Das Dröhnen im Kopf vom Schneemobilfahren ist verschwunden. Ich schaue aus dem Fenster in einen strahlend blauen Himmel in schwedisch Lappland.
Das Frühstücksbuffett in der Laplandlodge ist wie erhofft sehr schwedisch. Waffeln, Polarbröd, Müsli. Alle trudeln langsam ein und ich habe den besten Guide für mich und unseren Blog gefunden. Linus, 7 Jahre, und ich hocken über einem Arvidsjaur Stadtplan und ich bekomme die gesamte Stadt erklärt.
Highlight ist anscheinend ein Abenteuerpark mit Draußen- und Drinnenateil ‚Äventyrparken‘ – nur man sollte nicht alleine hingehen, es könnte langweiliger sein als zu zweit. Die Seen im und um den Ort und viele Häuser scheint fußläufig erreichbar zu sein. Übersichtlich.
Ich staune, wie mein kleiner Guide mit Sicherheit einzelene Häuser auf dem Plan ausmacht und zeigt, wo er wohnt und wo Freunde wohnen.
Eisangeln in Arvidsjaur
Heute ist ein Eisangel Event am Hembygdsgarden. Im dortigen See soll ein Fischwechsel vorgenommen werden, deshalb darf er leergeangelt werden. Deshalb sind alle eingeladen, Löcher in das 70 cm dicke Eis zu bohren und soviele Fische wie möglich herauszuziehen. Manfred, Sonja und ich schließen uns der Eifrigkeit der Schweden an und bohren drei Löcher mit unserem Handbohrer ins Eis.
Wir halten unsere Minirouten da rein. Bestückt sind sie mit kleinen Blinkern und wenn noch ein Zusatzhaken da ist, noch mit einem Wurm. An manchen Löchern sitzen ganze Familien auf Angelhockern und halten drei Angeln in ein Loch. Alle genießen die wärmenden Strahlen der Frühlingssonne. Die sportlichste Betätigung besteht darin, die Angel immer ein wenig auf und ab zu bewegen.
Am Waldrand raucht ein kleines Lagerfeuer. Manchmal braust ein Schneemobil über den See. Als wir kurz vorher das Museum von innen beschauten, registrierte ich, dass dort Kaffee und frische Waffeln angeboten werden.
Das besorge ich jetzt und trage es auf einem Tablett auf den See zu unserem Loch. Das Icefishing wird zur Nebensache. Die begeisterung an der Beschäftigung aller hat abgenommen und es ist ruhiger auf dem kleinen See geworden. Kinder schlendern herum und erkundigen sich neugierig, ob schon jemand etwas gefangen hat. Selbst Einheimische fragen sich, welche Art Fische man hier rausziehen könnte. Ich erfuhr vorher, dass man wohl Pike, also Hecht, fangen könnte. Kurz nach drei läutet eine Glocke und der Zauber ist vorbei. Die Fisch Wiegestation vor dem Museum mist nicht so richtig frequentiert. Kein einziger hat etwas gefangen – wo sind alle Fische hin?
Der Mittagshunger schlägt zu und zum Glück sind noch beide großen Supermärkte des Ortes auch Samstags geöffnet. Ich starte schon mal einen Großeinkauf mit Mitbringseln. Schon vor dem Eisangeln war ich in einem riesigen Souvenirladen und begann das Shoppen. Diesmal sind auch Rentierfellsitze dabei. Im Supermarkt kaufe ich uns endlich ein Waffeleisen fürs Lagerfeuer – yeah. Das werden wir Ostern einweihen. Quatschend und Kaffeetrinkend, über Schweden träumend verbringen wir Zeit im Frühstücksraum der Laplandlodge. Alle zeigen sich auf Tablets und Smartphones Bilder aus ihrer Welt. Hauptsächlich Autos und Motorräder, Rennstreckenvideos. Fachgesimpel aus einer für mich neuartigen Welt. Wo bin ich hier gelandet? Aber genau deshalb besuchen die meisten Touristen diese Gegend Schnee und Motoren – sie sind Autofans, wollen mal auf Eis fahren und mit dem Schneemobil durch die Wälder fahren.
Icedrifting in Arvidsjaur
Auch das Angebot zum Icedriften nehme ich gerne wahr. Wir sind zu sechst und steigen in drei kleine Audi Quattro und fahren ein Stück außerhalb auf den VW Icetrack. Ein See auf dem sonst Volkswagen seine Fahrzeige auf Eis- und Schneetauglichkeit testet. Einige Spuren wurden extra für uns geräumt. Uwe ist Fahrtrainer und erklärt erst einmal theoretisch wie das Driften funktioniert. Vor der Kurve Gas weg, entlasten, und dann in der Mitte der Kurve ordentlich Gas geben, alles im zweiten Gang. ESP vorher ausstellen. Die Autos haben Spikes auf den Reifen, ich befürchte, dass die eigentlich gut auf dem Schnee und Eis greifen. Eine Runde bin ich Beifahrerin, dann darf ich ans Steuer. Ich kann mir vorstellen, dass bei dem Geschleudere schon mal Übelkeit aufkommen kann.
Die Sonne strahlt vom Himmel. In Einzelshows zeigen zwei der glücklichen Männer das Drehen auf der Stelle. Der Schnee spritzt, es riecht nach Gummi. Ich bin mir sicher, wenn man diesen Ort auskosten will, muss man sich auf das Thema Autos und Motoren einlassen können.
Nordlichter in Arvidsjaur
Wieder im Hauptquartier angekommen, duftet es nach Fleisch und leckerem Abendbrot.
Die langfristige Vorhersage für Nordlichter sieht für heute gut aus und der Himmel ist wolkenlos. Ich bin nervös und schaue alle paar Minuten auf meine Handy App.
Uwe und Sonja sind gegen 21 Uhr auch Expeditionsbereit.
Ich bin aufgeregt, schließlich stecke ich mit meinem Nordlichfotografierfieber immer mal wieder Leute an. Wir laufen ca zwei Kilometer an den Ortsrand zum Arvidsjaursjön. Dort gibt es kein Umgebungslicht mehr. Wir stehen mitten auf dem Conti Eis Track und erblicken über uns die ersten grünlichen Lichtschwaden. Dann wird es immer mehr und dort, dort und dort tauchen immer wieder grüne Streifen und sogar eine Explosion auf. Die Kompaktkamera meiner Begleiter hat leider schon aufgegeben, ich verspreche, alles festzuhalten, was geht. Es ist empfindlich kalt. Ich kann aber nicht loslassen und selbst auf dem Rückweg halten wir noch an zwei anderen gut einsehbaren Stellen, um zu fotografieren. Ich kann bei dem Blick aufs Display noch nicht so richtig einschätzen, wie es geworden ist, staune umso mehr, als ich vor dem heimischen Rechner sitze und die Bilder entwickel.
Welch ein Glück, an drei Abenden Lappland eine Nordlichtnacht dabei zu haben. Ich bin sehr froh, dass es auch noch dunkel genug wird, bald werden die Tage so lang, dass es nicht mehr duster genug ist, um die Nordlichter zu sehen. Das war letztes Jahr der Fall, als wir Ostern in Schwedisch Lappland waren.
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Wir fliegen im März nach Arvidsjaur. Vielleicht können Sie uns ein paar Tips geben, zum Beispiel wo man Ice driften kann. Dann wäre ein super Erlebnis für unseren Sohn. Veilen Dank.
Hallo Nadja, wendet euch gerne an die Touristeninfo in Arvidsjaur oder fragt in der jeweiligen Unterkunft nach. Ich weiß, dass die Lapland Lodge so etwas organisieren kann und auch das Hotel Laponia. Viel Glück und super viel Spaß! Geertje
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