Surfen bei Windböen Stärke8?

Leichte Aufgeregtheit. Bei Sturmböen um die 8 Windstärken und grauem Himmel sollen wir surfen lernen? Nun ja, ich bin ja offen für alles und will vor dem Kind nicht die Memme spielen.

Wir packen alles ein: unsere neuen Neoprenschuhe, Handtücher, Badeanzug. In meiner romantischen Vorstellung radelten wir zur Surfschule. Die fünf Kilometer scheinen mir bei dem Wetter jedoch zu heftig, dann sind wir ja schon fix und fertig, wenn wir da ankommen, also alle in den VW Bus, Angelique, die gute Seele, packt Verpflegung, Wasserflaschen und so etwas ein. Mortens Sandspielzeug nicht vergessen. Ich befürchte er kriegt einen „Mama-Anfall“, wenn er die Mädchen im Neopren Anzug sieht und sonst keine Attraktive Ablenkung hat.

Surfen lernen bei Westwind in Hvide Sande

Kim ist unser Surflehrer. Er spricht schönes Dänisch und Deutsch und zeigt uns, wo wir unsere Ausrüstung finden und wie wir das Segel aufbauen. Einige Teenies und ein Paar kinder sind auch in unseren Windsurf Kurs für Anfänger in der Surfschule Westwind in Hvide Sande.
Die Erwachsenen bauen ein 3,5 qm Segel auf wo gegen Teenies und Merle ein 2 qm Segel aufbauen.

surfen bei Westwind

Das heißt konkret, Segel schnappen und ausrollen, danach eine Gabel holen, die in richtiger Höhe, nämlich Brusthöhe anklemmen. Segel spannen.

Die ganzen Tampen und Enden sind mir erst mal noch ein bisschen Spanisch. Gemeinsam kriegen wir aber die zwei Segel aufgebaut.

surfen in Hvide Sande

Dann umziehen, keine leichte Übung bei dem Wetter. Die Überwindung ist groß, in einen Badeanzug zu schlüpfen und dann in den 6mm Neoprenanzug. Dann noch die Schuhe. Überraschung, ist er erst mal am Körper, fühlt es sich einigermaßen gemütlich warm an.

Wir gehen zum Strand, wo unsere Segel liegen und wählen ein Brett aus. Alle liegen sie schön aufgereiht in Regalen direkt am Wasser. Dann verbinden wir Segel und Brett am Mastfuss und ziehen die Gerätschaften ins Wasser. Ein großes Gebiet ist mit Bojen markiert, das ist die Fläche, wo die Surfschüler unterwegs sein dürfen. Und es ist total flach. Beruhigend, wenn ich Merle in dem Wasser rumturnen sehe. Außerdem ist in Dänemark Schwimmwesten Pflicht. Auch gut. Wir tragen also über unseren schwarzen Neoprenanzügen rote Schwimmwesten.

Im hüfthohen Wasser schwingen wir uns auf die Surfbrettern und versuchen mit den Aufhol Leinen das Segel hochzuziehen. Es ist ganz schön Windig und sobald eine Bö ins Segel fegt kann ich es nicht mehr halten und es fliegt ins Wasser ich dazu. Kim sagt, wir sollen uns auf den Rücken fallen lassen, nicht nach hinten springen. Davor scheu ich mich und denke, wenn meine Haare nass werden, wird mir erst noch so richtig kalt am Kopp.

Ich schaffe es immer wieder, Richtung Norden zu fahren und schleppe das Zeug dann durchs Wasser wieder zurück nach Süden, um neu zu starten. Es wird Zeit, dass ich die Wende lerne denke ich und probiere etwas herum, es gelingt mir aber nicht so recht.

Merle ist saukalt, obwohl sie es prima macht und so einige Meter surft. Sie verlässt etwas vorzeitig den Fjord und versucht sich auszupellen, um heiß zu duschen.
Sie organisiert sich das alles prima, während ich trotz Wind und Kälte Blut geleckt habe und gar nicht wieder aufhören will. Jedoch ist die erste Unterrichtseinheit von dreien jetzt nach drei Stunden vorbei.

Aufräumen – puh, ausziehen –  puh. Morten und Angelique winken am Ufer begeistert – hatten aber ganz schön Langeweile zu überbrücken. Es war eben auch nicht gemütliches Strandwetter. Dann der Hammer, die Kinder verlangen nach einem Eis. Bitte schön. Die Surfschule könnte man gut um ein Öko Cafe erweitern, alle würden nach drei Stunden surfen den Laden leer kaufen.

Und dann entscheiden wir uns auch noch dafür, den offiziellen WDVS Surfschein zu machen und bekommen zwei Lehrhefte in die Hand gedrückt. Wir müssen also pauken.
Mir schwant jetzt schon, dass wir viel zu müde sein werden.

Im letzten Herbst habe ich es hier bei Westwind das erste Mal SUP Stand up paddling probiert – es war ähnlich windig.

Fischboulette in Hvide Sande

Wir entscheiden uns schließlich, den Surferhunger beim Fischladen zu stillen. Exzellente Dorsch Bouletten mit frischem Baguette und Senfsoße im VW Bus am Campingtisch. Wunderbar. Um zu viert in ein Restaurant zu gehen, scheint es uns etwas zu teuer. So genießen wir den regionalen Snack und spätestens jetzt ist es besonders dem Kleinsten in der Runde wichtig, dass wir Picknick im Bus machen.
Kein Problem nach dem Surfen.

Leuchtturm Hvide Sande

Nächster Halt ist der Leuchtturm Lyngvig Fyr. Stolz und weiß steht er inmitten der gewaltigen Dünenlandschaft. Das Leuchtturmwärterhäuschen lädt zum Stöbern ein und die Kinder bekommen gleich ein Aufgabenheftchen für eine Schatzsuche.

Leuchtturm Hvide Sande

Es gibt einen maritimen Holzspielplatz, ein Nebengebäude und ein Mini Museum am Fuße des Leuchtturms. Bevor wir die Stufen erklimmen, hat Merle schon die Hälfte der Aufgaben gelöst mit sichtlich Spaß und Engagement. Morten schleppt seinen Bagger überall mit hin. Was für ein toller Plan, denn überall gibt es etwas zu baggern, kleine Steinchen oder Sand.

Über zweihundert Stufen führen uns zur stürmischen Spitze des Turmes. Ein wunderbares Treppenhaus, hellblau mit Dunkelrotem Handlauf ist Fotomotiv Nummer eins. Oben krabbeln wir durch eine Miniluke nach außen. Alles festhalten, Mützen, Bagger, Fotoapparate. Wow – dem Element Luft so nah zu sein und die großartige Dünenlandschaft von oben zu betrachten.

Dünenlandschaft von Hvide Sande

Im Leuchtturmwärterhäuschen verlieren wir uns in einer Ausstellung über historische Bademoden und entzückenden Möbeln, Modellschiffen, dänischer Lakritze und Keramiken.
Der ältere Herr hinter dem Tresen erklärt uns alte Glasflaschen mit einem verengten Hals und einer Kugel drin – Schnaps Portionierer sozusagen.
Ob die Leute damals auch schon surfen waren?

Leuchtturm Lyngvig fyr

Merle bekommt 50 Kronen zum selber ausgeben. Sie ist schon die ganze Zeit scharf auf so eine Metalldosen mit speziellen Bonbons und schließlich ist das grad in der Schule dran: Rechnen mit realistischen Geldbeträgen. Pädagogisch wertvoll.

Hofladen in Hvide Sande

Nächste Station ist eine Farm, nicht grad ein Biohof, aber eine schöne Scheune mit regionalen Produkten und ein paar riesige Kühe stehen davor.
Morten möchte so gerne die Viecher füttern, aber irgendwie haben die keine rechte Lust dazu.

Es ist langsam Abend geworden, immer noch windig, grauer Himmel. Wir fahren zur Hütte und sehnen uns nach einem gekochten Abendessen. Angelique kocht uns wunderbare Surfer Kraftnahrung.
Dann schlafe ich mit den Kindern so gut wie ein, während Angelique noch durch die Dünen spaziert. Außerdem zeigt meine Nordlicht App KP 4 Alarm – selbst das kann mich nicht aus dem Bett locken. Meine Nase ist verstopft und ich kann die Erholung im Bett gut gebrauchen.

 Vielen Dank an die Destination Hvide Sande in Dänemark, an den Ferienhausanbieter Danwest und die Surfschule Westwind für die abenteuerlichen Tage.

Geertje

Geertje schreibt und fotografiert auf Reisen gerne, um diese intensiven Momente des Lebens festzuhalten. Sie möchte diese wunderbare Welt auch ihren Kindern zeigen und reist deshalb am liebsten als Familie in den Norden. Schön ist es, wenn Bilder und Texte auch andere Familien zum Reisen inspirieren.

Ein Kommentar:

  1. Pingback:Surfen wie die Wikinger in Hvide Sande - Nordicfamily

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