Nach der Verabschiedung vom arthouse in Joachimsthal, unser gediegenen Unterkunft für den Kurztrip in den Barnim, fahren wir nach Eberswalde, wo wir eine Verabredung im Zoo haben.
Die Autofahrt von Joachimsthal dauert ungefähr eine halbe Stunde und so bleibt noch ein kleiner Zeitpuffer für den Besuch des Familiengartens. Den hat uns unsere Blogleserin Sandra Marks empfohlen.
Familiengarten Eberswalde
Hier finden wir für einen kleinen Eintrittstaler einen umgenutzten Park der ehemaligen Landesgartenschau Brandenburg von 2002. Gleich am Eintrittsschalter erwerben wir drei Plastikkugeln für einen Riesenflipper, was dann auch gleich die erste Attraktion ist. Damit die Kugeln gut durch den Betonirrgarten rollen, füllt man sie vorher am besten mit Wasser… brr das ist in einem blauen Betonbecken und eiskalt. Nun ja, gesagt getan. Etwas meditativ begleiten wir die Murmeln bis zum Ende des Flippers. Dann eröffnen sich gleich mehrere Möglichkeiten. Mein Gestalter Blick fängt sich gleich in wunderschönen Kletter Skulpturen aus Robinienholz in der Optik der „Einsiedel-Baumhäuser“ Merle entdeckt jedoch gleich den Tretautoparcour, wo Morten gleich hinterher flitzt. Alle kleinen Abenteuerspielplätze sind im vordersten Teil des Gartens in einem alten Walzwerk angelegt.
Wir steigen sogar mit Helmen bestückt in ein Tretboot und tauchen ab in die Kanäle wo ehemaliges Kühlwasser fließt, dort befindet man sich in einer imaginären Untergrundwelt, die durch Lichtinstallationen spannend gestaltet ist. Fehlen noch die Geräusche wie in einer Geisterbahn. Morten ist da vorn auf dem Boot nicht ganz wohl. Er ist froh, als wir wieder „auftauchen“ Toll gemacht. Ich liebe ja diese Unkompliziertheit, wahrscheinlich hätte man irgendwo anders gleich wieder Schwimmwesten anziehen müssen und einen Kurs fürs Steuern eines Tretbootes belegen müssen.
Unsere Zeit ist etwas knapp, deshalb eilen wir zum hinteren Parkteil , wo es massenweise Hexenhäuschen und Labyrinthe wie auch Kletterskulpturen im „Einsiedel-Stil“ gibt. Ein Wunderwald. Hier könnte ich zum Kind werden und noch so manche Stunde verbringen. Wir müssen jedoch zum Zoo, denn mitten den Ferien sind wir in der Zoo Schule verabredet.
Zoo Eberswalde
Wir eilen zu dem schlichten Holzhaus inmitten des Eberswalder Zoos, um pünktlich zur Schule zu kommen. Das Ferienprogramm in diesen Herbstferien dreht sich um das Thema „Vom Baum zum Papier“. Einige kleine Gäste mit ihren Eltern und Großeltern haben sich hier schon versammelt.
Der Raum ist vorbereitet und zwei Mitarbeiter der Schule erzählen von der Papierherstellung und dass früher ja auf Papyrus geschrieben wurde. Dazu schneiden die Kinder Bilder aus und kleben sie an anderer Stelle wieder auf.
Die gesamte Zeit sehe ich an anderen Tischen eine graue Pampe vor sich hin quellen und alle sind mit leuchtenden Augen dabei, als es heißt: „Jetzt stellen wir selbst Papier her.“ Auch der kleine Morten wird von allen Seiten unterstützt und schöpft hier sein erstes Duftpapier mit Weihnachtsmotiv.
Die graue Pampe sind eingeweichte Papierschnipsel, die auf ein Sieb gegossen werden. Dort tropfen sie ab, dann darf man Motive aus Servietten, Blüten und sogar Duftstoffe wie Zimt und Öle aufbringen. Im ganzen Raum duftet es wie in der Weihnachtsbäckerei.
Am Ende wird’s umgestülpt und gebügelt. Die Kids waren fast zwei Stunden voll dabei, konzentriert und begeistert vom Thema, obwohl die große im vorhinein etwas skeptisch war. Ich würde mal sagen, dass dies gelungene Umweltbildung ist.
Wir bekommen noch eine kleine exklusive Zooführung und dürfen sogar ein paar der Tiere füttern. Eine Schildkröte wird für uns aus ihrem Gehege gehoben und kriecht behäbig vor unseren Füßen entlang, die Esel sind zottelig und zutraulich wie im Märchen, als wir mit etwas Gemüse an ihrem Zaun stehen.
Im Gespräch erzählt uns Zoodirekt Dr. Bernd Hensch mit wieviel Teamgeist der „Schönste Zoo Deutschlands“ (2008) gestaltet und bewirtschaftet wird. Viele Firmen in der Stadt engagieren sich hier, die Menschen haben über Jahre hinweg einen kleinen sehr besonderen Zoo aufgebaut.
Ein besonderes Augenmerk liegt hier auf dem Artenschutz. Immer wieder sehe ich Schilder zwischen den Gehegen , die mit Zitaten oä. Zum Thema Artenschutz und Naturschutz nachdenklich stimmen.
Die Galerie zum Zoobesuch in Eberswalde
Als Besucher befinden wir uns schließlich inmitten des Tigergeheges, durch eine Glasscheibe sehen wir die stattlichen Tiere wie sie stolz an uns vorüberschleichen. Hier bekomme ich die Kinder schon kaum weg und erst recht nicht von nächstgelegen Spielplatz im „Einsiedel-Stil“, der alle Klimazonen repräsentiert. Stark, die „Arktis“ fotografiere ich gleich mal. Leider müssen wir auch schon wieder gen Ausgang streben, denn da haben wir einen Bollerwagen gemietet, der um 16 Uhr zurück muss. Schnell noch ein Souvenir gekauft und dann losgebraust gen Heimat.
Immer wieder geht es mir durch den Kopf, dass ich wahrlich kein Zoofan bin, immer denke ich, dass es den Tieren in der freien Wildbahn sicherlich besser ginge als in Käfigen und Gehegen. Die Kinder kennen den Berliner Zoo in und auswendig, seit sie Dauerkarten mit den Großeltern haben. So habe ich das Thema schön verdrängt. Aber hier stelle ich mich dem Thema und sehe, dass die Gehege sehr groß sind und schön gestaltet. Das meint naturnah. Die Wegeführung ist wirklich wie in einem Park und anscheinend kann man auch überall mit Rolli und Kinderwagen gut lang kommen. Irgendetwas ist hier anders, ich glaube, es hat sich gelohnt mal genauer hinzuschauen. Meine Einstellung dazu ist jetzt etwas differenzierter als zuvor. Dank auch der gut gemachten Zooschule zum Thema Papier.
Auf der Webseite des Zoos lese ich dann nochmal nach: “ Seit geraumer Zeit nimmt der Zoo auch internationale Aufgaben im EEP (Europäisches Tierarterhaltungsprogramm) wahr. Als kleine Arche Noah werden u.a. auch vermehrt vom Aussterben bedrohte Wild- und Haustierarten gehalten und erfolgreich nachgezogen.“ Schmunzle danach über exotische Tiernamen wie: Weißgesichtsseidenaffe, Gelbwangenschmuckschildkröte und Owamboziege
Nach zwei Tagen Schietwetter, kommt heute endlich mal wieder die Sonne raus, die roten und gelben Herbstblätter leuchten so kräftig und strahlend, dass ich am liebsten noch einen Abzweig zu den nahegelegenen Buchenwäldern ins Weltnaturerbe machen möchte. Doch das machen wir vielleicht beim nächsten Mal, es ist ja wirklich nicht weit von Potsdam oder Berlin, in den Barnim zu fahren.
Vielen Dank an Tourismus Marketing Brandenburg und den Zoo Eberswalde für die Einladung.