Kindergeburtstag auf dem Reiterhof

„Schau mal Pferde“ von Eva Pinkall ist ein ganz besonderer Reiterhof in der Nähe von Potsdam. Wie aufgeregt kleine Pferdemädchen doch sein können, merke ich, als wir im VW Bus nach Stücken bei Potsdam fahren. Hier verbringen sie ein Geburtstagswochenende.

Über Mundpropaganda hörte ich schon öfter von Evas Pferden und ihrer Arbeit.
Und unser Schnupperbesuch eine Woche vor dem Geburtstag überzeugte mich gänzlich, dass dieses Wochenende für die Mädchen ein schönes Erlebnis wird.
Mit Sack und Pack, Geburtstagskuchen und Reithelmen stolpern wir auf das große Wiesengelände neben der Feldsteinscheune.

Eva wohnt hier im Erdgeschoss in der Hobbithöhle und stellt noch einen kleinen Bauwagen für ihre Gäste zur Verfügung. der ist liebevoll eingerichtet und die kleine Geburtstagsgesellschaft stürzt sich sogleich auf das Schlafpodest und darunter und versucht die Schlafplätze zu verteilen.  Schlafsäcke werden ausgerollt und Kuscheltiere platziert. Es ist draußen frühlingswarm, dass wir uns an einen einfachen Tisch setzen und erstmal Kuchen essen und unseren Blick schweifen lassen.

Pferde begrüßen in Stücken

Auf dem Reitplatz sind gerade noch andere Kinder. Sobald Eva ein Ohr für uns hat, holen sich die Mädchen die Erlaubnis ein, in die Scheune zu dürfen und alle Pferde zu begrüßen.
Aufmerksam wendet sich Eva uns zu und stellt uns die Pferde vor. Es darf auch gefüttert werden und das Eis ist gebrochen. Bald hat jede ihr Lieblingspferd, was es umhegen und umpflegen darf.
Es ist etwas bewölkt und ich beobachte das Treiben aus der Ferne. In der Scheune wird von großen Heuballen gesprungen und zwei Hunde tollen plötzlich hier mit umher. Am Horizont eine Reihe Pappeln. Weite und Stille.

Plötzlich ist der Name „Schau mal Pferde“ soviel bedeutsamer.
Ich bestücke die Draußen-Küche mit unseren Utensilien, alles wird Hundesicher in große Plastikboxen verpackt.
Das Trio muss sich erst mal einspielen. Ein guter Ort, um Achtsamkeit miteinander zu üben, denn es gibt nur uns und die Pferde. Jede Regung scheint so pur und doppelt intensiv zu sein.

Ein Kuscheltier wurde vergessen, mittleres Drama. Die Aussicht auf Ersatz am Abend tröstet. Wir setzen uns gemeinsam unter ein Vordach des Bauwagens, denn es tröpfelt etwas von oben. Ich habe Aquarellfarben mit eingepackt und wir malen kleine Bilder. Es ist still. Ein bisschen gedrückte Stimmung. Wir reden und langsam löst sich der Knoten.

Gruppenprozess

So eine Dreier Clique ist sicher keine einfache Konstellation.
Eva merkt dies, denn sie hat Erfahrung und arbeitet auch mit Teams zum Thema Achtsamkeit und coacht mit Hilfe der Pferde.
So erklärt sie den Mädchen Kindgerecht, dass wir mit den Pferden auch immer schauen, wie es allen geht und dass es ja in so einer Clique so ähnlich ist.
Später hakt sie nochmal nach, wie es denn jetzt so war mit dem Wohlfühlen.
Ich bin sehr dankbar, dass sie diesem Prozess so einen Impuls gegeben hat.
Trotzdem sind die meisten Momente an diesem Wochenende bei ihr in Stücken leicht, locker und fröhlich. Nur eines nicht: oberflächlich.

Abend bei Lagerfeuer und Schlafen im Bauwagen auf dem Reiterhof

Am Abend machen wir das Lagerfeuer an der Feuerstelle vor unserem Bauwagen an. Alle Eltern haben etwas kulinarisches mitgegeben. Eine tolle Strategie, so musste ich auf diesem Feld nicht zu viel vorbereiten. Wir snacken hier und da und machen uns zum Nachtisch noch Waffeln im Waffeleisen über dem Feuer. Das Kuscheltier wird gebracht und alle werden langsam müde. Im Halbdunkel eilen die Mädchen noch zum Trocklenklo hinter dem Pferdestall und dann kuscheln sich alle in ihr Schlafsäcke.

Ich füge mich der Schlafordnung und meine Beine hängen zur Hälfte über das Podest rüber, dafür ist es schön warm, wie wir alle nebeneinander liegen. Ich lesen noch „Monster Mia“ vor, aber fast alle schnarchen schon.

Ausflug mit 2 Pferden, 3 Mädchen, 2 Frauen und einem Hund

Am Sonntag machen wir mit zwei Pferden einen Ausritt vom Reiterhof in Stücken hinaus in die Wiesen. Trotz anfänglicher Bedenken probieren alle auf dem Reitplatz einmal ohne Sattel zu reiten. Beim Putzen und Vorbereiten sehe ich wie eins sie mit den Tieren und wie aufmerksam die Mädchen sind.

Mit meiner Kamera fühle ich mich fast als Eindringling in dieser heilen Welt.

Ich erinnere mich gut, als unsere Große das erste mal bewusst in Island auf einem Islandpferd reiten durfte. Sie war drei einhalb Jahre und hatte einen ganzen anderen Ausdruck im Gesicht. So anders verbunden.

Wir nehmen zwei Pferde, einen Hund und Eva mit auf den Ausflug. Es wird immer mal getauscht. Mal laufen, mal reiten, mal den Hund begleiten. wer eine freie Hand übrig hat, sammelt Wildkräuter.

Alles um uns herum ist zartgrün, es duftet nach Landleben.
Als wir wieder die ersten Häuser von Stücken erreichen und die Pferdehufe auf dem Asphalt zu hören sind, ist mir das schon fast wieder etwas zu zivilisiert.

Die Wolken, die während des Ausflugs am Horizont hingen, sind mittlerweile auch hier angekommen. Trotzdem sitzen wir mit Eva zusammen und reden über alles, uns und die Pferde.

Als es anfängt zu tröpfeln, räumen wir langsam unsere Sachen ein. Ich stehe in der überdachten Draußen-Küche und höre nochmal Gejuchze aus der Scheune.

Eigentlich möchte ich gar nicht wieder los in die große Stadt, wenn ich die glücklichen Gesichter der Mädchen sehe und meinen Blick zum Horiziont schweifen lassen kann.

Ich hatte als Mädchen selbst nie diese großartigen Reiterlebnisse oder den Umgang mit Tieren und war deshalb immer etwas distanziert. Ich habe einen neuen Einblick in die Arbeit mit Pferden bekommen und durch Evas besondere Arbeit jetzt Interesse auch mal ein Seminar für „Achtsamkeitspraxis und Streßbewältigung mit Pferden“  zu belegen. Sie führt auch mehrwöchige Achtsamkeitsmeditations Kurse durch. Sehr gut vorstellbar, dass ich dafür einmal von Potsdam nach Stücken reise.

Details über Evas Angebote kannst du hier finden: http://www.schaumalpferde.de/