Snowfestival Kiruna 2015

Ankunft in Schwedisch Lappland

Mit meinem Kollegen Steffen aus Potsdam breche ich mitten in der Woche am frühen Morgen nach Kiruna auf, wo wir eingeladen sind, eine Schneeskulptur zu erschaffen.

Kaum steigen wir aus dem Flugzeug auf dem kleinen Airport in Kiruna beißt die Kälte in die Nase, die Sonne strahlt. Seit einigen Tagen guckt sie wieder über den Horizont und die Polarnacht ist hier vorüber.

Auf der Baustelle am Järnvägsparken erwartet uns ein Kubus aus Schnee, 3x3x3 Meter groß. Die vier anderen Teams werkeln schon fleißig seit neun Uhr morgens.

Arbeitsbeginn beim Snowfestival

Mit einem Modell, Zollstock und Edding bewaffnet verschaffen wir uns einen groben Überblick und reißen die Formen an und besprechen das erste Vorgehen.

Steffen arbeitet das erste Mal mit Schnee, dabei hat er aber schon anderweitig große Skulpturen erschaffen. Ich bin etwas zögerlich und betone immer wieder, dass wir sicher etwas kräftiger bauen müssen, als das Modell es vermuten lässt.
das war übrigens in der Tasche zerbrochen.

Oh Schreck, dabei hatte ich so einen schicken Acrylwürfel drum herum gebaut. Nachdem wir dann aber schon mal die erste „Etage“ des Schnee abgetragen und grob modelliert hatten, ist es Abend geworden und das gemeinsame Abendessen mit allen Künstlerteams steht an.

Es ist auf solchen Symposien und ähnlichen Veranstaltungen immer wieder erstaunlich wie inspirierend und befruchtend die Arbeit an einem Ort ist, obwohl sie auch körperlich anstrengend ist und viel Konzentration und Aufmerksamkeit erfordert. So kenne ich einige Menschen aus dem letzten Jahr und freue mich neue Schnee-Künstler kennen zulernen.
Am Morgen des zweiten Tages, Donnerstag, spüren wir schon unsere Arme, denn Schneeschippen ist anfangs die Haupttätigkeit. Wir rappeln uns auf, stärken uns im Hotel Kebne und Kaisa, wo wir auch wohnen und laufen dann die fünf Minuten hinüber zur Skulpturen Baustelle.
Große Spaten und Sägen sind unsere Werkzeuge. Bei der Feinarbeit später kommen dann Raspeln und sogar Sandpapier dazu. Es wird unglaublich kalt während des Tages, ich schätze fast minus 30 Grad. Die Arbeit zehrend und zum Mittag verzehren wir große Mengen Fleisch im Hotel Scandic. Vom dortigen Restaurant überblicken wir die gesamte Schneebaustelle. Zwei Kollegen haben einen Eis – und Schneespielplatz konzipiert und stellen ihn bis Freitag fertig. welch ein Gaudi, in einer Eisrutsche zu rutschen.

Auf der Baustelle brennen zwei Feuerkörbe und Jonas unterstützt uns nicht nur beim Schnee wegräumen, sondern schleppt auch Thermoskannen mit heißen Getränken an.
In den kleinen Verschnaufpausen gehen wir dann immer wieder um die angefangene Skulptur herum, machen eine Lagebesprechung. Ist erst mal eine Wölbung, ein Übergang beschlossen, geht es forsch an die Arbeit. Schließlich sehen wir auch wie die anderen Kunstwerke Gestalt annehmen.

Am Abend des Donnerstag sind wir uns noch noch nicht sicher, ob wir unser Vorhaben schaffen können. Einerseits schälen sich schon große organische Blätter aus dem Kubus, aber dann sind da noch die Beeren.
Ich möchte allzu gerne den arktischen Sommer hier stehen sehen. denn die Idee ist es, Moltebeeren und ihre Blätter hier zu erzeugen. der Inbegriff des Sommers, im Schwedischen Hjortron – eine Sommer Erinnerung, die jedem , der den Geschmack kennt ein verträumtes Lächeln ins Gesicht zaubert.

Wenn Steffen an einem Blatt raspelt und ich auf der anderen Seite der Skulptur eine Vibration durch das Material spüre,glaube ich nicht dass sie halten wird. Jedoch gehen wir sogar am Ende streichelnd mit Sandpapier über die zarte Oberfläche.

Fußball?

Ich bin mittelmäßig enttäuscht, als die ersten Kunstinteressierten ihre Rundgänge am Freitag machen und raten, was es denn werden soll, „Memories of summer“, das deutsche Team und dann diese runden Dinger – das muss was mit Fußball zu tun haben…….“Oh – nein“- denke ich und gebe dem Kunstwerk auf dem Schild noch schnell einen Untertitel – denn auf eine Fußball Diskussion kann ich mich auf keinen Fall einlassen, zuwenig Halbwissen.

Samstag ist der letzte und vierte Tag des Wettbewerbs, 12 Uhr fällt der Hammer. Danach schaut die Jury die Ergebnisse an, das Publikum kann seinen Favoriten wählen und die Künstler unter sich. Anderthalb Stunden später findet die Preisverleihung vor Ort statt.

Preisverleihung

„Leda und der Schwaan“ gewinnt den Preis der Jury und des Publikums. Alla Achtung dem Team aus Schweden und Eritrea. Witzig sind auf jeden Fall die dicken Handschuhe und Stiefel, die die sonst nackte Leda trägt. Der Artists Preis geht an die Snowpuffins. Wirklich ein Niedlichkeitsfaktor.
Wir bekommen keinen Preis. Ich freue mich trotzdem , dass es uns geglückt ist, das Material auszureizen und wunderbare zarte Blätter erschaffen zu haben. Sie sind teilweise in den Spitzen weniger als zwanzig Zentimeter dünn. So ist jede Schneeskulptur auch wieder eine Forschungsarbeit bezüglich der Wirkung im Raum und der Beschaffenheit des Materials.

Wir genießen den Trubel, alle Familien Kirunas scheinen sich heute herauszuwagen und das Schneefestival mitzunehmen. Es gibt im Folketshus jede Menge Stände mit Kunsthandwerk, im Stadthuset eine neue Kunstausstellung, Snowblower Wettbewerbe und Hundeschlittenfahrten.

Die Künstler sitzen am Abend noch bei einem köstlichen Elchburger beisammen und lassen die Tage Revue passieren. Morgen werden wir im nasskalten Potsdam sitzen und uns wunderen, was diese kurze intensive Erfahrung mit uns angestellt hat.

 

 

 

Geertje

Geertje schreibt und fotografiert auf Reisen gerne, um diese intensiven Momente des Lebens festzuhalten. Sie möchte diese wunderbare Welt auch ihren Kindern zeigen und reist deshalb am liebsten als Familie in den Norden. Schön ist es, wenn Bilder und Texte auch andere Familien zum Reisen inspirieren.

5 Kommentare:

  1. Oh das liest sich toll 🙂 Kiruna ist eh sehenswert.

  2. Liebe Mel, ja wir finden auch, dass Kiruna ein ganz besonderer Ort ist. Die Mine und dann die unendliche Wildnis drumherum. Demnächst wird die ganze Stadt wegen der Mine umziehen in eine futuristische Architektur einige Kilometer weiter, wie fändet ihr das, wenn eure Stadt umziehen müßte?

  3. Mir gefällt eure Skulptur toll….super Idee und so schön filigran umgesetzt….großes Kompliment! Nicole

  4. Hallo Nicole, vielen Dank für das Kompliment. Ja man lernt das Material imme besser kennen. Aber ganz schön risky war es trotzdem, an den dünnsten Stellen sind die Blätter nur 20 cm dünn.

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