Im Naturreservat Stendörren bei Stockholm

Nicht mal eine Stunde von Stockholm entfernt befindet sich das Naturreservat Stendörren. Das kann man prima mit Kindern entdecken, die Natur genießen und jede Menge über die Schärenlandschaft hier an der Ostsee erfahren.

Wir sind schon ein paar Tage im schwedischen Frühling unterwegs, als wir, mein kleiner Sohn Morten und ich die Hauptstadtnähe erreichen. Die Gegend heißt Södermansland oder auch Sörmland.

Naturreservat Stendörren

Der Weg durch Südschweden zum Naturreservat Stendörren

Gerade kommen wir von Lindeborgs Eco Retreat und haben uns dort ein paar Tage erholt. Auf dem Weg von dort an die Küste wir mit unserem alten VW Bus über schwedische Landstraßen. Sie sind teilweise schmal, aber meistens doch ganz gut ausgebaut. Die E4 überqueren wir nur. Auf der Autobahn könnte man auf schnellstem Wege Stockholm erreichen.

Rechts und links der Straße liegen landwirtschaftlich genutzte Flächen. Uns ist sommerlich zumute, denn die Sonne brezelt aufs Autodach und wir haben die Fenster runter gekurbelt. Abwechselnd tönen Käptn Blaubär und Rammstein aus den Lautsprechern.
Es ist Mitte Mai und eigentlich viel zu warm für den schwedischen Frühling in diesen Breitengraden, aber das stört uns nicht und wir genießen die Tage, als seien es die Sommerferien.
Eigentlich ist es ja auch viel besser, ich genehmige mir nämlich gerade ein Shortsabbatical mit meinem Vorschulkind bevor die Schulferien mit ihren festen Terminen zuschlagen. Ich lasse mich treiben, ziehe von Ort zu Ort und habe nur wenige feste Termine. Dadurch bin ich offen, neues zu entdecken und ganz unserem Rhythmus zu folgen.

Naturreservat Stendörren

Station machen  – schwedisches Landleben

Meine Freundin Tjåsa hat spontan auf einen Kaffee Zeit. Sie wohnt auf einer großen Farm in Sörmland, die wir erst einmal finden müssen. Irgendwie ist mein Datenkontingent fürs Handy geschrumpft und dadurch das Navi nicht mehr so zuverlässig. Als ich jedoch ein paar rote Holzhäuser, alternative Tiny Houses und Bauwagen in den fernen Hügeln entdecke, bin ich mir ziemlich sicher, dass dieses Smedstorp ist.

Wir schauen ein wenig herum und zerteilen unsere mitgebrachte Wassermelone als Picknick. Einige Hühner gackern herum und aus zwei Bienenkästen summt es beachtlich. Das neue Haus mit den alten eingesetzten Fenstern, was noch halb wie eine Baustelle aussieht, muss Tjåsas Atelier sein.

Tatsächlich, wir sind richtig und freuen uns riesig über das spontane Wiedersehen an diesem sommerlichen Sonntag im Mai.

Natürlich bleibt es nicht aus, dass wir über zukünftige Projekte sprechen. Wir müssen eine Strohskulptur realisieren, die ich mutigerweise als Entwurf eingereicht habe, ohne einen Schimmer zu haben, wie ich sie realisieren würde.

Morten findet dieses und jenes auf so einem Hofe zu spielen und wir klönen gemütlich am großen gemütlichen Küchentisch.

Am Ende erklärt sie uns den Weg ins Naturreservat Stendörren, was sie wärmstens empfiehlt.

Naturreservat Stendörren

Über kleine Landstraßen ins Naturreservat Stendörren

Wir schlängeln uns wieder ein paar Straßen zurück zur Autobahn, wo wir 40 Kilometer entlangfahren und dann Richtung Küste abbiegen. Bald sind auch schon die braunen Schilder zum Naturreservat auszumachen.
Bis zum Parkplatz gibt es keine Hinweise auf Meer. Als wir aber  in der kühlen Abendluft aus dem Auto steigen, duftet das salzige Wasser und ein wenig Wind weht uns entgegen. Herrlich.

Naturreservat Stendörren

Abendbrot am Picknickplatz in den Schären

Ich schnappe mir den Rucksack mit ein paar Grillutensilien und unserem Abendbrot und wir ziehen einen Trampelpfad entlang, den uns Tjåsa beschrieben hat. Eine große Hinweistafel klärt uns auch über die vielen Möglichkeiten im Naturreservat Stendörren auf.  Der kleine genießt den Auslauf und ist begeistert von den großen abgeschliffenen Granitfelsen, die aus dem Meer ragen. Das Wasser ist so klar, dass man tief hineinschauen kann.

Die kleinen Schäreninseln aus dem rosa Stein sind durch Hängebrücken verbunden. Die nimmt der Kleine mit mutigen Schritten. Sie geben ein romantisches Bild im Abendsonnenschein ab. Auf der ersten kleinen Insel entdecken wir auch unseren Lagerplatz. Eine gut vorbereitete Feuerstelle mit einem Holzvorrat lädt zum Grillen ein. Hier breite ich Würstchen und Spieße aus und entzünde ein Feuerchen. Der Naturbursche ist derweil auf den flachen Steinen unterwegs und suche nach Algen und Meeresgetier. Ich habe von der Ferne etwas Angst, dass er gleich mit einem Fuß hineinrutscht. Aber in seinen Sandalen ist er ganz trittsicher unterwegs. Heue am Sonntagabend sind nur noch wenige Gäste hier unterwegs. Auf einem großen Steinplateau spielen zwei Väter lustig mit ihren Kindern und lassen sich von orange roten Abendsonne bescheinen. Wir sind derweil satt von den schwedischen Würstchen mit Brot und Ketchup.

Naturreservat Stendörren

Übernachten in der schwedischen Natur

Auf einer der anderen Inseln hätten wir sogar Gelegenheit, in einem der Windshelter neben der Feuerstelle zu übernachten. Ein Zelt darf man nicht aufschlagen.

Wir schlendern aber stattdessen wieder zurück zum Parkplatz und klappen die Schlafbank im VW Bus um. Unsere erste richtige Campingnacht auf dieser Reise.

Schnell noch die Zähne putzen und einmal auf die Trockentoilette neben dem Parkplatz. Schwedische Natur ist diesbezüglich meistens gut erschlossen.

Aufgrund des Jedermannsrechts dürfen wir hier auf dem Parkplatz mit unserm Van eine Nacht stehen. Ein weiteres Wohnmobil verbringt hier auch eine Nacht.

Die Nacht ist still und dunkel.

Naturreservat Stendörren

Ein Morgen im Naturreservat Stendörren

Am Morgen wachen wir bei strahlendem Sonnenschein am Rande des Naturreservates Stendörren auf und genießen ein Campingfrühstück von bester Manier. Frischer Kaffee und Tee vom Trangiakocher, nebst Müsli und Nutella Brot. Wir sitzen in Campingstühlen und lassen uns von der Morgensonne aufwärmen.

Naturreservat Stendörren

Dann fahren wir noch zwei Kilometer weiter zum nächsten Parkplatz, da dieser dichter am Naturum dem Naturparkzentrum liegt. Von dort führt uns ein Fußweg wieder direkt ans Wasser. Der Weg dorthin ist mit kleinen Rätselstationen gesäumt, schwierige Fragen zur Pflanzen und Tierwelt hier zwischen den Schären.

Das Naturum macht erst gegen Mittag auf und öffnet jährlich ab Mai seine Pforten für Besucher.

Angeln am Steg

Heute Vormittag soll Angeln das beherrschende Thema sein. Ein freundlicher Schwede, der für das Reservat arbeitet, erklärt, dass man hier Angeln darf. Ich erkläre Morten geduldig die Wurfangel nebst Technik. Schnell ist er selbst soweit, dass er die Rute auswerfen und einrollen kann. Ich kann es mir auf einer Bank gemütlich machen und zeichnen. Hin und wieder ertönt der Ruf „ Mama, komm schnell, ich glaub ich hab was dran“ meist ist es dann ein riesen Fang voller Blasentang, der hier im Meer schwimmt. Ich bin froh, dass es kein riesen Fisch ist, denn ich wüsste nicht auf Anhieb, ob ich ihn töten, ausnehmen und braten würde oder mir doch lieber die Prozedur ersparen.

Naturreservat Stendörren

Das Naturum im Naturreservat Stendörren in Schweden

Wir schlendern dann noch ein bisschen über Holzstege, die über die rundlichen Steine gebaut sind und kehren zum Naturum zurück. Es macht um 12 Uhr auf und liegt ganz zentral im Naturreservat Stendörren. Wir finden Informationen über Meeresbewohner, die Pflanzen und Tiere, wie auch die Menschen, die schon lange diese Gegend bewohnen. Alles ist anschaulich erklärt. Am eindrucksvollsten ist für mich die Station bzw. der Experimentieraufbau, der zeigt, was passiert, wenn man ins Meer pullert. In nur sehr kurzer Zeit findet hier vermehrtes Algenwachstum statt, was enorm das natürliche Gleichgewicht stört. In einem Glaskolben mit einem Teelöffel Urin, ist das Wasser richtig trübe wegen der Algen. Es steht erst seit 3 Tagen dort in der Sonne.

Naturreservat Stendörren

Man bekommt sowohl als Erwachsener als auch als Kind einen guten Eindruck über das Ökosystem hier in den Schären. Auch Schulklassen sind hier regelmäßig zu Besuch und lernen etwas über das geheimnisvolle Leben in und an der Ostsee dazu.

Apropos geheimnisvolles Leben, ab diesem Sommer ist es wohl möglich, ein typisches rotes Holzhaus hier am anderen Ufer zu mieten. Dies kann man erst einmal nur mit einem Boot erreichen und ist dort mitten in der Natur des Naturreservates eingetaucht. Ich notiere es sofort für uns. Denn für die nordicfamily wäre das wohl ein idealer Ort, um einmal wieder auf einer einsamen Insel auszuspannen, so ähnlich wie letzten Sommer auf den Åland Inseln.

Naturreservat Stendörren
Leider können wir noch nicht mal Stieleis kaufen, denn wir haben keins schwedischen Bargeld parat. Eigentlich kann man in Schweden sonst jeden Pups mit Karte bezahlen. Hier leider nicht. So machen wir uns mit dem Picknickrucksack auf dem Weg, um eine weitere Feuerstelle zu finden.

Naturreservat Stendörren

Mittagspicknick zwischen den Schäreninseln in Stendörren

Eine freundliche Mitarbeiterin des Naturum erklärt uns den Weg. Es ist eigentlich auch gar nicht schwer, da es nur einige Wege, die dann aber auch gut ausgeschildert sind. Zunächst laufen wir über einen Holzsteg über eine Schafskoppel. Dann klettert der kleine voran über große abgerundete Granitfelsen während ich dem Schlängelpfad dazwischen folge. Da kommt schon eine Feuerstelle in Sichtweite. Außerdem liegt daneben fein säuberlich Holz aufgestapelt. Das ist immer sehr schön hier in Schweden, damit man die Natur gut genießen kann.

Wir entfachen fix ein Feuer und grillen die restlichen Würstchen zum Mittagessen.

Naturreservat Stendörren

Morten entdeckt eine flache Stelle am Wasser an der man prima mit kühlen Füßen auf Schatzsuche gehen kann. Muscheln und Wasserschnecken sind die Objekte der Begierde. Er findet wirklich schöne Exemplare, die ich dann zeichnen kann.

Das Jedermannsrecht in Schweden

Dank des Jedermann Rechtes kann man hier die Natur prima genießen. Man darf wandern, Rad fahren und sich in der freien Natur mit gebührendem Abstand zu  Wohnhäusern aufhalten. Selbstverständlich nimmt man Abfälle und Müll wieder mit nach Hause.

Naturreservat Stendörren

Da Stendörren ein Naturreservat ist, muss man noch einige extra Regeln beachten. Natürlich darf man keine Pflanzen pflücken oder Tiere stören. Dazu sind ind er Brutzeit auch bestimmte Gebiete für die Menschen tabu. Außerdem sind manche Böden empfindlicher als andere weiche Torfböden werden durch Mountainbikes beschädigt. Über die Schafswiede war deshalb auch ein Holzsteg gebaut, um den Untergrund vor Zerstörung zu schützen. Ebenso darf man nicht direkt auf den großen Granitfelsen Feuer machen, da diese Steine springen können.
Über die genauen Verhaltensweisen im Naturreservat Stendörren sollte man sich vorher nochmal genau informieren.

Naturreservat Stendörren

Das Jedermanns Recht wird hier bei der schwedischen Naturschutzbehörde noch genauer auf Englisch beschrieben:

Um noch mehr über die Natur zu erfahren, kann man auch eine geführte Wanderung hier unternehmen.

Es gibt viele geschützte Tier- und Pflanzenarten. Die schwedische Naturschutzbehörde hat dazu noch mehr Informationen.

Wir entdecken in Stendörren sogar seltene Orchideenarten.

Naturreservat Stendörren

Vom Naturreservat Stendörren nach Stockholm

Wie schlendern  noch einmal über ein paar Hängebrücken und entdecken sogar in einer kleinen versteckten Bucht eine Stelle zum Baden und ich tauche erstmalig hier in die Ostsee ein. Herrlich.Das Wasser ist klar und kalt. Schon von den Hängebrücken schaute ich sehnsüchtig in das kristallklare glitzernde Wasser bis auf den Grund der Ostsee.

Dann steht die Sonne schon langsam tiefer. Am späten Nachmittag kehren wir zum Parkplatz zurück und die Sehnsucht nach einem Eis wird immer größer.

Deshalb machen wir uns auf in Richtung Hauptstadt und suchen die nächstmögliche Einkaufsmöglichkeit auf.

Glücklicherweise finden wir schnell eine Tanke. Ich verliebe mich spontan in Lakritzeis. Für die nächsten zwei Nächte sind wir in der Hauptstadt Schwedens verabredet. In Stockholm wohnt eine Deutsch-Schwedische Familie, die wir auf einer Bloggerreise nach Porvoo kennengelernt haben.

Der nächste Blogbericht erzählt also davon, wie wir Stockholm mit Kind in unserem Shortsabbatical entdecken.

Naturreservat Stendörren

 

 

Wenn du ein bisschen Live mit dabei sein möchtest, während wir in Schweden umher reisen, schau in die Instagram Stories der nordicfamily.

Geertje

Geertje schreibt und fotografiert auf Reisen gerne, um diese intensiven Momente des Lebens festzuhalten. Sie möchte diese wunderbare Welt auch ihren Kindern zeigen und reist deshalb am liebsten als Familie in den Norden. Schön ist es, wenn Bilder und Texte auch andere Familien zum Reisen inspirieren.

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