Ein Tag voller Aktivitäten auf der Insel Vágar. Dazu gehört Rapelling genauso wie eine Wanderung bei Wind und Wetter zu einem Wasserfall.
Meine Frau kann ganz schön Energie freisetzen, wenn es darum geht, das Tagesprogramm zu gestalten. Obwohl wir recht gemütlich morgens loskommen, steht als erstes eine Wanderung entlang des Sørvágsvatn Sees an.
Wandern auf Vágar
Auf Vágar offensichtlich eine bekannte und beliebte Wanderstrecke. Immerhin stürzt sich der See am Ende 80-100m tief ins Meer. Gut, das sieht man von oben nicht so gut wie mit einem Hubschrauber aus 100 m Entfernung, aber das war ja auch nicht der Punkt.
Wir liefen gut gelaunt und motiviert bei sehr tief hängenden Wolken und Nieselregen los. Ich hatte Trekkingschuhe (nicht impregniert) an. Die Kids waren komplett für dieses Wetter ausgerüstet und sprangen daher in jede Pfütze. Ich war auch zu warm angezogen und überhaupt. Am Anfang war der Weg noch angenehm zu laufen, dann wurde es etwas anstrengender. Zum einen galt es ständig über Bäche zu springen, über nasse Wiesen zu laufen und matschige Pfade zu vermeiden aber das wäre alles nicht so schlimm gewesen, wenn ich nicht sehr konzentriert darauf bedacht gewesen wäre, meine Schuhe nicht völlig zu durchnässen, was mir auch gelang. Zu allem Überfluss hatte ich mir eine Anti-GoreTex Regenhose angezogen. Im Prinzip ist ja eine Regenhose eine gute Idee. Diese alte von Geertje ließ aber vor allem Wasser rein, jedoch keines mehr raus. So das die Jogging Hose, die ich drunter hatte irgendwann klatschnass war. Tipp: Klamottenkombinationen für besondere Wetterlagen VORHER mal ausprobieren bevor man einige Kilometer damit wandert. Ich wanderte trotzdem tapfer mit und lies mich von dem Elan der Kinder anstecken. Aufgrund der genannten Bedingungen waren wir bestimmt nicht besonders schnell, aber am Ende unseres Weges gönnten wir uns ein kleines Nordicfamily-Picknick auf den nassen Felsen mit Blick auf das Meer tief unter uns.
Der Weg zurück ging dann schneller und etwa ein Kilometer vor unserem Auto machte Morten dann doch schlapp und Geertje nahm ihn auf die Schulter. Am Ende waren wir alle fertig und nass und froh, dass wir nochmal in unser kleines Airbnb Häuschen konnten. Duschen, trocknen, essen, ausruhen. Und das war auch nochmal besonders nötig, weil Geertje natürlich noch was organisiert hatte.
Rapelling auf Vágar
Man darf die Frau keine Minute aus den Augen lassen und schon hatte sie uns eine Rappellingtour bzw. Abseil-Tour organisiert. Die Wolken hingen immer noch extrem tief und so bestiegen wir bei dichtem Nebel eine nahe gelegenen Berg neben einer tiefen Schlucht. Und das nach der Wanderung. Stöhn. Aber der Guide Johannes von Reika adventures war hochmotiviert und vertrauenserweckend und so ließ Geertje sich in die Schlucht und somit in das Unbekannte hinein „fallen“. Wir sahen nur ihren Kopf hinter der Klippe verschwinden und dann war sie weg. Irgendwann entspannte sich das Seil und sie war unten. Kurz danach klingelte das Handy von Johnannes. Sie ließ wissen, dass das nichts für Morten sei. Zu schwierig. Aber Merle konnte einen Versuch wagen und während ich beschloss mit Morten dem Nebel und Regen zu entkommen, ließ sich Merle in die Tiefe ab. Geertje filmte es von unten und ich muss schon sagen, wow bin ich stolz auf meine mutige Tochter. Es mag zwar nicht wirklich gefährlich gewesen sein, aber nicht jedes neun-jährige Mädchen hätte sich im Nebel in eine Schlucht abgeseilt. Da bin ich sicher.
Zu diesen Erlebnissen gibt es bald noch ein Video, was alles hautnah zeigt 🙂
Rapelling mit Reika Adventures
Geertje: Die Rapelling Aktion ist mir beim Lesen von Infomaterial und Reiseführern gleich in den Fokus geschossen. Man seilt sich hier auf den Färöern nicht nur aus sportlichen Gründe ab. Traditionell darf heute noch einmal im Jahr mit dieser Methode an Meeresklippen auf Vogeljagd und Eiersammelei gegangen werden. Das wir das auf der Vogelinsel Mykines praktiziert.
Am Vorabend spürte ich das kleine Unternehmen Reika Adventures auf Facebook auf und besprach alle Details mit dem Inhaber Johannes. Er erzählt, dass man die kleine „Übung“ zu jeder Jahreszeit machen kann. Er sei ausgebildeter Climbing Instructor und hat die Firma nur aus Spaß seit ca. drei Wochen. Und dafür kommen schon echt viele Kunden zu ihm und er telefonierte schon in unserer Anwesenheit am Berg mit zwei weiteren Klettermannschaften. Die beliebte Aktion kostet ab 300 DKK pro Person bei Gruppen. Ab 6 Gästen holt er sich auch noch ein paar Guides dazu.
Am Parkplatz sammelt jeder seinen Klettergurt nebst Helm ein und wir stiefeln über eine Wiese auf einen Berg, der sich mindestens 30 Meter vor uns erhebt. Die Große kennt sich mit dem Equipment einigermaßen aus, ist sie doch seit einem Jahr beim Klettertraining. Sie hilft fachkundig. Johannes hat in den Fels mehrere Schrauben verankert, wo die Kletterseile und die Sicherunsgseile festgemacht sind auf den schon steilen ersten 2 Metern versuche ich mit der Bremse in der rechten Hand die ersten Bewegungen, von hier kann ich nicht die Dimension der Aktion erkennen. Nach 2 weiteren Metern muss ich erst einmal einen Begeisterungsruf loswerden als ich in die Tiefe schaue, wo sich ein Fluss durch den Canyon schlängelt. Johannes hat mich sicher an einem grünen Sicherungsseil, ich selbst habe meine rechte Hand am roten Seil hinter der Bremse. Wenn ich hier lockerlasse, gleitet das Seil durch die Bremse und ich bewege mich abwärts. Beine lang machen, Füße an den Berg. Der ist nass und glitschig. Ich verliere einmal das Gleichgewicht und schlenker gegen den Berg. Kleiner Schreck, weiter geht’s. Ich kann gar nicht einschätzen, wie weit es noch es. Ich lasse mir Zeit und genieße die „Runterfahrt“. Obwohl ich auch merke, dass meine Hand ganz schön angestrengt ist. Der Nebel tut sein übriges, so dass ich kaum erkenne, wo die Schlucht zu Ende ist, der Boden beginnt. Auf einem kleinen Plateau liegt jedoch das restliche rote Seil und der Fluss rauscht durch die Gesteinsbrocken. Geschafft. Wow, ich bin voller Adrenalin, klinke mich aus und warte, dass das Seil hoch gezogen wird. Dann warte ich darauf, dass Merle runterkommt. Das dauert eine ganze Weile, dann sehe ich ein paar Umrisse an der Canyon Kante im Nebel. Das muss sie sein.
Rapelling mit Kindern
Ganz gleichmäßig und recht flott gleitet sie am roten Seil runter. Später beschreibt sie, dass sie nur am ersten Abschnitt etwas Bammel hatte. Wie schön, sie unten in Empfang zu nehmen und zu umarmen. Wir sind schon ein tolles Frauen Team in der nordicfamily.
Dann galt es noch unser Tageziel in Gjógv auf Eysturoy zu erreichen. Wir fuhren durch spektakuläre Landschaften, die durch gelegentliche Durchbrüche der Sonne sogar noch beeindruckender aussahen und erreichten pünktlich um Acht unser Ziel. Das Sommerhouse vom Hotel Gjaargardur . Mit tollem Blick über den Fjord konnten wir uns jetzt in einen richtig großen Haus ausbreiten. Mit den vielen nassen Klamotten ein echt notwendiger Luxus.
Übernachtung in Gjogv
Gjogv (sprich Jeg) ist unser nächstes Ziel. Ein kleiner Ort am Ende einer langen Strasse im Norden der Insel Eysturoy. Obwohl dieser Ort auf jeder Karte und in jeder Googlemaps-Zoom-Auflösung angezeigt wird, hat er nur 25 Einwohner. Zumindest feste Einwohner. Der Rest sind Sommerhäuser. Früher war das ein Fischerdorf, aber nach dem die Eltern diesen gefährlichen Job (viele Tote hier in der Gegend) nicht mehr machen lassen wollten und sie animierten höhere Schulabschlüsse anzustreben, verringerte sich die Einwohnerzahl von ehemals 250 recht schnell auf die heutige Zahl. Wobei man wohl nicht vergessen sollte das wenn eine Familie mit allen Onkel, Tanten, Cousinen und Neffen ein dorf verlässt, das schnell mal 30 Leute sind. Das alles erfahren wir in einem kleinen gespräch mit Eirik, der hier das Gasthaus Gjaargardur betreibt. Eine Unterkunft die ursprünglich eine Wanderer Hostel war und jetzt ein Hotel mit sehr familiärem Flair ist. Da aber gerade Hauptsaison ist und ganze Busladungen hier untergebracht werden, bekommen wir eine Sommerhaus. Es gibt hier nämlich weit mehr Häuser als Einwohner und das sind meist Sommerhäuser von Familien die in Torshavn leben und arbeiten. Bei Hochbetrieb kümmert sich Eirik darum, diese seinen Gästen als Unterkunft zur Verfügung zustellen. Er ist ohnehin so etwas wie der zentrale Ansprechpartner für alles hier in Gjogv.
Unser Haus ist geräumig und nachdem unsere Autoinnerein hinein explodiert sind, schlafen wir erst mal in unserem schönen Haus.
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Bei all den schönen Bildern und euren tollen Erlebnissen dort, darf man nicht vergessen, dass auf diesen Inseln jährlich ein großes, grausames und sinnloses Abschlachten von hunderten von Walen stattfindet. Dabei macht man als Tourist sich per Gesetz schon strafbar, wenn man die Behörden nicht auf vorbeiziehende Walschulen hinweist. Diese Inseln sind für mich unten durch.
Lieber Tom, vielen Dank für deinen Kommentar. Wir wollen hier kein Urteil fällen. Wir recherchieren jedoch auch dazu. Heute haben wir einen Einheimischen dazu befragt: seit 400 Jahren werden Grindwale hier für verschiedene Zwecke benutzt. Das Fleisch wird gegessen. Ihnen wird angeblich nicht hinterher gejagt, sondern wenn Wale vorbeiziehen, werden sie getötet und geschlachtet. So unsere Information bis jetzt. Beste Grüße
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