Paddeln rund um Potsdam fanden wir schon immer schön, jedoch haben wir bisher nicht darüber geschrieben. Das soll sich jetzt ändern.
Es ist noch etwas frisch, als wir unser Zweier Paddelboot fürs Paddeln rund um Potsdam fertig machen. Die Luft ist nicht ganz so warm, obwohl die Sonne scheint, ein kleines Lüftchen weht in Babelsberg, aber das bemerke ich hier auf unserem Hinterhof noch kaum.
Unsere Große macht mit mir heute die Paddelrunde vom Griebnitzsee über den großen Wannsee und wieder zurück zum zweiten Mal. Das erste Mal war der Kleine dabei und ich spüre jetzt noch den Muskelkater, denn ich musste die Strecke größtenteils alleine Paddeln.
Heute hoffe ich, dass mir Merle gut „unter die Arme greift“.
Paddeln rund um Potsdam auf der sieben Seen Runde
Die Runde, die wir heute fahren, heißt auch die Sieben-Seen Runde und zu normalen, nicht Corona Zeiten, kann man sie auch mit der Fahrgast Schifffahrt zurücklegen und an den verschiedenen Stationen ein- und aussteigen.
Ich habe die Route in meinem neuen Wasserwanderatlas nachgeschlagen und gedacht, dass 16 Kilometer wahrscheinlich eine gute Tagestour wären.
Nach dem Sonntagsfrühstück packe ich zwei wasserdichte Fahrradtaschen: Picknick, Zeichensachen, ein Buch, eine warme Weste, Sonnenbrille, Mütze. Unsere Große packt ihren kleinen Beutel und steht abfahrtbereit im Garten, wo auch unser Boot liegt.
Mit dem Bootswagen ein paar hundert Meter zum Ufer des Griebnitzsees
Wie leihen von den Nachbarn einen Bootswagen und zurren den schweren Kahn darauf fest. Schon beim letzten Mal hatte ich bemerkt, dass es wichtig ist, den Wagen schön mittig zu platzieren, ansonsten kommen wir ins Schlingern. So ein Plastikajak ist auch nicht ganz so einfach zu handeln. Es wiegt ca. 50 Kilogramm, so meine Schätzung.
Ich ziehe vorne, Merle dirigiert hinten und so legen wir die 500 Meter zum Ufer des Griebnitzsee zurück. Unsere Paddeltour rund um Potsdam beginnt hier, obwohl die Bezeichnung gar nicht ganz richtig ist, weil wir auch in Berlin unterwegs sind.
Dort haben wir eine gute Einsatzstelle mit flachem Ufer ausgemacht. Hier zerren wir zu zweit das Boot ins Wasser und schnallen den Bootswagen oben drauf.
Paddeln rund um Potsdam – eingesetzt
Endlich sitzen wir im Boot. Mama hinten, Tochter vorne.
Die zwei neuen Doppelpaddel blitzen rot silbrig in der Sonne. Kleine Wellen und ein leichter Wind kommen uns entgegen als wir Richtung Nordwesten den Griebnitzsee entlang paddeln.
Am linken Ufer stehen prächtige Villen. Hier kann man sich schön hin träumen: Pools im Garten, Skulpturen, prächtige Bootsanleger. Am rechten Ufer breitet sich der Wald aus, durch den wir oft spazieren, wenn wir zu Fuß den Griebnitzsee umrunden.
Kaum sitzen wir im Boot, breitet sich eine wunderbare Ruhe aus, Entspannung, Zeitlosigkeit. Mit uns sind kaum andere Boote unterwegs. Alle Bootsverleihe sind noch geschlossen, nur eine wenige Bootsbesitzer holen ihr eigenes Boot aus dem Winterschlaf und schippern auf den Seen rund um Potsdam umher.
Nach einer halben Stunde erreichen wir das Ende des Griebnitzsees. Zwei kleine Brücken kennzeichnen diese Stelle. Hier wird der See etwas breiter und wir dümpeln auf der Glienicker Lake herum. Um die nächste Kurve zeichnet sich im Norden die Glienicker Brücke ab.
Sie ist ein Wahrzeichen für Potsdam, aber auch ein Denkmal für den damaligen Grenzübergang zwischen Ost und West. Es ist ein ganz anderer Blick auf diese Sehenswürdigkeit vom Wasser aus.
Ich habe das Gefühl, dass der Wind aus Richtung Norden
auffrischt. Die Wellen werden stärker und hin und wieder bekomme ich einen
Spritzer von meinem Paddel aus ins Gesicht geblasen.
Durch die Glienicker Brücke gepaddelt, kommen wir auf die breite Potsdamer
Havel. Der Wind bläst jetzt wirklich kräftig aus Nordwest. Ich überlege
ernsthaft, ob wir umkehren sollten. Es ist aber auch eine Möglichkeit, sich
schnell durch diese windige Passage durch zu bewegen.
Auf dem Weg zur Pfaueninsel
Aus der Potsdamer Havel geht es jetzt nach Nordostenauf das sogenannte Klughorn am rechten Ufer zu. Diese kleine Landzunge erreicht man von Landseite aus durch den Volkspark Klein Glienicke.
Die nächste Landzunge auf der Seite ist das Appelhorn.
Am linken Ufer dagegen ist die schöne Architektur der Heilandskirche am Port von Sacrow zu sehen. Dort könnte man auch gut Halt machen und spazieren gehen unter den Bögen.
Aber wir paddeln weiter, denn Merle möchte unbedingt Pfauen auf der Pfaueninsel sehen. Sie ist so ein Tierfan.
Als erstes sehen wir das leuchtend weiße Schloss an der südlichen Spitze der Pfaueninsel. Da halten wir mit kräftigen Paddelschlägen drauf zu und werden aber immer wieder vom Wind nach Osten gedrückt. Ich bin mittlerweile auch ganz schön nass gespritzt und etwas kühl ist aes auch an den Beinen. Für unser Boot haben wir keine Spritzdecken. Unsere große legt sich aber kräftig mit ins Zeug als wir die Seeenge der Havel zwischen Pfaueninsel und Wannsee erreicht haben, wird es endlich etwas ruhiger.
Rast gegenüber der Pfaueninsel beim Paddeln rund um Potsdam
Die Pfaueninsel bietet uns allerdings keinen Anlegeplatz, nicht mal neben der Fähre darf man als kleines Paddelboot anlegen. Die gesamte Insel gilt als Naturschutzgebiet. Deshalb suchen wir uns am anderen Ufer in der Nähe der Wasserrettungsstation „Jagen97“ einen schönen kleinen Rastplatz. Hier picknicken wir und lassen uns von der Sonne trocknen. Das tut gut.
Einige anderer Ausflügler sind zu Fuß an „unseren“ Strand gekommen und lagern hier trotz aller Corona Beschränkungen. Es ist so wunderbar ruhig. Auch auf dem Wasser wären zu Nicht-Corona Zeiten viel mehr Boote unterwegs und machen Motorenlärm. Diese besondere Situation hat in dem Falle auch wirklich was Gutes.
Gestärkt steigen wir wieder ins Zweier Kajak und umrunden weiter die Wannsee Halbinsel. Das Groß Tiefehorn ist wieder eine markante Landmarke auf der rechten Seite, wo wir in den Großen Wannsee einbiegen. Am gegenüberliegenden Ufer liegt das Strandbad Wannsee in gähnender Leere brach. Der helle Sand leuchtet uns entgegen. Einige wenige Segelboote nutzen die frische Brise und segeln den Großen Wannsee ab.
In diesen Tagen wäre wohl normalerweise Hochbetrieb in all den Berliner Yachtclubs und Rudervereine. Die Stege sind jedoch geschlossen, viele Boote verpackt. Kaum Menschen haben sich in die Klubs verirrt. Sie müssen aufgrund der Corona Situation geschlossen bleiben.
Für uns hat es etwas Exotisches hier entlang zu paddeln. Irgendwie auch luxuriös, dass wir die Freiheit auf dem Wasser genießen können. Wir halten uns immer am linken Ufer des Großen Wannsees, damit wir die Einfahrt zum Kleinen Wannsee nicht verpassen.
Die kleinen stillen Seen im zweiten Teil der Runde
Unter einer Brücke hindurch und schon tauchen wir in eine ganz andere Welt ab. Wie ein ruhiges Flüsschen liegt der schmale Kleine Wannsee vor uns. Rechts und links gediegene Wohnhäuser und gepflegte Parkanlagen. Hier ist es super windgeschützt. Am Ende des kleinen Wannsees schließt sich der Pohlesee an.
Auch hier gibt sich ein ähnliches Bild ab. Kleine Anleger, gediegene Willen. Ich habe das Gefühl, es ist ein kleiner Waldsee. Das mag auch an der fortgeschrittenen Stunde liegen. Es ist mittlerweile später Nachmittag und die Sonne steht tiefer und glitzert im Wasser. Vom Wind der ersten Etappe ist hier auch nichts zu spüren.
Wir sind schon wieder dicht an unserem Ausgangspunkt. Als Orientierungsturm haben wir den Fernmeldeturm in Wannsee, den wir quasi umrundet haben.
Wir paddeln unter der Alsenbrücke hindurch in einem schmalen Kanal und landen jetzt im Stölpchensee, der so ähnlich klein wie der vorhergehende See ist. Und dann erkennen wir schon heimatliche Gefilde im Griebnitzseekanal wieder.
Auch hier gehen wir oft zu Fuß spazieren, wenn wir den Griebnitzsee umrunden.
Rechts und links Wald begleitet uns hier für ein paar Minuten bevor wir in den Griebnitzsee kommen. Der ist quasi unser Haussee. Schon von weitem erkennen wir unsere Einsatzstelle und paddeln aber noch gemächlich an ein paar prächtigen Villen vorbei. Schade, dass der Uferweg hier nicht mehr vollständig zu begehen ist. Vor 13 Jahren als wir hierherzogen konnte man den Greibnitzsee auf der Potsdamerseite noch schön erwandern, was jetzt durch die Grundstücke, die teilweise bis zum Wasser gehen, jäh unterbrochen wird.
Ganz schön außer Puste und von Wind und Sonne gebeutelt aber glücklich kommen wir nach fast fünf Stunden an unserer Anlegestelle wieder an. Wir ziehen das Boot aus dem Wasser und schnallen es mit letzten Kräften auf den Bootswagen, um es nach Hause zu rollen.
Meine Gesichtshaut zeigt mir deutlich an, dass die Sonne geschienen hat. Sonnenbrand im April, nicht schlecht.
Ich hoffe, dass wir dir demnächst noch eine andere Paddeltour rund um Potsdam vorstellen können.
Die 16 Kilometerlangen Touren, die Sieben-Seen-Runde mit guten 16 Kilometern sind eine schöne Tagestour und zu zweit mit Pause war sie für uns gut zu bewältigen.
Ein absoluter Tipp in diesen Zeiten mit den Kids auch aufs Wasser zu gehen, denn so ein weiter Horizont und frische Luft tun uns in diesen Tagen richtig gut. Paddeln rund um Potsdam kann man auch prima mit einer Prise Kultur und Stadtgeschichte verknüpfen.
Weitere Paddel Erlebnisse von uns findest du hier.