TAG 21: Durch die größte Wüste Europas

Merle reitet und danach machen wir uns auf den Weg durch die größte Wüste Europas.

28.09.Fallabaer: Noch etwas unschlüssig, was wir heute machten, begannen wir den Tag, wie auch an den letzten zwei mit internetunterstütztem Frühstücksbuffet. Das ist hier übrigens ganz normal. Auch andere Gäste hatten ihre Laptops auf dem Tisch. Heute war es sehr windig , so dass das große Tor zu dem Kuhstall zu war. Merle musste andere Wege gehen, um ihrer Tätigkeit bei den Kühen nachzugehen. Nach einem Früchteteller beim Buffet entließen wir sie dann auch zu den Kühen, wo sie fleißig sauber machte und fütterte. Wir fanden indes heraus, dass wir wohl noch eine Runde zu einem Pferdehof fahren würden und dann Richtung Nordosten wieder nach Fallabaer, aber über eine Küstenstrecke.

Nach einigem Autopacken, wir hatten uns wieder vollständig entpackt, ging es gegen 11 Uhr los. Laut Internet Wetter würden wir auch so dem guten Wetter hinterherfahren. Zunächst aber hielten wir noch im Süden des Myvatnsee bei Aftergerdi 3 „Safari Hestar“, eine Pferdefarm, die uns eine Mitarbeiterin im Vogar empfahl, ihr alter Lehrer arbeitet dort. Wir fragten immer wieder nach kleineren Pferden und vermieden das Wort Islandponys. Aber auf ganz Island gibt es nur eine Sorte Pferde. Später erfuhren wir auch vom 77 jährigen Besitzer des Pferdehofes, dass weder Pferde eingeführt, noch ausgeführte wieder ins Land geholt werden dürften. Rassismus ;-).

Der sehr nette alte Lehrer ( Dänisch und Isländisch) bemühte sich sehr, alles für Merle passend zu machen, Helm, Steigbügel und tatsächlich saß sie dann endlich auf  Dvalin ganz allein und wurde vom Besitzer geführt. Wie stolz und glücklich sie auf dieser Tour war, konnte man an ihrem Gesicht sehen. Sie konnte „richtig“ reiten. Ich glaube, die Sache mit den Pferden ist ein guter Grund, mit Kindern hier Urlaub zu machen. In der Saison gibt es hier viele Touristen, die Pferde mieten für kürzere oder längere Ausritte. Dafür werden die alten Straßen benutzt, erklärte der alte Mann.  Die alten Straßen waren die Wege aus der Zeit, als es noch keine Autos gab, also die Pferdewege.

Dvalin ist übrigens ein Zwerg der nordischen Mytologie, der den Trunk bewacht, der dafür sorgt, daß man Poesie erschaffen kann. Der Trunk ist in zwei Schalen aufbewahrt, aus denen nur der Richtige trinken darf(so erzählte er, wir konnten das aber nicht im Internet wiederfinden, vielleicht auch weil Dvalin auch eine Art Grundwort für Zwerg im Allgemeinen ist).  Nach ca einer Stunde waren wir wieder zurück, Merle brachte Dvalin wieder zur Weide und wir reisten weiter Richtung Osten und dann Nordosten. Von der Route 1 bogen wir nach Norden ab an die Küste nach Vopnafjördur. Das war im Gegensatz zu einigen anderen Küstenorten ein ganz charmantes gepflegtes Örtchen mit einem kleinen Hafen und einem Leuchtturm, zu dem wir noch über eine Schafweide hin spazierten. Rein wandertechnisch waren wir heute tatsächlich nicht ausgelastet. Merle wollte schon wieder zwei kleine Hunde mitnehmen auch bei dem Pferd fragte sie, ob sie es mitnehmen darf und hatte auch gleich einen Plan im Kopf, wie es funktionieren könnte, nämlich mit einem Anhänger, den sie auf dem Hof gesehen hat.

Nach dem Leuchtturmbesuch wurde es abenteuerlich, als wir ziemlich steil (15%) ins Gebirge fuhren, mitten durch einen aufgerissenen Vulkankrater. Dramatische Wolken auf der einen Seite, ein gigantisches Flußdelta / eine Sanderfläche auf der anderen. Es entstanden zahlreiche Fotos und Belichtungsreihen wegen der Dramatik und der unerwarteten Schönheit. Ich trauerte zwar doch noch dem ausgelassenen Askjakrater (letztlich sprach Zeit und Wettervorhersage (Regen) dagegen- Anmk. Jan) hinterher, jedoch war diese Strecke ein gar nicht so schlechter Ersatz.

Schon teilweise auf dem ersten Stück, als wir durch die größte Wüste Europas, Namaskard, fuhren, beobachteten wir Sandverwirbelungen und konnten uns vorstellen, wie Sandstürme aussehen. Auch hier an der Flussmündung war es ähnlich. Jedoch kam dann auch hier Regen dazu und je dichter wir nach Egilstadir und Fallabaer kamen, desto schlechter wurde es. Unser geliebtes Bokakaffi machte um 18:00 zu 8wir kamen um 17:55 an), was wir nicht eingeplant hatten. Also setzten wir uns deswegen etwas mißgelaunt in das Restaurant von der Tankstelle N1, aßen auch vernünftig was und kamen letztendlich auch dort ins Internet. Jan war genervt von der Atmosphäre, die natürlich nicht zu vergleichen war mit dem Bokakaffi. Merle nervte wegen eines Eis herum,  was aber auch zugegebener Maßen lecker vor ihrer Nase aufgebaut war. Das Versprechen, daß schon den ganzen Tag hielt, konnten wir letztendlich nicht einlösen, weil auch der Supermarkt nicht mehr auf hatte, dort wollten wir eigentlich noch einkaufen. Nun gut, schließlich fuhren wir auf „unseren“ Campingplatz und kuschelten uns ein.

Vielleicht kommt die etwas nervöse gereizte Stimmung auch daher, daß man sich nicht mehr so treiben lassen kann, das Ende der Reise morgen sein wird, das Wetter nochmal schlecht ist und wir keine körperlich herausfordernde Wanderung heute erlebt hatten… soviel Faktoren… Auch die Anzahl der Fotos ist in den letzten Tagen gestiegen –  Torschlußpanik? Oder doch nur die Steigerung der Herbstfarben zu dem Grau und Schwarz der Umgebung?

Es ist merkwürdig… aber es wird bestimmt lustig, alle auf der Fähre wieder zu treffen, die wir unterwegs schon getroffen haben.

Geertje

Geertje schreibt und fotografiert auf Reisen gerne, um diese intensiven Momente des Lebens festzuhalten. Sie möchte diese wunderbare Welt auch ihren Kindern zeigen und reist deshalb am liebsten als Familie in den Norden. Schön ist es, wenn Bilder und Texte auch andere Familien zum Reisen inspirieren.

Ein Kommentar:

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