Der Klub der wilden Frauen ist an diesem Wochenende eine kleine Gruppe von Frauen mit Wildniserfahrung, die einmal inmitten der Covid19 Pandemie abtaucht in die Natur in Brandenburgs.
Wir kommen in einem kleinen Dörfchen im Nirgendwo des Hohen Flämings an und parken das Auto am Straßenrand. In der Ferne fließt ein kleiner Bach unter der Strasse hindurch. Dies soll unser Bach für die nächsten Stunden sein, denn Daniela hat diesen magischen Ort für uns vorher ausgekundschaftet und für den Klub der wilden Frauen für gut befunden.
Ich schnappe mir mein kleines Rucksäckchen mit etwas Verpflegung Wasserflasche und Minihandtuch, denn es ist schliesslich ein warmer Sommertag.
Natur begrüßen und abtauchen
Gemeinsam begrüßen wir das Flüsschen an einer gut zugänglichen Stelle.
Ich staune schon hier, wie klar das Wasser ist. An einigen Stellen ragen Äste ins Wasser und Sand ist aufgeschwemmt, dass es ganz flach ist.
Wir verfolgen den Bachlauf und beginnen mehr und mehr in die Natur einzutauchen.
Ich sehe Schmetterlinge zwischen den Sonnenstrahlen fliegen, die auf das weiche Moos am Waldboden treffen und verliere mich in vielen vielen Details dieser sattgrünen Umgebung.
Es wird für mich herausfordernder als wir über einen Baumstamm den Bach überqueren. Balance ist gefragt.
Sitzplatz in der Natur
Am späteren Nachmittag machen wir einen Sitzplatz. Dies ist eine Übung aus der Wildnispädagogik, die ich nun schon einige Male gemacht habe. Ich suche mir einen passenden Ort, an dem ich bequem, ohne mich zu bewegen eine Weile sitzen kann. Ich verschmelze quasi auch für die anderen Tiere mit diesem Ort und werde nicht mehr als Fremdkörper wahrgenommen. Nach einigen Minuten nehme ich ein paar Vögel wahr die sich in meinem Gesichtsfeld tummeln, aus Vogelalarm und wildem Gepiepse wird langsam harmonischer Gesang, auch die Vögel regen sich etwas ab, denn wir sind nicht mehr als Eindringlinge wahrzunehmen, wenn wir so still an einem Baumstamm sitzen.
Dann nehme ich schritte ganz dicht hinter mir im Gebüsch wahr, ist es schon eine der anderen Frauen, die ihren Sitzplatz beendet hat oder ein größeres Wildtier, was dort entlanggeht. Das Rascheln ist schnell vorbei. Es bleibt ungewiss.
Ich fühle mich nach einer halben Stunde am Sitzplatz gut geerdet und habe die Zivilisation abgeschüttelt. Wie erholsam.
Wir kommen wieder zusammen und reden über unsere Erlebnisse in der Stille an diesem Ort. Während dessen plätschert der klare Bach an uns vorbei. Gegen Abend ist es Zeit, splitternackt da hinein zu hüpfen. Ich fühle mich wunderbar erfrischt und aufgeweckt. Dabei quietsche ich, als würde es kein Morgen geben.
Auf dem Zinken in Grützdorf mit dem Klub der wilden Frauen
Wir verabschieden uns vom Fluss und kehren mit dem Auto wieder nach Grützdorf auf den Zinken zurück. Es ist ein lauer Abend und der Himmel ist ganz klar, deshalb entscheiden wir uns schon jetzt heute draußen zu schlafen und keine Zelte aufzubauen. Auf dem Zinken, dem zentralen Platz der Wildnisschule hoher Fläming haben wir alles, was das Wildnisherz begehrt. Eine Feuerstelle, eine Draußenküche, ein Holztipi mit Feuerstelle falls es doch noch etwas regnet.
Dankbar….
Wir kochen gemeinsam und hacken das Holz für den Abend. Der Platz empfängt uns in einem goldenen Licht. Schafgarbe, wilde Möhre und Mohnblumen säumen den Weg hierher und Baboo, die alte Eiche nimmt uns wohlwollend bei sich auf. Vor dem leckeren Wildnisessen, gehen wir zu Baboo zur Ahnentafel. Diese Art der Dankeskultur liebe ich sehr. Sich am Abend und Morgen, vor den Mahlzeiten auf das Positive besinnen und einfach mal Danke sagen und sich vor der Natur und ihren Gaben verneigen.
Dann sitzen wir an einem gut behüteten Feuer und gneießen das warme Essen und den frischen Salat. Es folgt eine weitere spannende Aufgabe für uns.
Geschichten am Lagerfeuer
Daniela beauftragt uns in unserem Geschichten Fundus zu kramen und im Laufe des Abends einer der Frauen drei Geschichten zu erzählen: kurios, abenteuerlich, spannend oder lustig. Eine vond en drei Geschichten soll aber ausgedacht sein. In der darauffolgenden Runde erzählt diese Frau dann uns allen diese drei Geschichten und wir tippen darauf, welche Geschichten echt sind und welche nicht.
Zunächst denke ich, dass diese Übung nichts für mich ist. Ich glaube von mir selbst, dass ich nicht gut erzählen kann. Dennoch habe ich schon viele tolle Sachen erlebt. Davon fällt mir einiges ein.
Als wir dann aber nach und nach die Bühne betreten und mit dem Lagerfeuer zusammen so richtig ins Geschichtenerzählen kommen, lachen wir uns kribbelig, wundern uns und ein bisschen bin ich auch stolz, dass ich wenigstens ein bisschen zur Geschichtenerzählerin geworden bin.
Noch ein paar Wildnislieder zur Gitarre und dann kriechen wir gegen Mitternacht in unsere Schlafsäcke unter dem Sternenzelt. Es ist ganz warm, meine Isomatte, die schon eine Weile draußen gelegen hat, ist ganz feucht von der Temperaturveränderung.
Schlafen unter freiem Himmel im Hohen Fläming
Es ist eine der Sommernächte, in der es viele Sternschnuppen geben soll. Ich versuche meine Äuglein noch etwas wach zu halten und starre in den Himmel. Ich meine drei Sternschnuppen konnte ich sehen. Drei Wünsche sind mir auch eingefallen. Eventuell war aber auch der eine oder andere Glutfunken vom Lagerfeur dabei, den ich als Sternschnuppe gedeutet habe.
Ich schlafe tief und fest und erwische mich auch kurz beim Schnarchen.
Als es am Morgen schon etwas hell ist, blinzel ich aus meiner Schlafsackkapuze hervor und bin auf Augenhöhe mit kleinen Vögelchen, die auf der Wiese umherhüpfen. Wie süß sie so ihren morgendlichen Geschäften nachgehen. Dann fallen meine Augen wieder kurz und dann schrecke ich wie auch die anderen drei Frauen auf, als dicke Regentropfen auf die Schlafsäcke fallen. Wir sammeln schnell alles zusammen und flüchten ins schützende Holztipi. Allerdings ist es auch schon fast 8 Uhr. Da bleibe ich gleich auf und krieche nicht nochmal in den Schlafsack.
Guten Morgen im Wildniscamp mit dem Klub der wilden Frauen
Mit Vergnügen schmeiße ich den Gaskocher in der Draußenküche an und brühe schon mal einen Kaffee auf. Unter dem Dach schaue ich dem Regen zu, der mal heftiger, mal seichter fällt. Eine Wildnisfreundin klimpert auf der Gitarre ein paar Noten und ich genieße diese morgendliche Szene mit Kaffee und Musik.
Der Morgen dehnt sich so dahin, bald koche ich noch göttliches Gröt für alle und mit Obst und Joghurt versammeln wir uns am Feuer im Tipi und genießen ein vorzügliches Wildnisfrühstück.
Ein paar Songs weiter starten wir noch eine Runde über mitgebrachte Themen. Wie vertraut und stärkend doch so eine kleine Wildnisfrauen Runde sein kann. Ich fühle mich wohlig geschützt und inspiriert.
Brennnessel Kordeln herstellen
Daniela und Anne zeigen uns danach eine wunderbare meditative Handarbeit. Zunächst habe ich Respekt davor Brennnesseln zu ernten und den Stil zu entblättern. Aber mit der richtigen Technik ist das kein Problem und ich verbrenne mich nicht.
Als ich den etwa ein Meter langen Stil entblättert habe, lege ich ihn auf die Holzbank vor mich hin und klopfe ihn mit einem Stein platt und rolle noch mit einer Trinkflasche drüber. Der Holzige Teil löst sich vom Rest.Dann beginne ich die Fasern langsam abzuziehen. Es ist quasi die grüne Haut des Stils. Das ist nicht ganz einfach, so ist es doch das Ziel, möglichst lange Stücke abzuziehen.
Dann liegen die Fasern vor mir und wollen weiter bearbeitet werden. Zwei davon zwirble ich umeinander. Es ist quasi wie stricken ohne Nadeln, wenn man erstmal den Dreh raus hat.
Sehr ruhig und meditativ und es entsteht eine schöne grüne Kordel.
als die eine Faser zu Ende ist, nehme ich eine weitere dazu und flechte sie mit ein, bis ich eine schöne lange Brennnesselschnur zu stande bringe. Anne schlägt vor, noch Holzperlen einzuarbeiten, die stellen wir aus Abschnitten eines Holunderastes her, denn das Mark kann man einfach hinaus kratzen und schon hat man einen hohlen Ring.
Die Schnur samt Ring lege ich mir um den Arm – eine wunderbare Erinnerung an das wilde Wochenende. Ich nehme mir vor, das Armband so lange zu tragen, bis es abfällt.
Abschied vom Klub der wilden Frauen für dieses Mal
Nach einer Abschlussrunde am Feuer und einem kleinen Restessen müssen wir uns langsam voneinander und vom Zinken, dem Platz der Wildnisschule verabschieden. Es ist ein bisschen traurig. Dennoch fühle ich mich gestärkt und inspiriert. Was ein so kurzes eintauchen in die Natur und diese Communtiy doch bewirken kann.
Die Wildnisfrauen, der Klub der wilden Frauen geht auseinander mit gemeinsamen Plänen für die Zukunft.
Vielleicht sehen wir uns ja schon beim Frauenwildniscamp wieder oder beim nächsten Klub der wilden Frauen.
*nichtbeauftragte und nichtbezahlte Werbung, aber hier kann man die Wildnisangebote buchen.