem Schiff kamen und zu den Färöern fuhren. Das Meer strahlt hier schon eine größere Kraft aus als in meinem Heimathafen Rostock. Hier fahren gewaltige Schiffe in den Nordatlantik.
Mit der Fjordline zum Arktistraining von Hirtshals nach Langesund
Von Ferne sehen wir die rote Fjordline anlegen. Sie soll uns nach Langesund in Südnorwegen bringen.
Es ist immer noch regnerisch und windig, als wir an Bord gehen.
Ich spaziere trotzdem an Deck und sehe wie das Land immer kleiner wird. Der kalte Wind bläst mir ins Gesicht. Das ist gut zum Wachwerden.
An diesem Samstagmorgen ist das Schiff nicht sehr voll, einige Familien tummeln sich im Frühstückscafe, einige Kinder lümmeln in der riesen Hängematte im Spiel- und Toberaum.
Ich besorge mir einen guten Kaffee im Starbucks auf der Fjordline und versuche etwas zu arbeiten. Ich mag so eine langsame Anreise und habe Zeit, noch über die wuseligen Tage auf der Messe nachzudenken und auch meine Gedanken schon mal in den Schnee zu schicken, aber auch ganz im Moment zu sein und mit offenen Ohren ein paar gute Gespräche zu führen. Wir Trainingsteilnehmer haben uns schließlich vorher nur teilweise kurz kennengelernt.
Winter in Sicht mit der Fjord Line
Auf dem Schiff finden sich immer mal wieder gemütliche Ecken, wo ich verweile und auch den Blick auf das weite Meer genieße. Lieber hinter dem Fenster als an Deck.
Wir sind von 9 bis 13 Uhr unterwegs über den Skagerrak bevor wir in die Fjordwelt fahren. Rechts und links am Ufer sind plötzlich schneebedeckte Dächer und auf den Felsen am Ufer liegt eine feine Schicht von Puderzucker. Die Luft riecht winterlich.
Dann landet die Fordline in Langesund, einem kleinen Hafenort in Südnorwegen.
Jetzt ist die Winterwelt schon zum Greifen nahe und die vier Stunden Autofahrt erscheinen uns wie ein Klacks. Gewundene Straßen führen uns immer weiter Richtung Norden in die Welt der Berge.
Die Straßen sind gut geräumt. Irgendwann wird jedoch der Untergrund zu festgefahrenem Schnee. Statt Asphalt ist Eis auf den Straßen zu sehen und die Serpentinen werden auch immer enger.
Mit Schneeketten zum Arktistraining in Norwegen
Seit unserem Finnlandurlaub bin ich ja Fan von Schneeketten. Wir haben sie ein Dutzend Mal auf- und abgezogen. Und das immer mit vier Stück.
Ich wundere mich, dass die zwei Autobesitzer die Entscheidung für Schneeketten noch nicht fällen.
Dann sind wir schließlich im Wintersportort Geilo angekommen und fahren in eine enge Kurve mit einem leichten Anstieg. Der T4 schafft es nicht ganz und kommt am Straßenrand, fast noch in der Kurve zum Stehen.
Jetzt am späten Nachmittag wird es schon langsam dunkel, das macht das Anlegen von Schneeketten nicht einfacher. Ich engagiere mich mit meinen neu erworbenen Fähigkeiten und helfe, die Schneeketten anzulegen.
Bei beiden Fahrzeugen scheint es zunächst eine super Lösung zu sein. Doch das Navi führt uns in immer kleinere, abgelegenere Wege. Es gibt kaum noch Platz nach rechts oder links auszuweichen, weil der Schnee so hoch aufgetürmt ist. Die Anstiege werden steiler.
Die blaue Stunde ist zwar schön und der Schnee reflektiert das Restlicht, jedoch ist es mittlerweile auch deutlich kälter. Die erste Schneekette reißt. Großer Mist so direkt am Hang. Die Männer versuchen mit Stirnlampen und Werkzeug ein Ersatzkettenglied einzufädeln und die Kette zu reparieren. Bei Wilfrieds Fahrzeug sieht es noch blöder aus und er beschließt einen anderen Weg zu unserer Unterkunft in Geilo zu suchen.
Die meisten von uns haben Turnschuhe an und keine langen Unterhosen, wir sind hungrig und wollen eigentlich einfach nur in die versprochene Unterkunft, wo Teammitglied Frank schon für uns kocht.
Ankunft in unserer Unterkunft der Havdalsgrenda in Geilo
Irgendwie schaffen wir es mit Hängen und Würgen. Wie wunderbar in so einer Situation so warm in der Havdalsgrenda empfangen zu werden.
Das große Hotel hat für uns ein Gruppenapartment reserviert, wo bis zu 16 Menschen Platz finden.
Zwei Wohnküchen und Saunen, wie auch Kamin und eine riesen Sofaecke laden zum Entspannen ein. Das tut allen gut. Stephen der Geschäftsführer der Havdalsgrenda ist Holländer und ich schmelze ja immer dahin, wenn jemand meinen Namen gut holländisch betonen kann. Außerdem erzählt er, dass der Eigentümer der Hotelanlage Ivar Tollefsen ist. Er ist ein norwegischer Abenteurer, der auch schon mehrfach Grönland überquert hat. Beide würden sich sofort unserem Arktistraining in Norwegen anschließen, wenn sie Zeit hätten.
An einer langen Tafel verputzen wir Nudeln mit Soße, nutzen in Grüppchen die Sauna und planen die nächsten Tage.
Planung des Polartraining in Norwegen
Wilfried und Frank sitzen über eine Wanderkarte gebeugt und tüfteln an der Route für das Arktistraining in Norwegen.
Einerseits gibt es einige unter uns, die keine große Erfahrung auf Skiern haben und andererseits wollen wir auch, so gut es geht, die Bedingungen für Grönland simulieren.
Eine Gratwanderung, die sich aber hier um Geilo herum in der Hardangervidda gut realisieren lässt. Hier gibt es nämlich ein gut ausgebautes Netz an Langlaufloipen, die weit in die Hochebene hineinführen. Diese können wir zunächst nutzen, damit sich jeder von uns mit der Ausrüstung, den Skiern und den Pulken einspielen kann. Später geht es dann ins ungespurte Gelände.
Zunächst verbringen wir jedoch eine erholsame Nacht in Vorbereitung auf die Woche des Arktistraining in Norwegen draußen im Schnee. Weiche warme Betten und ein reich gedeckter Frühstückstisch machen die Sonntagsatmosphäre perfekt.
Draußen strahlt jedoch die Sonne von einem blauen Himmel und ein paar glitzernde Schneekristalle fliegen am Fenster vorbei.
Der Start in den Schnee
Ich kriege Hummeln im Hintern und möchte unbedingt hinaus in das Winterwetter.
Mit viel Elan steigen wir noch einmal für eine kurze Fahrt zu unserem Ausgangspunkt in die Autos.
Ein Wanderparkplatz am Ortsrand ist unser Startpunkt.
Hier kramen wir alle Ausrüstung aus dem Auto und puzzeln alles zusammen.
Das Gepäck für das Arktistraining in Norwegen – Wintercamping
Die Gestänge müssen an die Schlitten angebracht werden und dann packt jeder eine Pulke mit seinem persönlichen Gepäck und einigen allgemeinen Utensilien. Zelte, Isomatten und große Schlafsäcke sind bei so einer Wintertour sehr voluminös. Das ist aber leichter zu handhaben als bei einer Wandertour mit Rucksack. Auf unserer Trainingstour sind unsere Schlitten ca. 40 bis 60 Kilogramm schwer. Damit noch um einiges leichter als dann bei der Grönlandtraverse, aber schwer genug, um das ungewohnte Gewicht an der Hüfte zu spüren.
Der Gepäcktransport ist so einfach, dass einige Luxusgegenstände wie ein Grill und Kiteschirme Platz finden.
Ich lade meine Pulka nicht ganz so voll, da ich zum Fotografieren etwas flinker unterwegs sein möchte. Manchmal wird es notwendig sein, auch mal ein paar hundert Meter vorzulaufen, um die Gruppe von vorne zu fotografieren.
Außerdem habe ich unerfahrener Weise bei der Tour vor drei Jahren meinen Schlitten so voll geladen, dass ich gar nicht hinterher kam und weder Fotos machen konnte, noch sonst irgendeinen Genuss am ersten Tag verspürte.
Jetzt hüft mein Herz vor Freude, als ich endlich mit gepacktem Schlitten in der Spur stehe, die Sonne und Winterkälte im Gesicht spüre.
Außerdem spüre ich die freudvolle Erwartung aller Beteiligten. Ein wuseliger Haufen schneeverrückter Abenteurer.
Wie das Arktistraining in Norwegen weitergeht, liest du im nächsten Blogpost.
Noch mehr Artikel zur Vorbereitung der Grönlandüberquerung liest du im Iceploration Blog.
Kennst du außerdem unseren Verein Iceploration? Auf der Webseite erfährst du mehr zu dem gemeinnützigen Projekt rund um Klimaforschung und Bildungsarbeit. Dort findest du auch Möglichkeiten, unsere Arbeit zu unterstützen.
Schreib uns gerne deine Erfahrungen rund um Skitour und Wintercamping, hast du schon einmal an einer Expedition teilgenommen?