An diesem Tag mit spiegelglatter See machen wir einen Bootsausflug mit Fememare in die Inselwelt von Kalajoki.
Der finnische Sommer lässt sich heut ein Kalajoki blicken. Schon als wir zu unserem Frühstück im Tapion Tupa gehen, steht die Sonne hoch und nur ein paar weiße Schäfchenwolken sind am Himmel.
Um 10 Uhr treffen wir Kaisa von Fememare und den Skipper Unto am Hafen, um den Bootsausflug zu starten. Wir haben eine Picknicktasche gepackt und steigen auf das kleine Motorboot. Eigentlich sollten noch ein paar andere Touristen mit an Bord sein, die aber abgesagt haben. So haben wir heute eine exklusive Bootstour hinaus auf die Leuchtturminsel Ulkokalla und die Fischerinsel Makalla.
Ein Bootsausflug auf spiegelglatter See
Das Wasser des bottnischen Meerbusens ist spiegelglatt. Wir platzieren uns an Deck des Vorschiffs.
Der Motor schiebt uns langsam aus dem kleinen Hafen hinaus. Das Boot wird schneller, als wir aus der kleinen Bucht raus sind. Der kleinste juchzt vor Freude als das Wasser hochspritzt. Der Fahrtwind ist etwas kühl am Horizont sind kleine Inseln zu erkennen. Es sind kleine Granitfelseninseln.
Kaisa erzählt, dass man eventuell Ringelrobbeln oder Graurobben sehen könnten. Wir lassen unser Augen über das Wasser schweifen, um eventuell einen Robbenkopf aus dem Wasser gucken zu sehen. Erfolglos.
Ich genieße die frische Meeresbrise und den weiten Blick.
Es dauert über eine Stunde bis wir die Insel mit dem Leuchtturm erreichen. Kaisa erzählt, dass sie früher in dem größeren Haus auf der Insel ein Hotel betrieben hatte. Aber auch die Geschichten von den Fischern und den Leuchtturmwärtern sind interessant. Wir staunen, dass der bottnischen Meerbusen das letzte Mal 2006 hier richtig zugefroren war. Man konnte angeblich mit dem Auto bis zur Leuchtturminsel über das Eis fahren. Da kommt sie wieder in mir hoch, die Idee auf einer Insel zu überwintern.
Wilde Erdbeeren auf Unkokalla
Die Kinder gehen hier auf Unkokalla auf Jagd. Es gibt tausende wilde Erdbeeren. Sie sind super süß und klitzeklein.
An einem alten Holzschuppen entdecke ich merkwürdige Tierreste. Kaisa erklärt, dass es Robbenflossen als Trophäen sind. Es gibt über 60 Tausend Robben, jedes Jahr dürften 500 gejagt werden. Weil sie aber nicht wirklich für das Überleben hier benötigt werden, schießen die Finnen nur ca. 2000 von ihnen. Die Tradition der Robbenjagt stammt aus einer Zeit, da die Fischer auf ihren Fang angewiesen waren und die Robben ihr Geschäft geschädigt haben, also vieler der Fische aus den Netzen gefressen haben. An der anderen Hausseite sind einige alte Robbenfelle aufgespannt.
Bootsausflug mit Räucherfisch auf Maakalla
Nach dem kleinen Rundgang über die Insel und einer reichen Erdbeerernte steigen wir wieder auf das Boot und fahren rüber zur Fischerinsel Maakalla. Ein kleiner Hafen mit Fischerhütten und einem Räucherofen empfängt uns hier. Einige Fischerfamilien haben hier noch ihr Sommerhäuschen. Sie genießen es einfach auf Holzbänken vor den ausgeblichenen Schuppen in der Sonne zu sitzen. Die typischen skandinavischen Flickenteppiche hängen draußen auf der Leine. Wahrscheinlich ist das Wetter auch gut zum Reinmachen. Die letzten Wochen war es wohl ziemlich kalt und regnerisch, wir haben die Sonne mit hierher gebracht.
Ein merkwürdiges Phänomen: Auf den Inseln ist es an diesen sonnigen Tagen immer viel wärmer als am Festland. Unsere Große hat Lust zu baden, aber so ein richtiger Strand ist nicht in Sicht. Badeanzug auch nicht dabei. So stromern wir ein bisschen an den Ufern und zwischen den Holzhäusern umher. Die größten Schätze sind Vogelknochen, Robbenknochen und viele schöne Blümchen.
Es ist mittlerweile Mittagsessenzeit. Auch auf dieser Reise haben wir einen gewissen Rhythmus und der Magen meldet sich zu Wort. Aus einer großen Styroporkiste dürfen wir uns jeder einen warmen frisch geräucherten Weißfisch nehmen. Den genauen Namen weiß ich leider nicht. Bei uns an der Ostseeküste gibt es diese Art Fische nicht. Auf einem Stück Butterbrotpapier zeigt uns Kaisa, wie man ihn richtig zerlegt und mit den Fingern isst. Herrlich. Dazu gibt es das dunkle finnische Brot und Butter. Dazu Wasser mit rotem Sirup für die Kids und einen Kaffee für uns danach. Eine Komposition für alle Sinne. Stille, Salzige Luft für die Nase, Räucherfischgeschmack für den Mund, Weite für die Augen.
Nach dem Mittag entdecken wir die kleine Holzkirche. Ein paar ältere Herren singen aus dem Kirchengesangsbuch. Ein Schiffsmodell hängt mitten im Kirchenschiff. Das sieht man auch häufig bei uns an der Ostseeküste. Ein Aussichtsturm lädt zum Hinaufklettern ein. Ein Rundumblick von oben bestätigt die überschaubare Größe der Insel, vielleicht 300 mal 300 Meter. Ein Dutzend roter Holzhäuser verstreut auf ihr und die grauen Fischerschuppen am Hafen.
Ein großes Segelschiff für Touristen hat ihr auch gerade halt gemacht. Die Gäste spazieren ebenfalls über die Insel und wir nutzen die Gelegenheit dieses alte Holzsegelschiff anzuschauen. Mortens Neugier ist kaum zu bremsen.
Er steigt bis hinunter die Kombüse wo noch die alten Seebären beim Mittag sitzen. Er staunt, als er erfährt, dass es hier zwei Kapitäne gibt. Das große hölzerne Steuerrad ist so gewaltig, dass der Kleine gar nicht rüber schauen kann.
Wir laufen wieder zurück auf die andere Seite und klettern auf das kleine Motorboot.
Die Rückfahrt über das Meer dauert wieder eine gute Stunde. Die Kinder kuscheln sich in Strickjacken und Schwimmwesten ein und schlummern sanft in meinem Schoss an Deck. Die salzige Luft und das brummen des Motors machen wirklich müde.
Ich versuche meine Augen offen zu halten. Allzugerne möchte ich Robben sehen.
Tapioland – Wasserland in Tapion Tupa
Nach guten vier Stunden landen wir nach dem Bootsausflug wieder im Hafen am Festland und fahren die zehn Kilometer zurück nach Kalajoki mit dem Auto. Wir haben endlich wieder die Gelegenheit, das Ferienhaus Tapion Tupa auszunutzen. Jeder verkrümelte sich: auf der Terrasse hat man besonders gutes Internet, unter dem Dach seine Ruhe, am Küchentisch die Möglichkeit ein bisschen zu tippen.
Das Tapion Wasserland vor unserer Haustür ist sehr belebt, alle nutzen die Sonnenstrahlen, um ins kühle Nass zu springen. Die Kids wissen nicht so recht: die Wassertemperatur mit 25 Grad und die Luft mit 20 Grad sind doch nicht sooo warm. Kurzerhand schalte ich die Sauna ein. In einer halben Stunde wird sie schön warm sein. Genügend Zeit, um eine Runde zu schwimmen. Unser frisch gebackenes Seepferdchen kann mittlerweile echt gut schwimmen, d.h. gut 25m bewältigen.
Es gibt lustige Reifen, die man unter Wasser hinstellen kann und dann durchtauchen kann. Das ist der Hit für unsere große Meerjungfrau. Eine halbe Stunden planschen ist gerade richtig, dann eilen wir in die Sauna unseres Ferienhäuschens, was gleich neben dem Tapioland liegt.
Die nordicfamily hat nach dem Saunagang gleich noch einen Termin mit der lokalen Zeitung. Ein zweistündiges Gespräch dreht sich viel um die Frage, wie man deutsche Gäste für Finnland und Kalajoki begeistern kann. Wir sind verblüfft, dass das Kalifornien Finnlands in Deutschland noch weitesgehend unbekannt ist. So ist es doch ein ideales Reiseziel für Familien. Ein großer Sandspielplatz mit allem, was man so braucht in Reichweite. Zugegebenermaßen müßten noch mehr Schilder und logistische Hinweise hier auf Englisch erfolgen, denn die finnische Sprache ist nicht immer selbsterklärend.
Abendessen nach dem Bootsausflug im Irish Pub von Kalajoki
Unser letztes großes Abendessen nehmen wir heute im Irish Pub von Kalajoki ein. Wir haben alle richtig großen Hunger und bestellen uns wieder Burger und Pommes, ich esse Lachs mit Spargel. Super Qualität und toller Geschmack. Ich probiere außerdem finnisches Bier von den Ålandinseln: das Sommerbier von der kleinen Brauerei Stallhagen. Es schmeckt ein bisschen nach Holunderblüten. Sehr interessant. Als ich dann als Nachtisch noch einen Irish Coffee bestelle, ist mein Geschmackserlebnis für heute rund.
Alle fallen kugelrund in ihre Betten. Außer ich. Kurz nach zehn mache ich mich noch einmal zum Strand auf, um den Sonnenuntergang zu sehen. Viele kleine Wölkchen geben dem Himmel etwas Struktur und die Sandzunge, die weit ins Meer ragt ist noch von einigen Menschen bevölkert. Alle genießen den warmen Sommerabend mit den Füßen im Sand. Ich laufe auf den leicht hügeligen Holzstegen entlang und versuche die Stimmung auf die Speicherkarte meiner Kamera zu bannen.
Die orange Sonne spiegelt sich in einem breiten Streifen im Meer, die Menschen auf der Sandzunge sind als Silhouetten zu erkennen. Ich liebe diese Stimmung hier am Meer und mag gar nicht Abschied nehmen vom 64. Breitengrad am bottnischen Meerbusen. Zumal ich weiß, dass es morgen wieder in den Süden geht.
Gegen Mitternacht bin ich wieder im Häuschen und es ist immer noch nicht dunkel. Leider kann ich gar nicht überprüfen, ob es überhaupt dunkel wird oder ob die Sonne eigentlich bald wieder aufgeht. Ich schlafe tief und fest nach dem gut gefüllten Tag mit Bootsausflug, Räucherfisch und Schwimmbad.
Aber WIE zerlegt man denn den Räucherfisch nun richtig? 🙂 Ich finde das ja ehrlich gesagt sehr viel einfacher als bei gekochtem oder gebratenem Fisch. Aber wenn du da schon Mal Experten an der Hand hast, bin ich ja doch neugierig, schließlich räuchern wir so gerne selbst!
Liebe Grüße!
Julia, die Jägerin des verlorenen Schmatzes
Liebe Julia, im Video ist es ein wenig im Zeitraffer zu sehen. Wir haben den Fisch auf die Seite gelegt und die oberste Haut abgenommen. Dann kann man schon mal anfangen, die eine Seite „runterzuessen“, dann kommt die Mittelgräte. Die nimmt man raus und hat die andere Seite des Fisches schön vor sich liegen und kann sie bis zur nächsten Haut wegschnabulieren. Danke für deinen Link zum „selbst räuchern“
Ein sehr schöner Artikel! Ist das etwa die S/S Albanus, die ihr getroffen habt?
Ja das könnte sein, auf den Bildern sieht es der ähnlich 🙂 ein wunderschönes Schiff!