Man soll es zu Weihnachten in Skeikampen ja geruhsam angehen. Das sollte sich nach dem langen vorrangegangenen Abend als recht einfach raustellen. Wir schlafen für unsere Verhältnisse sehr lange. Merle, das Schätzchen, beginnt um viertel nach neun Frühstück zu machen, was neben dem Decken des Tisches, vor allem die Zubereitung von Bacon, den sie sich gestern beim Einkaufen aus irgendeinem Grund ausgesucht hat, zum Mittelpunkt hat. Er gelingt ihr perfekt. Es ist jedoch fast zehn bis wir alle am Tisch sitzen und um elf soll schon der Gottesdienst in der nahe gelegenen Kirche beginnen. Wer schon mal am Weihnachtstag in einer Kirche war, weiß, dass man früh da sein muss, den es wird pickepacke voll. Da wir dort hin noch bergan etwa einen Kilometer laufen müssen, ist dann doch Eile angesagt.
In der Norwegischen Fjellkirche
Dort angekommen, bin ich klitschnass Geschwitzt. Zum einen sind wir so schnell gelaufen, wie es auf dem Schnee geht, zum anderen ist die Kirche bis auf den letzten Platz besetzt und die Temperatur entsprechend. Weihnachten in Skeikampen wird in der kleinen Fjellkirche am Skihang immer besonders zelebriert. Natürlich vorrangig für die Gäste. Einen einheimischen Gottesdienst gibt es noch „unten“ im Tal. Wir finden einen Platz direkt neben der Orgel. Der Organist ist ein sehr netter Kerl und erlaubt mir und den Kindern bei ihm auf der Orgelbank Platz zu nehmen, so dass wir über die Brüstung in das Kirchenschiff gucken können. Sehr nett, aber viel zu sehen gibt es wenig. Der Gottesdienst ist auf Norwegisch und leider ohne Krippenspiel.
Der Pfarrer muss ein lustiges Kerlchen sein, zumindest glaube ich das aus seiner Sprachmelodie und den Lachern aus der Gemeinde heraus interpretieren zu können. Die Kinder nehmen es gelassen bis Morten mal muss. Geertje verschwindet mit ihm und wir sehen sie erst am Ende des Gottesdienstes vor der Tür wieder, wo die halbe Gemeinde versucht, das Auto des Organisten aus der Misere durchdrehender Reifen zu befreien. Die andere Hälfte der Gemeinde feuert die Anschiebenden an. Irgendwie auch schön. So gemeinschaftlich.
Zurück im Häuschen bin ich eigentlich schon wieder Reif für eine Pause, aber da hab ich die Rechnung ohne meine Frau gemacht. Und Zack stehen wir alle wieder auf der Piste. Das Tageslicht gilt es auszunutzen. Nur, das will nicht und versteckt sich hinter Wolken, die sich als Nebel zusehens über die Landschaft legen.
Nach einigen Abfahrten mit Merle, die mich immer wieder auf winzige Waldwege locken will, unterbrechen wir unsere Fahrerei und gehen kurz zu einem Lavvu, um dort einen Helfer des Weihnachtsmanns zu treffen. Hier heißen die Helfer Nissen. Morten und Merle bekommen Süßigkeiten. Und sind schon zufrieden.
Während Geertje Morten betreut, der einfach immer und immer wieder die gleich Strecke mit gleichem Vergnügen rauf und runter fährt, fahr ich mit Merle noch ein paar Mal den mittleren Lift rauf, um dann nach Hause abzubiegen, nur um dort die Schuhe zu wechseln um nochmal zum Laden am Ende der Strasse zu eilen. Die Nudeln sind aus. Ich kaufe Kartoffeln.
Weihnachten in Skeikampen tanzt man um den Baum
Es ist etwa 1415 als wir wieder zu Hause sind und es uns gemütlich machen, während Geertje nochmal zu einem Langlaufausflug aufbricht. Auch wir starten um 1530 Richtung Hotel, das auch wieder einen Kilometer entfernt ist, um mit einem Helfer des Weihnachtsmannes um den Weihnachtsbaum zu tanzen.
Geertje kommt direkt dorthin, leider genau zu dem Zeitpunkt als es vorbei ist.
Zurück zu Hause war der Weihnachtsmann da. Leuchtende Kinderaugen. Und wir lassen die beiden natürlich vor dem Auspacken noch etwas vorsingen. Sehr lustig. Und dann fliegen die (Verpackungs-) Fetzen. Die Geschenke (Bücher, Gesellschaftsspiele, Bastelsachen und ein paar Autos für Morten) werden ausgepackt und für toll befunden und auch gleich ausprobiert. Papa kocht derweilen Kartoffeln mit Sosse á la Improvisation, die aber allen nachher mundet.
Wir lassen den Abend gemütlich ausklingen mit 20 min. „Donald Duck feiert Weihnachten“ und dann vorlesen bis die Kleinen schlafen. Die Großen machen es sich dann noch gemütlich und lesen aus dem Buch „Ein Schisser auf Reisen“ sich gegenseitig vor.
God Jul! – Gute Weihnacht auf Norwegisch und übrigens genauso in Schwedisch.
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